#CannaBiz – die News im Juli – #66

by Redaktion

Das Datum der angestrebten Legalisierung rückt in immer weitere Ferne – denn die Umsetzung entpuppt sich als juristisch und gesundheitspolitisch aufwendiger Vorgang. Aber die Regierungsparteien bleiben sich grundsätzlich einig: Die Legalisierung soll kommen – es werden Lösungen für Prävention, besonders Jugendschutz, THC-Gehalt und die UN-Konventionen gesucht. Währenddessen scheint Cannabis im Mainstream angekommen zu sein: Die Cannabismessen in der Hauptstadt verzeichnen so viele diverse Besucher:innen, wie noch nie. Wie sich die Legalisierung auf die anderen bestehenden Märkte auswirken kann, wird aktuell diskutiert. Und: Erste Skandale zeichnen sich ab. Die Bafin hat das Geschäft der Cannabis-Crowdinvesting-Plattform Juicy Fields in Deutschland verboten. Unser Pressespiegel vom Juli.

#CannaPolitik

Burkhard Blienert fordere vor der Legalisierung von Cannabis in Deutschland eine Debatte über eine Obergrenze des psychoaktiven Wirkstoffs THC. Der THC-Gehalt habe sich in den vergangenen Jahren durchschnittlich verdreifacht. Ein Joint aus den 70ern sei mit dem heutigen nicht mehr vergleichbar, so Blienert. (FAZ, NTV)

In Europa kursieren dabei auffallend Cannabis-Produkte, die mit gefährlichen synthetischen Cannabinoiden versetzt seien. Und der Trend setze sich fort, Cannabis sei so stark wie nie.  Wer kiffen wolle, könne das höchstens risikobewusst, niemals aber sicher. (Spektrum)

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen und der Deutsche Hanfverband würden auf dem Hearing unisono fordern, dass Strafverfolgungsbehörden ihre Aktivitäten in laufenden Verfahren gegen Cannabis-Konsumenten schon jetzt einstellen. (Operhessische Presse)

Cannabis zu konsumieren solle in Deutschland legal werden, aber eine Zunahme des Konsums solle nicht eintreten, betone Karl Lauterbach. (Stern)

Lauterbach spreche von seiner anfänglichen Skepsis gegenüber der geplanten Legalisierung, gerade im Hinblick auf den Konsum bei Kindern und Jugendlichen. Erst im Rahmen der Koalitionsverhandlungen habe er sich für einen liberalen Umgang geöffnet. Grüne und FDP hätten sich hier besonders hervorgetan. (Welt) 

Olaf Scholz erkläre im ARD-Sommerinterview, dass das genaue Datum der Legalisierung noch nicht festgelegt sei. Trotzdem werde sie nicht erst am Ende der Legislaturperiode kommen. Alle Koalitionspartner seien sich in dem Ziel einig. Der Schritt sei aber „schon ein juristisch und gesundheitspolitisch aufwendiger Vorgang“. (RND)

Ein Bericht des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) zum Stand des weltweiten Drogenkonsums bringe beunruhigende Ergebnisse: 30 Prozent der Therapien von Drogenkonsumenten gingen auf Cannabis-Nutzung zurück. Krankenhausaufenthalte nähmen ebenso zu wie psychische Erkrankungen und Suizide. Ursache sei neben gefährlichen Beimischungen und Verunreinigungen auch der THC-Anteil. (Welt)

Andreas Müller ist Jugendrichter und einer der bekanntesten Cannabis-Aktivisten des Landes. Sein Kampf sei nicht vorbei – obwohl die neue Regierung die Legalisierung versprochen habe. Er gehe davon aus, dass es noch Jahre dauern könne, bis Cannabis legal sei. Dabei gehe es ihm auch um die Entkriminalisierung von jugendlichen Konsument*innen. (Stern)

Daniel Deckers kritisiert in seinem Kommentar in der FAZ das Vorhaben der Regierung, Cannabis zu legalisieren. Dabei befassen die Regierungsparteien nicht mit der Frage, um welches verwirklichte Recht es sich handle und ob nicht auch Kokser und Pillenwerfer den Staat mit denselben Argumenten in die Pflicht nehmen könnten, so Deckers.

Die SZ zeigt einen Vergleich zwischen den Ländern, in denen Cannabis legalisiert sei und gehe der Frage nach, wie die jeweiligen Regierungen für Prävention sorgen.

Simon von Berlepsch, Aurora, erörtert in einer Reportage der Welt, wie sich Cannabis über die Jahrzehnte verändert habe.

