Kanada – Export-Gigant für medizinisches Cannabis

by Gastautor

Ein Gastbeitrag von Albert Christian Schwarzmeier, CEO & Gesellschafter Enua

Seit dem Frühjahr 2017 ist die Verwendung von medizinischem Cannabis deutschlandweit legal. Dieses gilt seit April 2024 auch nicht mehr als Betäubungsmittel – was zu einem raschen Anstieg der Zahl der Schmerztherapien mit Cannabis geführt hat. Das Gesetz ermöglicht es Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen, Cannabisblüten und -extrakte auf ärztliche Verschreibung hin zur Schmerztherapie einzunehmen, etwa bei chronischen Schmerzen, Migräne, Krebs, Multipler Sklerose oder Schlafstörungen. Damit ist ein enormer Bedarf entstanden, der aufgrund starker Regularien sowie spezifischer Standortnachteile (Personal-, Wasser- und Energiekosten) innerhalb Deutschlands nicht annähernd gedeckt werden kann.

Daher ist hierzulande der Anbau von medizinischem Cannabis kaum etabliert. Der Großteil wird importiert, und zwar vor allem aus einem Land: Kanada. Gleichzeitig haben sich immer mehr europäische Anbauländer auf den deutschen Markt eingestellt. Doch Kanada ist mit Abstand größtes Export-Land. Im ersten Halbjahr 2024 wurden laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 19,8 Tonnen getrocknete Cannabisblüten für die medizinische Nutzung importiert, davon stammt mit Abstand die größte Menge aus Kanada mit 11,1 Tonnen.

Seit seiner Gründung im Jahr 2018 hat sich enua auf diese Entwicklung eingestellt und sehr enge Geschäftskontakte auf der anderen Seite des Atlantiks geknüpft. Den Großteil der Cannabissorten, die wir als Hersteller in Deutschland vertreiben, werden in Kanada angebaut. 

Überragender Marktführer

Warum Kanada? Was hat das Land anderen europäischen Cannabis-Produktionsstandorten wie etwa Portugal voraus? Kanada ist Platzhirsch, der im weitaus größeren Stil und hochwertiger produzieren kann. Denn der Markt ist bereits vor mehr als zehn Jahren legalisiert worden – lange vor den USA.

Das hat dazu geführt, dass Milliarden in den Aufbau von Infrastruktur, Vertriebswegen, Marketing, Forschung und Entwicklung rund um das Thema Cannabis-Produktion investiert worden sind. Auf diese Weise haben sich kanadische Cannabis-Produzenten exzellentes Know-how und Größenvorteile gegenüber vielen anderen Produzenten und Staaten erarbeitet. Nicht umsonst sitzen einige der größten Cannabis-Produzenten der Welt, wie Village Farms, Tilray und Organigram, in Kanada. 

Medizinisches Cannabis – warum nicht Südamerika?

Eigentlich merkwürdig, wo doch Cannabis viel Pflege, Wärme und Energie benötigt – und dies in einem der kältesten Länder der Welt. Hinzukommt eine wesentlich teurere Arbeitskraft in Kanada. Geht all dies im tropischen Südamerika nicht viel günstiger? Vielleicht, aber nur auf dem Papier. In der Praxis ist Kanada ein Gigant und Weltmarktführer. Anbieter dort können aufgrund starker Größen- sowie Knowhow-Vorteilen das beste Preis-Leistungs-Verhältnis-Paket und gleichzeitig professionelle Partnerschaften offerieren. Ein weiteres Plus: Die kulturelle Nähe als westliche Volkswirtschaft und besonders Rechtssicherheit, die gerade bei Cannabis und den strengen deutschen Vorschriften wichtig ist. All dies können südamerikanische Länder nicht auf dem gleichen Level bieten.

So hat Kanada viel Expertise aufgebaut, erst recht durch die Nähe zum riesigen US-Markt – mit dem Vorteil, dass sie vor den USA auf dem Markt waren. Schließlich ist medizinisches Cannabis beim übergroßen Nachbarn nur in etwa zwei Dritteln der Bundesstaaten legal und auf föderaler Ebene sogar verboten. Ein gewaltiger Nachteil für US-Cannabisproduzenten, die hier – völlig unüblich – einmal kleinere Brötchen backen müssen.

Hohe Professionalisierung

Allerdings gibt es auch eine wichtige Hürde, die es zu überspringen gilt, bevor man als deutscher Hersteller medizinisches Cannabis in Kanada anbauen lassen darf. Es gilt die sogenannte EU-GMP-Zertifizierung zu beantragen, von Seiten der kanadischen Anbieter zusammen mit einem etablierten Partner in Deutschland. Es verfügen jedoch nur wenige kanadische Produzenten über eine EU-GMP Zertifizierung – sodass enua Partnern wie Safari, Aqualitas oder Agmedica dabei umfassend geholfen hat die Prozess- und Qualitätsstandards zu etablieren um diese Qualifikation zu bekommen. Der Zertifizierungsprozess ist sehr aufwändig, teuer und dauert circa 12-18 Monate: Ein dreiköpfiges Team des Bundesgesundheitsministeriums reist nach Kanada und nimmt eine Woche alle relevanten Themen wie Prozesse, Reinheit, Anbau-Methodik sowie Sicherheitsstandards der Cannabis-Produktionsstätten unter die Lupe. Ziel ist die Sicherstellung der Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit bei der Herstellung von Arzneimitteln.

Fazit: Kanada ist das Vorzeigeland der medizinischen Cannabis-Industrie. Die Branche dort ist mit etlichen börsennotierten Unternehmen und milliardenschwerer Marktkapitalisierung fest etabliert, hoch entwickelt und schlägt alle anderen Länder um Längen. Deshalb haben wir von Anfang an auf diesen verlässlichen Partner gesetzt.

Über Albert Christian Schwarzmeier

Albert Christian Schwarzmeier ist seit Ende 2023 geschäftsführender Gesellschafter bei dem Kölner Cannabis-Hersteller enua Pharma GmbH, welcher im Juli 2024 über 520kg Medizinal-Cannabis in Deutschland verkauft hat. Damit komplettiert Schwarzmeier als CEO die Geschäftsführung rund um Lars Möhring und Markus Musiol bei einem der drei größten unabhängigen Hersteller von Medizinal-Cannabis in Deutschland. Der erfolgreiche Serienunternehmer und Handels-Experte hat in seiner bisherigen Karriere bereits viele renommierte Unternehmen wie Heartbeat Labs, Rocket Internet, Zalando, Groupon, oder musterhaus.net zu erfolgreichem Wachstum verholfen. Mit enua will er nun zum führenden Anbieter von qualitativ hochwertigem Medizinal-Cannabis in Deutschland werden.

Disclaimer: Gastbeiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Aus den USA darf nicht exportiert werden.

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