Die Frankfurter Cannabis Studie: Drogenreferat veröffentlicht Ergebnisse

by Astrid Hahner

Die Stadt Frankfurt am Main hat für die repräsentative “Frankfurter Cannabis Studie” 10.000 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger für eine Umfrage zum Thema Cannabis kontaktiert. 27,3% der Befragten kamen der Aufforderung nach. Hintergrund ist die geplante Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Ursprünglich sollte der gesamte Prozess von Produktion, Lieferung und Vertrieb von Genusscannabis in einem lizenzierten und staatlich kontrollierten Rahmen erlaubt werden, was jedoch aufgrund europarechtlicher Bedenken nicht sofort umgesetzt werden konnte. Es gibt unterschiedliche Meinungen zur Legalisierung, von starken Bedenken bis zur dringenden Notwendigkeit. Daher ist es wichtig, die Einstellungen und Informationsbedürfnisse der Bevölkerung zu berücksichtigen. Die Stadt Frankfurt am Main möchte sich gemeinsam mit der Stadt Offenbach darum bewerben, Modellregion in Säule zwei (lizenzierte Fachgeschäfte) der Legalisierungspläne zu werden.

Die Umfrage wurde durchgeführt, um die Einstellungen und Wissensstände der Frankfurter Bevölkerung zu Cannabis zu erfassen. Dafür arbeitete das Drogenreferat mit dem Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung zusammen. Der Fragebogen umfasste Fragen zur Einstellung zur geplanten Cannabis-Abgabe, Wissen über Cannabis, Kenntnis des Hilfesystems, Informations- und Präventionsbedarf und mögliche Veränderungen des eigenen Konsumverhaltens. Antworten konnten anonym postalisch oder online eingereicht werden. Es gab 1.564 postalisch zurückgeschickte und 1.076 online ausgefüllte Fragebögen. Die Rücklaufquote von 27,3% ist vergleichsweise hoch, insbesondere ohne Erinnerungsschreiben oder Anreize. Einige Fragebögen wurden aufgrund von Plausibilitätsprüfungen ausgeschlossen – jemand hatte offenbar versucht, durch die Einreichung von 350 Fälschungen das Ergebnis der Studie zu manipulieren. Insgesamt wurden 11 Fragebögen aufgrund verspäteter Rücksendungen und 33 aufgrund unvollständiger Daten nicht berücksichtigt.

Die Umfrage liefert wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Präventions-, Informations- und Hilfesystems in Frankfurt am Main sowie für die Diskussion auf Bundesebene.

Die Ergebnisse der Studie in aller Kürze:

  • Es zeigt sich eine differenzierte Meinungslage: Ein Großteil (65,8%) unterstützt eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene, doch gibt es auch Sorgen und Bedenken zu einzelnen Aspekten. Im Vergleich liegt die Zustimmung in Frankfurt am Main etwas höher als im Bundesdurchschnitt, was allerdings daran liegen könnte, dass von den 10.000 Befragten eher solche geantwortet hatten, denen das Thema persönlich wichtig ist (z.B. weil sie selbst längst konsumieren und nicht mehr kriminalisiert werden möchten).
  • Trotz des hohen Vertrauens in das behördliche Hilfesystem (87,6% würden es empfehlen), besteht eine große Unkenntnis über die Erreichbarkeit von Hilfsangeboten, besonders bei Menschen mit geringer formaler Bildung. Auch aktive Cannabiskonsumenten wissen oft nicht, wo sie Hilfe finden können.
  • Die Studie betont die Wichtigkeit von Präventionsmaßnahmen bei einer möglichen Legalisierung. 91,3% befürworten schulische Prävention ab Klasse 7 und 91% sehen Fortbildungen für Hausärzte als sinnvoll an. Die Frankfurter Bürger zeigen somit eine klare Erwartung an Politik und Gesundheitswesen.
  • Die Akzeptanz von lizenzierten Fachgeschäften ist hoch, doch es wird auch darauf hingewiesen, dass diese gut in das Suchthilfesystem integriert sein müssen. Cannabis Social Clubs und Eigenanbau finden ebenfalls Unterstützung, obwohl es auch Bedenken gibt.
  • In Bezug auf den Verkauf von Cannabis sprechen sich viele für eine Altersbeschränkung ab 18 Jahren aus, was auch von Personen, die angeben,  Cannabis zu konsumieren, unterstützt wird.
  • Eine THC-Obergrenze wird von über der Hälfte der Befragten abgelehnt, da sie keine nachweisbaren positiven Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit hat. 
  • Die Befragten erwarten keinen dramatischen Anstieg des Konsums bei einer Legalisierung. Die Mehrheit der Befragten gibt an, sie würden ihr Konsumverhalten beizubehalten oder sogar reduzieren. Dies steht im Einklang mit Erkenntnissen aus anderen Ländern, die bereits Erfahrungen mit Cannabis-Legalisierung haben.
  • Die Studie weist darauf hin, dass durch eine Legalisierung die Trennung der Märkte für Cannabis und andere illegale Drogen begünstigt werden könnte.

Zusammenfassend deutet die Studie darauf hin, dass eine Legalisierung von Cannabis positive Effekte für Konsument:innen haben könnte, da sie vor Strafverfolgung geschützt wären und Zugang zu qualitätsgesicherten Produkten hätten. Es wird betont, dass eine begleitende Prävention und Aufklärung entscheidend für eine erfolgreiche Legalisierung wären. Die vollständige Studie können Sie hier als pdf herunterladen.

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