Report von MJ Biz Daily: In Europa brummt Cannabis nur in Deutschland und Italien

by Moritz Förster

Der Markt für medizinisches Cannabis wächst in Deutschland auch 2019, aber keineswegs exponentiell. Deutschland behauptet seine Pole Position in Europa, nur Italien zieht mit. Alle anderen europäischen Länder hinken abgeschlagen hinterer und die Versorgung hängt auch 2019 von den alten Bekannten aus Kanada und den Niederlanden ab. Alles beim alten, will man fast sagen, wenn man in den just erschienen zweiten Report von Marijuana Business Daily blickt

Es wird nichts so heiß gekocht wie gegessen. Die alte Redensweisheit gilt auch für medizinisches Cannabis. Marijuana Business Daily hat soeben seine zweite Ausgabe des Reports “Medical Cannabis in Europe: The Markets & Opportunities” publiziert. Wie immer halten sich die Autoren mit Prognosen zurück, rücken die empirischen Fakten in den Vordergrund. Die wichtigsten Ergebnisse:

Deutschland bleibt der mit Abstand umsatzstärkste europäische Markt, weitere Märkte dümpeln vor sich hin

Auf Deutschland entfallen fast drei Viertel aller Umsätze mit Cannabis-Produkten in Europa. Es folgt Italien mit einem Anteil von acht Prozent, danach folgen vergleichsweise bevölkerungsschwache Länder wie Österreich, die Niederlande, Schweiz und Dänemark. Alles in allem werden die gesamten europäischen Verkaufserlöse auf maximal 250 Millionen Euro geschätzt. “Zum Vergleich: Die gesamten Verkaufserlöse in Europa waren 2019 weniger als halb so viel wie die im US-Bundesstaat Arizona mit insgesamt 7,3 Millionen Einwohnern”, so MJ Business Daily Analyst Alfredo Pascual. In Italien sind die Umsätze 2019 um 49 Prozent auf 20 Millionen Euro gewachsen.

Report von MJ Biz Daily: In Europa brummt Cannabis nur in Deutschland und Italien

In Deutschland verdoppeln sich 2019 Umsätze und Import, aber die Margen werden sinken

Ingesamt wurden 6,5 Tonnen Cannabisblüten nach Deutschland importiert, also mehr als doppelt so viel wie noch im Jahr zuvor (drei Tonnen). Die Autoren schätzen, dass 5,5 Tonnen auch im laufenden Jahr verkauft wurden. Nach der neuen Preisregelungen gehen die Autoren von stark sinkenden Margen aus. Bis dato verkaufte das ‘OMC, die staatliche Behörde für Cannabis in den Niederlanden, Cannabis je Gramm für 5,40 bis 5,80 Euro. Die Autoren schätzen, dass Importeure für vier bis sieben Euro je Gramm erhalten. Den Preis, den Apotheker an die Distributoren zahlen, schätzen die Autoren auf acht bis 14 Euro. Nach der neuen Preisregelung werden deutlich niedrigere Margen erwartet. Deutschland wolle beispielsweise für 2,30 Euro je Gramm die im eigenen Land angebauten Blüten aufkaufen. Das Marktvolumen, gemessen an einem Verkaufspreis der Apotheken von 20-Euro, schätzen die Autoren 2019 auf 110 Millionen Euro nur für Cannabisblüten, für alle Cannabis-Produkte auf mindestens 170 Millionen Euro. 267.348 Verschreibungen hätten Patienten an Apotheken für verschiedene Cannabis-Produkte übergeben, ein Anstieg von 44 Prozent. Und: Die Hälfte aller verschriebenen medizinischen Cannabis-Produkte sind Blüten. 30 Prozent der erstatten Cannabis-Produkte sind Isolate.

Diversifizierung der Versorgung? Fehlanzeige

54 Prozent der Import stammen aus den Niederlanden, 38 Prozent aus Kanada und acht Prozent aus Portugal der Importe. Uruguay, Kolumbien, Australien, Mazedonien – all die Länder, die als neue Exportländer gen Deutschland 2019 kursierten, importierten höchstens für Forschungszwecke, nicht aber EU GMP zertifiziertes medizinisches Cannabis für Patienten. Die meisten der Distributoren balgten sich auch 2019 um den gleichen 2,5-Tonnen-Topf des niederländischen Händlers Bedrocan. Händler, die jenseits der Niederlande Bezugsquellen erschließen konnten, waren: Aurora mit eigenen Produkten aus Kanada, Cannamedical mit Importen von Wayland aus Kanada und von Tilray aus Portugal. Canopy Growth mit eigenen Produkten aus Kanada. Pohl Boskamp mit Importen von Cronos sowie Tilray, das eigene Produkte aus Kanada handelt. Inzwischen hätte das BfArM erste Importe aus Dänemark und Spanien genehmigt.

Report von MJ Biz Daily: In Europa brummt Cannabis nur in Deutschland und Italien

“Der europäische Markt bleibt eine einzigartige Herausforderung für Unternehmen und Investoren. Der Kontinent kann aufgrund verschiedener Sprachen, Kulturen und nationaler Grenzen nicht als ein einzelner gesetzlicher Zuständigkeitsbereich betrachtet werden. Bedeutende europaweite Regulierungen für Cannabis sind rar, die jeweiligen Rahmenbedingungen variieren drastisch”, beurteilt Analyst Pascual die Situation.

Der Report ist konstenlos online abrufbar.

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