Demecan kauft Europas größte Produktionsstätte von Wayland

by Moritz Förster

Demecan übernimmt die – laut Unternehmensmitteilung europaweit größte – Produktionsstätte für medizinisches Cannabis des ehemaligen kanadischen Cannabisproduzenten Wayland. Die 30.000 Quadratmeter große Betriebsstätte liegt in der Nähe von Dresden. Nach Angaben von Demecan sei der Kaufvertrag bereits im Juni 2020 unterzeichnet und in der vergangenen Woche rechtskräftig geworden.

Dr. Adrian Fischer, Demecans Geschäftsführer und Mitgründer, lässt sich zitieren: „Wir sind sehr glücklich über diesen Zukauf. Die Produktionsstätte bietet den nötigen Raum für unseren weiteren Wachstumskurs. Dort können wir nicht nur bei Bedarf schnell und effizient erhebliche Mehrmengen an Cannabisblüten produzieren und damit den gesamten deutschen Markt versorgen, sondern diese auch zu anderen Darreichungsformen, wie zum Beispiel zu Cannabisextrakten, weiterverarbeiten. Auch Forschung zum Einsatz und der Wirkung von medizinischem Cannabis können wir betreiben. Damit wird die Anlage das Fundament, um zum führenden Hersteller von medizinischen Cannabisprodukten in Deutschland und Europa zu werden.”

Dr. Cornelius Maurer, der das Unternehmen 2017 als Geschäftsführer mitgründete, stand krautinvest.de Rede und Antwort:

krautinvest.de: Wie weit sind der Bau und die Zertifizierung der Anlage vorangeschritten. Was waren die bisherigen Meilensteine?

Cornelius Maurer: Aktuell schreiten die Bauarbeiten unserer Demecan Produktionsstätte parallel zum Importgeschäft voran. Bei Dresden bauen wir ein bereits vorhandenes Produktionsgebäude um. Das spart uns Zeit beim Aufbau, bringt aber auch Herausforderungen in den Gegebenheiten vor Ort mit sich, die wir aber schon in unserem Anbaukonzept berücksichtigt haben. Nach Fertigstellung der Betriebstätte sind wir die unabhängige deutsche Lieferquelle für medizinisches Cannabis. Das erfüllt uns natürlich mit Stolz, denn mit dem nationalen Anbau kommen wir unserer Mission, eine flächendeckende Versorgung mit Medizinalcannabis zum Wohle der Patienten in Deutschland zu garantieren, einen großen Schritt näher.

krautinvest.de: Wann ist mit dem ersten Anbau zu rechnen?

Cornelius Maurer: Unser Ziel ist es, noch in diesem Jahr mit dem Anbau der ersten Pflanzen zu starten, um so schnell wie möglich die ersten Cannabisblüten an das BfArM zu liefern. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass sich im weiteren Verlauf die COVID-19 Pandemie noch auf unseren Produktionsstart auswirken wird. Aktuell prüfen wir eventuelle Verzögerungen. Unser Team und wir geben alles, damit wir bald schon die ersten eigenen Cannabisblüten „Made in Germany“ ernten können.

krautinvest.de: Wie stark hängt Demecan vom Distributionspartner des BfArM ab, kürzlich wurde Cansativa ausgewählt?

Cornelius Maurer: Demecan liefert medizinisches Cannabis aus eigenem Anbau direkt an das BfArM, dies ist vollkommen unabhängig von der Distribution geregelt, weshalb wir hier keine Probleme sehen. Mit dem Zuschlag im Vergabeverfahren haben wir mit dem BfArM einen Liefervertrag über vier Jahre geschlossen. Der Auftrag der Bundesregierung umfasst eine 100-prozentige Abnahmegarantie unserer Produktion. Das bietet auch unseren Investoren Sicherheit. Selbst die Abnahme von 50 Prozent Überproduktion jenseits des vereinbarten jährlichen Volumens ist vertraglich vorgesehen. Darin spiegelt sich aus unserer Sicht auch der öffentliche Bedarf nach lokal produziertem Medizinalcannabis, das den im Vergleich zu anderen Ländern hohen pharmazeutischen Anforderungen in Deutschland an pflanzliche Arzneimittel entspricht.

krautinvest.de: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit im Joint Venture mit Wayland – wer übernimmt welche Aufgaben?

