Cantourage strebt zeitnahe Börsennotierung in Frankfurt an

Privatplatzierung im Scale-Segment

by Hande Savus

Cantourage verkündet den Abschluss seiner Privatplatzierung. Noch in diesem November strebt das Unternehmen nach eigenen Angaben die Notierungsaufnahme im Scale-Segment der Frankfurter Wertpapierbörse an. Mit den Erlösen aus der Privatplatzierung plane Cantourage den systematischen Ausbau der Produktionskapazitäten, die verstärkte Erschließung neuer Märkte. Zudem bereite es sich für die anstehenden Legalisierungen von Cannabis als Genussmittel in verschiedenen europäischen Ländern vor.

Auf Anfrage von krautinvest.de erklärte Cantourage, dass sich die Unternehmensbewertung nach dem Interesse der Investoren richte, die Aktie nach Notierungsaufnahme zu handeln. Dabei verweist das Unternehmen darauf, dass es sich nicht um ein Initial Public Offering (IPO) handele, sondern um eine Notierungsaufnahme nach abgeschlossener Privatplatzierung im Scale-Segment der Börse Frankfurt.

Laut Business Insider hat sich Cantourage im Rahmen dieser Notierungsaufnahme für ein nicht-öffentliches Angebot entschieden. Das Unternehmen muss daher keinen Wertpapierprospekt erstellen. In einer ersten Privatplatzierung hätten sich High-Net-Worth Individuals und Family Offices beteiligt. Laut Handelsblatt habe die Unternehmensbewertung dabei bei knapp 100 Millionen Euro gelegen.

Cantourage hatte 2021 mit einer Kampfansage den deutschen und europäischen Markt aufgewirbelt. Mit der Absicht, Cannabis-Produkte aus der ganzen Welt zu importieren, wollte Cantourage deutlich günstigere Preise als die Wettbewerber anbieten. Inzwischen sollen laut Unternehmensmitteilung 38 Partnerschaften mit Anbauern aus 17 Ländern von fünf Kontinenten bestehen. Im Dronabinol-Segment habe Cantourage in Deutschland einen Marktanteil von über 20 Prozent. In Großbritannien betreibe das Unternehmen seit Anfang des zweiten Quartals 2022 eine eigene Cannabisklinik. Nach eigenen Angaben konnte das Unternemen 2021 einen Umsatz von über fünf Millionen EUR erwirtschaften, dieses Jahr werde eine Verdreifachung angestrebt. Cantourage beschäftige derzeit über 35 Mitarbeiter:innen in Deutschland und Großbritannien. Aktuell vertreibt es medizinische Cannabis-Blüten, Dronabinol, Cannabis-Extrakte und pharmazeutisches CBD in Europa und Großbritannien.

Die Gesichter hinter dem Erfolg

Cantourage wurde 2019 von Norman Ruchholtz sowie Dr. Florian Holzapfel und Patrick Hoffmann gegründet. Alle drei sind Mitglieder des Aufsichtsrats, Hoffmann stellvertretender Vorsitzender, CEO ist der alte Aurora-Weggefährte Philip Schetter.

Philip Schetter, CEO von Cantourage: “Allein der Markt für medizinisches Cannabis wird Schätzungen zufolge in Europa bis 2028 auf 7,7 Milliarden Euro wachsen. Etwaige Märkte, in denen Cannabis perspektivisch als Genussmittel abgegeben werden könnte, sind um ein Vielfaches größer. Allein in Deutschland wird dieser auf beinahe das 20-fache des aktuell bereits bestehenden medizinischen Cannabismarkts geschätzt. Mit Blick auf den schnell wachsenden Bedarf haben wir die Privatplatzierung durchgeführt und werden nun in den Ausbau unserer Kapazitäten zur Herstellung von Cannabisblüten investieren. Die geplante Börsennotierung ermöglicht es zudem Anlegern und Anlegerinnen, am weiteren Wachstum von Cantourage zu partizipieren.”

2021 wurden laut GKV-Spitzenverband bei 372.000 Verordnungen rund 185 Millionen Euro mit medizinischen Cannabis-Produkten in Deutschland verordnet. Hinzu kommen Verordnungen für Selbstzahler und Privatpatienten. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2022 rund 10,5 Tonnen medizinisches Cannabis nach Deutschland importiert. Sollte es der Bundesrepublik gelingen, Cannabis als Genussmittelmarkt zu legalisieren, dürfte die Nachfrage nach konservativen Schätzungen des Ökonom Justus Haucap schlagartig auf rund 400 Tonnen jährlich steigen. Die Umsätze im Markt dürften dann im ein- oder gar zweistelligen Milliardenbereich jährlich liegen.

Noch steht hinter der Legalisierung allerdings ein großes Fragezeichen. Nur wenn die Europäische Kommission den deutschen Interpretationsansatz durch winkt, will Karl Lauerbach überhaupt einen Gesetzesentwurf vorlegen. Mit der aktuellen Notierungsaufnahme dürfte sich Cantourage, das legt auch Business Insider nahe, vor allem eines erhoffen: Die Chance im Fall der Fälle kurzfristig reagieren und so umgehend sich bietende Opportunitäten im Genussmittelmarkt wahrnehmen zu können.

Nicht zu vergessen ist dabei der angespannte Kapitalmarkt. Die Multiples der börsennotierten nordamerikanischen Cannabis-Konzerne sind in den vergangenen vier Jahren drastisch eingebrochen. Die Kurse der beiden börsennotierten deutschen Unternehmen Cannovum und Synbiotic stiegen nach der Publikation des Eckpunktepapiers, liegen aber noch deutlich unter der Bewertung von Jahresanfang. Ein Gamechanger für den europäischen Cannabis-Kapitalmarkt könnte grünes Licht für die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel in Deutschland durch die Europäische Kommission sein. Unternehmen dürften in diesem Fall auf deutlich höhere Bewertungen hoffen.

Disclaimer: Keine Investmentempfehlung. Redaktioneller Inhalt.

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