Kein Vermittlungsausschuss – großer Erleichterung in der Cannabis-Industrie

by Redaktion

Nachdem der Bundesrat auf das Einschalten eines Vermittlungsausschuss verzichtet hat, herrscht große Erleichterung in der Cannabis-Industrie. Die Branchenvertreter hoffen auf Dominoeffekte, blicken bereits auf den Anbau in Deutschland und gehen von Wachstum des medizinisschen Markts aus.

Dominoeffekte

“Die ganze Welt schaut auf Deutschland. Es wird viele Nachahmer geben”, so DHV-Sprecher Georg Wurth. Daniel Kruse, Geschäftsführender Direktor der Synbiotic, findet, dass das Gesetz eine „nationale und internationale Signalwirkung” habe und sieht bereits jetzt „praktikable Rahmenbedingung en für die zukünftige Kommerzialisierung von Cannabis am Standort Deutschland.“ Timo Bongartz, Chief Commercial Officer von Cannavigia, spricht bereits von einem „richtungsweisenden Gesetz“ für Europa und geht von einem „Domino-Effekt“ aus. Er kündigt bereits an, Cannavigias Softwarelösung „auch in diesem Markt anzubieten“.

Administrative Erleichterung durch Reklassifzierung

Alexander Rieg als Pharma Consultant betont, dass das „MedCanG, also das Medizinal-Cannabisgesetz Teil des CanG, also des Cannabisgesetzes,“ sei. Die Sanity Group rechnet aufgrund der Streichung von Cannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz mit einem starken Anstieg der Patientenzahl, da der Zugang zu dieser Therapieform wesentlich vereinfacht wird. Auch Benedikt Sons, Co-Founder und Geschäftsführer von Cansativa, sieht Vorteile: „Für alle Partner im Distributionsprozess von Medizinalcannabis, vom Anbauer über den Händler bis zur Apotheke, wird die heutige Entscheidung zu bürokratischer Erleichterung und wirtschaftlichem Wachstum führen. Dies wird die Vielfalt im Markt für Medizinalcannabis befördern und damit den Patient:innen zu Gute kommen.“ Entsprechend spricht Thomas Schatton, Gründer und CEOs der Four 20 Pharma GmbH, von „sehr hohen Hürden”, vor denen Ärztinnen und Ärzte bislang standen, “wenn sie ihre Patientinnen und Patienten mit der Heilpflanze therapieren wollten“. Weil Cannabis ab April nicht mehr als Betäubungsmittel, sondern als verschreibungspflichtiges Medikament eingestuft werde, werde die Verordnung seines Erachtens unkomplizierter. Niklas Kouparanis, Co-Founder und Geschäftsführer der Bloomwell Group, geht davon aus, dass sich dies auch zu „sinkenden Preisen für medizinisches Cannabis“widerspiegeln werde, die “bereits jetzt teilweise deutlich unter den Preisen des illegalen Marktes” liegen würden. Zudem betont er, dass das e-Rezept möglich sei, „sobald medizinisches Cannabis nicht mehr als Betäubungsmittel gilt”.

Anbau in Deutschland

Während  Dr. Constantin von der Groeben,  Co-Founder und Co-Geschäftsführer Demecan, davon spricht, dass “die Benachteiligung deutscher Hersteller gegenüber CannabisImporten vorbei” sei, kündigt sein Co-Geschäftsführer Dr. Philipp Goebel bereits an: „Wir werden nun daran arbeiten, dass medizinisches Cannabis zu 90 Prozent aus Deutschland kommt und nur zu 10 Prozent importiert wird.“

Pilotprojekte

„Für die deutsche Cannabisbranche ist dies ein wichtiger, wenn auch gleichzeitig nur erster Schritt, so Finn Hänsel, Gründer und CEO der Sanity Group. Er fährt fort: „Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit.” Eine zeitnahe Umsetzung der zweiten Säule des CanG sei nun essentiell. 

Weitere Konsequenzen

Sascha Mielcarek, CEO von Canify: „Zu hoffen bleibt, dass nun auch andere Institutionen wie der G-BA entsprechende Konsequenzen ziehen und zum Beispiel den Genehmigungsvorbehalt entsprechend lockert.“ Und Alfredo Pascual, Executive Director von Seed Innovation, blickt bereits auf die nächsten Schritte. Das aktuelle Gesetz setze einen echten Paradigmenwechseln noch nicht völlig in die Praxis um. Vielmehr sei es ein Schritt in die richtige Richtung, verdeutliche aber vor allem, dass eine Cannabis-Reform kein einzelnes Ereignis, sondern vielmehr ein komplexer, fortlaufender Prozess sei.

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