In Sachsen, wo bei Demecan die medizinischen Cannabis Pflanzen wachsen …

by Lisa Haag

Am Donnerstag, dem 15. Juli, war es endlich soweit. Die Pandemie halbwegs im Griff und bei passendem Wetter in festlichem Aufbau im Freien hat Demecan das Richtfest für die 30.000 Quadratmeter große Betriebsanlage gefeiert. Wir waren vor Ort, gibt es doch in Deutschland nur wenige Möglichkeiten eine solche Anlage einmal persönlich zu besichtigen.

Die drei Gründer hinter Demecan – ein Ökonom (Dr. Cornelius Maurer), ein Anwalt (Dr. Constantin von der Groeben) und ein Arzt (Dr. Adrian Fischer) – haben sich bewusst dazu entschieden eine bestehende ungenutzte Fläche wiederzubeleben. Das habe nicht nur wirtschaftliche Gründe, betont Mitgründer Dr. Constantin von der Groeben. Man könne durch den Umbau bereits ab Beginn der Produktion CO2-neutral produzieren. Der ehemalige Schlachthof hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Einst einer der modernsten Schlachthöfe Europas, zwischenzeitlich nicht genutzt, ist nun hier eine der drei Anlagen für den Anbau von medizinischem Cannabis in Deutschland angesiedelt.

Neues Leben für den Standort Ebersbach

Der Standort ist in Ebersbach, Kreis Meißen in Sachsen. Das Gelände ist freistehend und es befindet sich auch ein Verwaltungsgebäude dort in dem bereits rund 40 Mitarbeiter am Standort aktiv sind. Die Anlage selber war schon fortgeschritten, das medizinische Cannabis “Made in Germany” soll ab Ende des Jahres dort angebaut werden und ab Anfang 2022 verfügbar sein. Alles ist umzäunt und gesichert. Auch soll der Standort noch weiter ausgebaut werden. “Demecan ist der Spezialist für medizinisches Cannabis in Deutschland. Wir sind sowohl Großhändler als auch Hersteller von medizinischen Cannabisprodukten mit einer eigenen Produktionsstätte in Sachsen, die wir zu Deutschlands erstem Zentrum für medizinisches Cannabis ausbauen.” so Dr. Cornelius Maurer, der Ökonom im Gründerteam.

Akzeptanz in der Gemeinde Ebersbach

Am Standort Ebersbach scheint man sich darüber zu freuen, dass der Standort wieder belebt wird. Auch der Bürgermeister der Gemeinde, Falk Hentschel, spricht zum Richtfest. Er sagt während seiner Rede „Wir freuen uns auf Medizinalcannabis made in Ebersbach.” Er selber stehe in engem Dialog mit den Gründern und dem Unternehmen, auch um die Interessen seiner Gemeinde zu vertreten. „Die Produktionsstätte hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Wir freuen uns, dass Demecan sich für den Standort in Ebersbach entschieden hat und sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen.”

Sächsischen Technologieförderung

Auch sei Sachsen grundsätzlich offen was Fördermittel für Forschung und Entwicklung angeht betont Referatsleiter für Industrie im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Christoph Zimmer-Conrad, der stellvertretend vor Ort war. Er bekräftigt: „Medizinisches Cannabis ist ein chancenreicher Markt. Produktion und Absatz nehmen weltweit stetig zu. Ich freue mich, dass eine der ersten deutschen Produktionsstätten für medizinisches Cannabis hier in Sachsen entsteht. Damit wächst vor den Toren Dresdens ein neuer Innovationsstandort für Medizin und Forschung, der sich gut in das bestehende sächsische Pharma-Cluster einfügt. Die Herstellung von medizinischem Cannabis im Freistaat wird die überregionale Sichtbarkeit und die Bekanntheit des Pharmastandorts Sachsen nachhaltig stärken.”

