Eiertanz um Cannabis

CanG droht weitere Verzögerung

by Moritz Förster

Es gibt Szenen von Radfahrrennen, da reißen die siegessicheren Sprinter die Arme kurz vor der Zielgeraden nach oben und merken gar nicht, dass ihr Verfolger unterdessen an ihnen vorbeizischt. Überholt werden können die Ampel-Parteien in Sachen CanG zwar von niemandem, höchstens vom langen Schatten der Prohibition, dafür aber könnte sich die Verabschiedung durch den Bundestag trotz der mehrfachen Versprechungen hochrangiger Regierungsvertreter via Instagram und X noch etwas hinziehen. Am 16. November wurde es nix. Und ob sich das CanG Mitte Dezember tatsächlich auf der Agenda des Bundestags wieder findet, steht noch in den weihnachtlichen Sternen, ist aktuell mehr als unwahrscheinlich. Was die SPD-Fraktion stört, bleibt dabei schleierhaft. Zur Erinnerung: Der Koalitionsvertrag ging deutlich weiter als das aktuelle CanG und für die wesentlichen Streitpunkte reicht der gesunde Menschenverstand.

Die 200-Meter-Verbotszonen für den Konsum ist nicht praktikabel (gelten sogar für Patient:innen!). Sollen Konsument:innen jedes Mal, bevor sie einen Joint anzünden, Google-Maps nach Schulen, Spielplätzen und Kitas screenen? Ebenso merkwürdig ist die Besitzgrenze, die das rechtskonforme Ernten aller Blüten der legal gezüchteten Pflanzen unmögliche macht. Die nun faireren Wettbewerbs-Bedingungen für deutsche Produzenten dürften eigentlich niemandem ein Dorn im Auge sein. Und noch nicht einmal angepasst wurde die Rauschklausel, um das Potenzial von Nutzhanf nicht länger zu vergeuden (Stichwort “Nachhaltigkeit”), obwohl angesichts der neuen legalen Bezugsmöglichkeiten für THC nun wirklich keiner mehr ohnehin absurden Missbrauch fürchten muss. Um beim Radfahren zu bleiben: Bitte eine Massenkarambolage verhindern, beide Hände am Lenker behalten und geradeaus durchs Ziel fahren.

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