Wie tickt eigentlich David Henn von Cannamedical?

by Moritz Förster

Wer sind die führenden Menschen der Cannabis-Industrie? Wie sind sie auf das Thema Cannabis gekommen? Was treibt sie an? Wie blicken sie auf die noch junge Industrie? Wir stellen sie vor. Unser erste “Cannapreneur” im neuen Steckbrief-Format: David Henn, der Gründer und Geschäftsführer von Cannamedical. Sein Ziel: Auch außerhalb Deutschlands “die bekannteste Cannabis-Marke” zu werden.

David wann hast Du zum ersten Mal gedacht: “Mensch, ich muss in der legalen Cannabisindustrie aktiv werden!”? Was hat dich veranlasst, voll und ganz in die Cannabis-Industrie einzusteigen?

Ich hatte bereits vor Cannamedical die Entwicklung in der aufstrebenden Cannabis Industrie verfolgt. Es gibt sehr wenig Gelegenheiten, als Gründer in einer Industrie aktiv zu werden, die praktisch nicht entwickelt ist. Die meisten Gründern arbeiten ambitioniert daran, die letzte Meile eines Problems zu optimieren – mit Medizinalcannabis existierte praktisch nichts. Gleichzeitig habe ich meine Großmutter erlebt, die in den letzten 15 Jahren ihres Lebens auf Schmerztherapie mit Oxygesic angewiesen war. Jede Opioid-Therapie bedeutet auch immer komplexere Nebenwirkungen und wir haben nach alternativen Therapieformen gesucht.

Rückblickend auf die vergangenen Jahre in der Industrie: Was sind bisher für dich persönlich deine Highlights? 

Es ist mir bei Cannamedical gelungen, das beste Team der Industrie zu vereinen, das jeden Tag zu einem Highlight macht. Ein besonderes Highlight war definitiv der Import von einer halben Tonne Medizinalcannabis im September 2019. Wir haben mit einem Charterflug den größten legal Import vollzogen – in Begleitung von Galileo.

Und was sind Deiner Meinung nach die wichtigsten bisherigen Entwicklungen und Ereignisse in der Cannabis-Industrie der letzten fünf Jahre? 

Die Cannabis-Industrie in Nordamerika hat in den letzten fünf Jahren eine typische Entwicklung eines Hype-Marktes durchlaufen und ist letztlich in einer Realität angekommen. Es befinden sich auch in Europa weiterhin mehr Facilities für den Anbau von Medizinalcannabis im Aufbau als der Markt benötigt.

Zwischen internationalen Märkten und Schattenwirtschaft: Woran entscheidet sich Deiner Meinung nach, ob die europäische Cannabis-Industrie durchstartet?

Aktuell steht die europäische Cannabis Industrie kurz vor einer Konsolidierung. 98 Prozent der Firmen leben von niederländischen Bedrocan-Importen, die ihnen aufgrund der Quotenregelung weniger als fünf Kilogramm pro Monat beziehungsweise 50.000 Euro Umsatz pro Monat geben. COVID-19 bedingt sind die Chancen 2020 aktuell sehr gering, einen Behörden Auditor für ein EU-GMP Audit in Nordamerika zu begeistern. Wir arbeiten aktuell sehr intensiv mit dem Krankenkassen und dem MDK zusammen, um Barrieren für die Medizinalcannabis Therapie abzubauen und den Zugang zu einer Medizinalcannabis Therapie für Patienten zu vereinfachen.

Wie kann die Industrie dazu beitragen, dass Wachstum anhält und Cannabis sich als nachhaltige Wirtschaft etabliert?

Durch unternehmerisch verantwortungsvolles Handeln und weitsichtige Entscheidungen, die einen Mehrwert für alle Stakeholder und Patienten kreieren.

Wer sind für Dich die drei Personen, denen die europäische Cannabis-Industrie in den vergangenen fünf Jahren am meisten zu verdanken hat?

Tjalling Erkellens, Pierre Debs und ich.

Wie viele börsennotierte Cannabis-Unternehmen werden in den nächsten zwölf Monaten pleite gehen?

Ich will nicht raten.

Was sind Deine unternehmerischen Ziele in Sachen Cannabis in den nächsten drei Jahren?

Cannamedical wird weiter auf dem EU-Markt expandieren und wir haben das klare Ziel, auch außerhalb von Deutschland die bekannteste Cannabis-Marke zu werden, der Patienten vertrauen.

Welcher Markt und welches Thema ist in Sachen Cannabis Deiner Meinung nach aktuell am spannendsten? Warum?

Eindeutig Deutschland – wir haben mit 82 Millionen Einwohnern mehr als doppelt so viele Einwohner wie Kanada und ein erheblich größeres Entwicklungspotential als jeder andere aktuell legale Markt. Cannamedical hat seine Operations so aufgebaut, dass Deutschland für uns als Hub für Europa funktioniert. Konkret bedeutet das, wir haben unsere Zulieferer für Europa statt nur für Deutschland zugelassen und können aus unserem Zentrallager in Deutschland Produkte in allen europäischen Sprachen labeln und durch unsere Qualified Person (QP) freigeben lassen, bevor wir Ware in andere EU-Länder exportieren. Nebenbei eine der vielen vergessenen Privilegien, die wir in der EU genießen.

Welches Buch legst Du allen Cannabis-Unternehmern als Pflichtlektüre ans Herz?

Das Arzneimittel- und das Betäubungsmittel-Gesetzbuch.

Beschreibe Dich in den drei Adjektive, die dich am besten charakterisieren:

zielorientiert, fokussiert und anspruchsvoll

Über David Henn

David ist Gründer und Geschäftsführer von Cannamedical. Seit 2016 hat er das Wachstum, die Vision und die Strukturierung des Unternehmens maßgeblich entwickelt. Sein Hauptaugenmerk lag dabei stets auf der strategischen Partnerschaften rund um den Globus, auf Wachstumschancen und dem Fundraising von bisher 25 Millionen Euro. Er verantwortet die Kontrolle des gesamten Managements des Unternehmens, den Ausbau einer unternehmerischen Marktstrategie, regulatorische Angelegenheiten und die Förderung des unternehmerischen Denkens in der gesamten Firma. Cannamedical ist ein Pionier im Geschäft mit medizinischem Cannabis und hat deutschlandweit Geschäftsbeziehungen zu etwa 3.500 Apotheken aufgebaut und verfügt damit nach eigenen Angaben über die größte und stabilste Lieferkette in der EU mit Zugang zu 40.000 Kilogramm medizinischem Cannabis, das unter dem Cannamedical-Label verkauft wird. Das Unternehmen expandiert derzeit auf drei weitere EU-Märkte und beschäftigt über 50 Mitarbeiter in Köln.

Hinweis: Dies ist der erste Teil unserer neuen Serie mit führenden Unternehmern, Investoren und Experten der Cannabis-Industrie. Mit weiteren Vorschlägen könnt ihr euch an redaktion[@]krautinvest.de wenden.

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