Alex Arkentis: “‘360-Grad’-B2B-Marktinfrastruktur für die Cannabisbranche”

by Hande Savus

Der Handel mit Hanf ist auf den zweiten Blick komplizierter als zunächst vermutet. Qualität, Bezahlprozesse und internationale Lieferwege im Einklang mit Import-Regularien erschweren das Geschäft. Und wo ein Problem ist, da existiert bekannterweise auch ein Geschäftsmodell: Canxchange, mit Sitz in Großbritannien, matcht Angebot und Nachfrage und kümmert sich als Dienstleister um Bezahl- und Lieferprozesse. 400 Unternehmen, darunter Produzenten, Landwirte und Hersteller aus unterschiedlichen Branchen sind nach eigenen Angaben inzwischen an die Plattform angeschlossen. Nun erweitert das Team um den Geschäftsführer und Mitgrüner Alex Arkentis das Angebot um medizinisches Cannabis und visiert dabei insbesondere die DACH-Region an. Drei Viertel des Geschäfts mit medizinischem Cannabis, prognostiziert Arkentis, sollen dort zukünftig erwirtschaftet werden. Im Interview diskutiert er über den globalen Hanf- und Cannabis-Handel – und die großen Herausforderungen im globalen Geschäft.

krautinvest.de: Der Markt für Hanfprodukte ist in den letzten Jahren beständig gewachsen. Profitiert die Nutzpflanze Hanf vom Zeitgeist dem stetig Streben nach mehr Nachhaltigkeit?

Alex Arkentis: Die Nachfrage nach Hanf ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen, der Markt gewachsen. Jeden Tag entdecken Industriezweige neue Anwendungen. – insbesondere in den Bereichen Lebensmittel, Textilien, Kosmetik und Energie. Dennoch gibt es noch einige Faktoren, die die Branche beeinträchtigen: zum einen die fehlende Standardisierung von Produktqualität und Preisgestaltung, aber auch das Fehlen kohärenter Geschäftsprozesse und Rahmenprozesse. Ein weiterer Faktor, der das Wachstum von Hanf behindert, ist die Regulierung. Sobald mehr Länder einen liberaleren Ansatz verfolgen, wird es mehr globale Konsistenz geben, was wiederum für den zukünftigen Fortschritt von großem Vorteil sein wird. Was das Streben nach nachhaltigeren Materialien angeht, so hat dies sicherlich dazu beigetragen, dass Hanf als Nutzpflanze in den Vordergrund rückt. Dennoch fehlt das Bewusstsein für die Vorteile und Verwendungsmöglichkeiten von Hanf. Dadurch, dass die Hanfpflanze mit Cannabis in Verbindung gebracht wird, stellt sie für einige große Unternehmen ein No-Go dar.

krautinvest.de: Du hast kohärente Geschäftsprozesses angesprochen. Als Handelsplattform hat sich Canxchange in der Hanfbranche etabliert. In der Theorie wäre die Wertschöpfungskette allerdings effizienter, wenn weniger Zwischenhändler beteiligt wären. Warum sollten Unternehmen, die auf der Suche nach Hanf als Rohstoff sind, über Canxchange gehen, anstatt direkt beim Erzeuger zu kaufen?

Alex Arkentis: Wir haben uns als erste B2B-Marktinfrastruktur innerhalb der Cannabisbranche positioniert. Unser Handelsangebot ist nur ein Element der gesamten Infrastruktur. Es gibt eine Reihe von Gründen, warum der Kauf über Canxchange vorteilhafter ist als der direkte Kauf bei einem Produzenten. Erstens bieten wir den Käufern einen direkten Zugang zu einem riesigen Netzwerk geprüfter Verkäufer und Produktangeboten. Diese wurden von unseren Laborpartnern verifiziert. Dadurch spart sich der Käufer die Zeit, die er für die persönliche Suche nach dem richtigen Verkäufer und Produkten aufwenden müsste. Alles, was die Käufer bei Canxchange machen müssen, ist, ein Kaufinteresse für ihre gewünschten Produkte zu bekunden. Den restlichen Transaktionsprozesses wickelt Canxchange ab, einschließlich vollständig sicherer Zahlungen und logistischer Unterstützung.

krautinvest.de: Ihr bezeichnet die Laboranalyse und die Logistik als “Schlüsselelemente” – warum erschweren diese beiden Elemente den Kauf von Hanf als Rohmaterial?