Zuletzt hatte Demecan im April erneut Millionen für Forschung, Produktentwicklung und Anbau erhalten. Auf eine frühere Anfrage von krautinvest.de teilte Demecan mit, dass sich hinter der Forschungstätigkeit “im ersten Schritt die Arbeit an der Selektion verschiedener Cannabistypen hinsichtlich Wirkstoffgehalt und medizinischer Wirkung” verberge. Weiterhin arbeite das Unternehmen “an der Entwicklung innovativer Verfahren zur Herstellung von Extrakten, die das gesamte Wirkspektrum von Cannabisblüten enthalten.” Hinsichtlich der “innovativen Dosierungsformen” erklärt Demecan, dass man an einer Lösung arbeite, “die eine Cannabinoidtherapie mit identischem Wirkprofil sowohl als akutwirksame Bolusgabe wie auch zur Langzeittherapie” ermögliche. Nähere Angaben über Unternehmen, mit denen Demecan bereits kooperiert, und auch konkrete Angaben zu dem Forschungsvorhaben in Hessen wollte Demecan noch nicht machen.

In Sachsen, wo bei Demecan die medizinischen Cannabis Pflanzen wachsen …
Dem Bürgermeister von Ebersbach und dem Land Sachsen sind die vier Geschäftsführer dankbar für die Unterstützung.
(v.l.n.r. Christoph Zimmer-Conrad, Dr. Adrian Fischer, Dr. Cornelius Maurer, Jörg Sellmann, Dr. Constantin von der Groeben, Falk Hentschel)

Cannabis “Made-in-Germany”

Insgesamt sollen von den drei Herstellern 10,4 Tonnen Cannabis innerhalb von vier Jahren geliefert werden. Demecan soll dabei 2.600 Kilogramm getrocknete Cannabisblüten produzieren. „Vor vier Jahren wurde medizinisches Cannabis durch das ‘Cannabis als Medizin’-Gesetz verschreibungsfähig. Damals wie heute ist nicht ausreichend medizinisches Cannabis in angemessener Qualität vorhanden und es kommt immer wieder zu Lieferengpässen. Wir haben uns daher für den Aufbau einer eigenen Produktion in Deutschland beworben, auch um eine flächendeckende Patientenversorgung mit medizinischem Cannabis in Made-in-Germany-Qualität zu gewährleisten.” so Mediziner Dr. Adrian Fischer.

Fertigstellung Ende 2021 geplant

Dr. Adrian Fischer führte alle Gäste im Anschluss an die Reden durch die Anlage. Sie ist beeindruckend gebaut mit dicken Stahlbetonwänden und aufgeteilt nach den verschiedenen Bereichen entlang der Produktionskette. Am Bau ist sicherlich noch zu tun, aber alles hat schon seine Form und man kann erahnen wie alles in Aktion aussehen wird. Der benötigte Wassertank ist bereits vor Ort, weitere Ausstattung wie Licht, Tische, etc. sind aktuell noch nicht installiert.

Mit den aktuellen Losen aus der Ausschreibung ist man sicherlich auch noch nicht komplett ausgelastet, aber die Bundesregierung hat die Möglichkeit Mengen bis zu einem gewissen Maß zu erhöhen. Die vergangene Ausschreibung wird auch hoffentlich nicht die letzte bleiben und so können die drei Unternehmen mit Zuschlag solange in Deutschland Erfahrung und somit eine Referenz aufbauen. „Der Markt für medizinisches Cannabis wächst weiter rasant. Demecan war von Anfang an dabei, mit dem Ziel, Patient:innen in Deutschland konstant und verlässlich mit medizinischem Cannabis von höchster Qualität zu versorgen. Dafür bauen wir unsere Betriebsstätte in Ebersbach auf.” so Dr. Constantin von der Groeben zu den weiteren Entwicklungen im Markt und der Rolle von Demecan. 

Gut aufgestellt für die Zukunft 

Die ersten Blüten Made-in-Germany von Aphria sind bereits in den Apotheken verfügbar. Ein weiterer Lieferant für die medizinischen Cannabisblüten ist die Firma Aurora. Die Blüten stoßen bereits auf große Resonanz bei den Patienten, auch wegen des vergleichsweise niedrigeren Preis, besonders für Selbstzahler. Demecan hat auch seit Anfang des Jahres eigene Blüten “Florestura” verfügbar, zeitnah sollen Extrakte folgen. Demecan hat zudem weitere Produkte im Sortiment und zwischenzeitlich verschiedene Lieferanten wie MediPharm Labs oder Little Green Pharma aufgeschaltet. Demnächst kommen dann wohl die Produkte aus eigener Produktion, diese werden jedoch vom Frankfurter Unternehmen Cansativa für das BfArM an die Apotheken geliefert.

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