Cornelius Maurer: Es war uns immer wichtig, ein unabhängiges Unternehmen zu sein, dass die Ideen und Konzepte, die wir speziell für den deutschen Markt entwickelt haben, eigenständig umsetzen kann. Gerne möchten wir an dieser Stelle alle Unklarheiten beseitigen: Die Demecan ist ein unabhängiges deutsches Unternehmen, das von deutschen Investoren unterstützt und mehrheitlich von den drei Gründern gehalten wird. Es bestand zu keinem Zeitpunkt ein Joint Venture mit Wayland, auch besitzt das kanadische Unternehmen keine Option Geschäftsanteile an der Demecan zukünftig zu erwerben. Vielmehr ist es mittlerweile umgekehrt: Demecan hat kürzlich Waylands größtes Asset in Europa, die 30.000 qm Betriebsstätte in der Nähe von Dresden, erworben. Durch den Kauf der Anlage ist Demecan nunmehr im Besitz der größten Cannabisproduktionsstätte in ganz Europa.

krautinvest.de: Angesichts der neuen Preisregelungen für Apotheken und zu erwartend zunehmend mehr Importeuren aus dem Ausland wird der Wettbewerb auf dem deutschen Markt intensivieren. Wird DEMECAN perspektivisch auch weitere sich entwickelnde EU-Märkte ins Auge fassen?

Cornelius Maurer: Zunächst begrüßen wir die Einigung von Apotheken und Krankenkassen zur Preisregelung, denn für Krankenkassen sinken die Kosten für die Übernahme des pharmazeutischen Produkts, was eine Cannabistherapie auch preislich noch attraktiver gegenüber anderen Schmerztherapien, wie zum Beispiel mit Opiaten, macht. Die Einigung ist auch ein wichtiger Schritt, Sicherheit für alle Stakeholder im Markt zu schaffen, allen voran für Patienten. Darüber hinaus zeigt die Notwendigkeit einer Preisregulierung, dass der Markt für medizinisches Cannabis stark gewachsen ist, immenses Wachstumspotenzial besitzt und hierzulande ein Zukunftsmarkt ist. Bei der Demecan konzentrieren wir uns im ersten Schritt auf die Patientenversorgung in Deutschland. Dabei sind wir das einzige deutsche Unternehmen, das eine eigene nationale Produktion aufbaut. Dadurch sind wir nicht von internationalen Zulieferern abhängig und fungieren nach Fertigstellung unserer Produktionsanlage als unabhängige Lieferquelle mit Produkten nach höchsten, deutschen Qualitätsstandards. Wir sind davon überzeugt, uns mit unserem hohen pharmazeutischen Qualitätsanspruch im nächsten Schritt auch über die Grenzen Deutschlands hinaus im europäischen Markt durchsetzen zu können, denn alle Patienten in Europa sollten die Möglichkeit erhalten, das qualitativ beste Medizinalcannabis zur Therapie nutzen zu können.

krautinvest.de: Wie sehen die unternehmerischen Ziele jenseits des Anbaus aus. Was sind die nächsten Meilensteine?

Unser oberstes Ziel ist die nationale Patientenversorgung mit medizinischem Cannabis in „Made in Germany“-Qualität – darauf konzentrieren wir uns. Dabei geht es letztlich nicht nur um Cannabisanbau, sondern um Arzneimittelherstellung. Aus der Cannabispflanze kann man noch viel mehr machen als nur getrocknete Blüten, so zum Beispiel Extrakte. In diesem Zusammenhang muss auch der Kauf der Betriebstätte gesehen werden, der uns letztlich drei strategische Vorteile bringt: Die Größe der Anlage und die entsprechenden Reserveflächen beim Anbau erlauben uns, kurzfristig auf die stetig steigende Nachfrage reagieren und den gesamten Bedarf an Medizinalcannabis in Deutschland decken zu können. Natürlich können wir mit der räumlichen Zusammenlegung von Produktion sowie Großhandel inkl. Logistik an einem Ort Kosten sparen und Synergieeffekte erzielen. Schließlich bietet uns die Produktionsstätte den Raum, über die Produktion von Cannabisblüten hinaus den Cannabisrohstoff zu Extrakten und anderen Darreichungsformen weiterzuverarbeiten sowie Forschung zum Einsatz und der Wirkung von medizinischem Cannabis zu betreiben, und so zum führenden Hersteller von Medizinalcannabisprodukten in Deutschland und Europa zu werden.

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