Alex Arkentis: Wir bieten eine Reihe von B2B-Dienstleistungen an, die für die Geschäfte in der Cannabisbranche unerlässlich sind und von denen sich einige mit den Problemen der Einhaltung von Vorschriften in diesem Sektor befassen. Logistikunterstützung und Laboranalysen sind zwei dieser Dienstleistungen. Ich würde behaupten, dass andere unserer Dienstleistungen wichtiger sind, wenn es darum geht, was der Branche fehlt – beispielsweise unsere Zahlungslösung oder Due-Diligence-Dienstleistungen. Nichts desto trotz sind die Laboranalyse oder die Logistikunterstützung ebenfalls wichtig, da die Einhaltung von Vorschriften für die Branche so wichtig ist. Dank der Laborzertifizierung können alle Produkte, die auf der Canxchange-Plattform gehandelt werden, überprüft und mit einem COA (Certificate of Analysis) versehen werden. Wie bereits erwähnt, hilft dies bei der Qualitätskontrolle und treibt die Standardisierung weiter voran – ein Bereich, in dem sich die Branche noch verbessern muss. Die Logistik bleibt eine Herausforderung, wenn es um den weltweiten Versand von Cannabis-Rohstoffen geht. Unser Team investierte viel Zeit in die Recherche nach den richtigen Logistik- und Zollpartnern, um die besten Routen zu ermitteln und dadurch so viele Hürden wie möglich für unsere Mitglieder zu vermeiden.

“Die Hanfindustrie profitiert nicht von denselben Finanzinstrumenten wie andere Rohstoffe”

krautinvest.de: Sie sprechen von Bestellprozessen und Finanztransaktionen, einschließlich der Sicherung des rechtlichen Rahmens. Ist es wahrscheinlicher, dass Unternehmen beim Kauf von Hanf abgezockt werden als bei anderen Rohstoffen? Wie groß sind die Geschäfte, von denen wir hier sprechen?

Alex Arkentis: Zahlungssicherheit ist in allen Branchen eine Herausforderung. Die Hanfindustrie profitiert nicht von denselben Finanzinstrumenten wie andere Rohstoffe. Es gibt nur selten Intercompany-Kredite oder Akkreditive von Banken oder anderen Finanzinstituten und andere Arten der Finanzierung, was das Wachstum der Branche einschränkt. Da es die genannten Dienstleistungen nicht gibt, bietet unsere Zahlungslösung derzeit das höchste Sicherheitsniveau in der Branche.

krautinvest.de: Ihr habt angekündigt, dass ihr in diesem Jahr euren Ansatz auf die medizinische Cannabisbranche ausweiten werden. Es handelt sich um eine Branche mit völlig anderen Spielregeln. Produktion, Import und Export werden streng kontrolliert, medizinisches Cannabis gelangt über Importeure und Zwischenhändler in die Apotheken und dann zu den Patient:innen. Wie könnt ihr auf diesem Markt von der Erfahrung eures Unternehmens profitieren?

Alex Arkentis: Das Geschäft mit medizinischem Cannabis ist aufgrund der strengen Vorschriften und des klareren Rahmens tatsächlich einfacher. Außerdem arbeitet man mit lizenzierten Pharmaunternehmen und Unternehmen, die über mehr Ressourcen  in Form von Geld und Personal verfügen. Unser Ansatz war immer, ein gewisses Maß an Standardisierung in den Markt zu bringen, und jetzt, da wir ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit in der gesamten Branche erreicht haben, sind wir gut positioniert und zuversichtlich, dieses neue Segment zu übernehmen.

krautinvest.de: Darüber hinaus gibt es bereits Konkurrenten – vom One-Stop-Shop bis zur Fast-Track-Plattform versprechen einige Unternehmen, den Produzenten den Zugang zu den europäischen Märkten zu erleichtern. Wie hebet ihr euch von der Konkurrenz auf dem medizinischen Cannabismarkt ab? 

Alex Arkentis: Es gibt mehrere Unternehmen, die ein oder zwei Dienstleistungen anbieten, die wir auch anbieten, aber unser Unterscheidungsmerkmal ist sicherlich, wie umfangreich unsere Dienstleistungen sind. Es gibt kein vergleichbaren One-Stop-Shop wie Canxchange für Unternehmen in dieser Branche. Außerdem ist unsere Zahlungslösung einmalig und eine Branchenneuheit. Wir sind die erste “360-Grad”-B2B-Marktinfrastruktur für die Cannabisbranche.

krautinvest.de: Es steht noch in den Sternen, wie genau der Genussmittelmarkt in Deutschland reguliert wird. Welche Rolle werdet ihr dort spielen?

Alex Arkentis: Wir werden uns auf das B2B-Geschäft konzentrieren, wie zuvor im industriellen und jetzt im medizinischen Bereich. Sollte es jedoch eine entsprechende Nachfrage von Herstellern und Händlern im Bereich Genussmittel und Kosmetik nach Qualitäts-API geben, werden wir auch diese bedienen, allerdings mit zweiter Priorität.

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