Bevor der Staat als Dealer auftrete, gehe eben noch viel Zeit ins Land. Offen seien die Fragen, wie die Lizenzen für den gewerblichen Anbau gestaltet werden. (Augsburger Allgemeine)

Die Regierung lasse einen Stichtag zur Cannabis-Legalisierung verstreichen. Bleiben ihr aufgrund der UN-Abkommen, die die Legalisierung erschwere, jetzt nur noch drei Optionen? 1. Austreten-Legalisierung- Wiedereintreten; 2. Ignorieren des Abkommens; 3. Legalisierung als wissenschaftliche Studie. (Merkur)

#CannaMedizin

Dem Abschlussbericht des Bundesinstituts für Arzneimittel zufolge werde Cannabis als Arzneimittel vorwiegend eingesetzt, um Schmerzen zu behandeln, mit großem Abstand folgen Spastiken und Magersucht oder ungewollter Gewichtsverlust. (FR)

Die Deutsche Wirtschaft erläutert, was medizinisches Cannabis von anderen Sorten unterscheide und warum die Legalisierung der Pflanze den Gebrauch von medizinischem Cannabis erdrosseln könnte. (Deutsche Wirtschaft)

Auf einer großen Cannabis-Konferenz in Berlin diskutierten Vertreter der Ampel-Koalition, wie sie mit dem wirksamen, aber wenig verschriebenen Medikament Cannabis umgehen wollen und was innovativen Therapien im Weg stehe. (Lausitzer Rundschau)

Die Legalisierung von Cannabis werfe viele Fragen bezügliche Straßenverkehr auf. Könne eine Gleichbehandlung von Cannabis und Alkohol im Straßenverkehr erfolgen? (RP Online)

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte habe seine Begleiterhebung zu medizinischem Cannabis veröffentlicht. Sie solle eine Rolle bei der Weiterentwicklung der Versorgung spielen, doch das Institut räume selbst ein, dass die Daten nur wenig dazu beitragen. (Ärzteblatt)

Nach der Legalisierung in Kanada zerbrach der dortige Medizinalcannabis-Markt, berichteten Hersteller auf der Cannabis-Messe ICBC in Berlin. Konsumenten und Firmen hätten sich dem Freizeitmarkt zugewandt – auf Kosten der Forschung und Arzneimittelversorgung. In Deutschland würden andere Bedingungen herrschen. Doch für Hersteller und Patienten zeichne sich ein Wandel ab. (Deutsche Apotheker Zeitung)

Auch Apotheker:innen müssen sich die Frage stellen, wie sie zur Legalisierung der Droge stehen. Seit 2017 geben Apotheker:innen und PTA medizinisches Cannabis auf BtM-Rezepten ab. Robert Hüttner, Apotheker und Mitglied der Geschäftsleitung der Medipolis-Apotheken in Jena, plädiere für Cannabis-Beratung als Zugangsvoraussetzung  (Apotheke adhoc)

#CannaWirtschaft

Lars Müller, Synbiotic Gründer, werde mit der Umsetzung der Legalisierung Cannabis-Läden eröffnen, erklärt er im Interview mit der Augsburger Allgemeine. (Augsburger Allgemeine)

Weil sie fahrlässig mit Cannabis gehandelt haben sollen, klage die Staatsanwaltschaft Fulda die drei Inhaber eines Cannabidiol-Produkte (CBD) vertreibenden Unternehmens an. Vier ihrer Produkte würden einen Tetrahydrocannabinol-Gehalt (THC) aufweisen, der einen Rauschzustand erzeugen könne, teilte am Donnerstag die Staatsanwaltschaft mit. (Zeit)

Betrugsvorwürfe gegen Juicy Field. Die Bafin habe das Geschäft der Cannabis-Crowdinvesting-Plattform in Deutschland verboten und warne eindringlich vor einem Investment. Viele Kleinanleger können nicht mehr auf ihre Konten zugreifen und fürchten um ihr Geld. Die Gründer seien untergetaucht. (Business Insider) Wer befürchte, Opfer eines Betrugs geworden zu sein, solle so schnell es gehe Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft erstatten, empfehle die Sprecherin der Finanzaufsicht Bafin. Zudem sollten Betroffene, bei Bedarf einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen. (Business Insider)

#CannaEvents

Die Hanfmesse Mary Jane sei so groß wie nie zuvor. Mehr als 24.000 Besucher:innen werden erwartet und 300 Ausstellende, die das 13.000 Quadratmeter große Areal in der Arena Berlin in Treptow bespielen sollen. Das Publikum sei dabei mittlerweile sehr divers. (Tagesspiegel, NTV)

Die Berliner Zeitung und der Tagesspiegel fragen anlässlich Mary Jane nach, wie sich die Szene auf die anstehende Legalisierung vorbereitet. Wie sei die Stimmung bei den Cannabis Unternehmer:innen?

Hunderte Vertreter der Industrie aus Dutzenden Ländern seien am Dienstag in Berlin zum nach Veranstalterangaben größten Cannabis-Branchentreff Europas “ICBC” zusammengekommen. Teilnehmer machten dabei deutlich, dass sie mit großen Umsatzsprüngen durch die geplante Legalisierung von Cannabis in Deutschland rechnen. (Stern)

Blienert verspreche auf der Cannabis-Konferenz ICBC, die geplante Legalisierung mit “Volldampf” zu betreiben. (Legal Tribune Online)

Auf der International Cannabis Business Conference 2022 debattierten Politiker:innen und Experten, welche Positionen sie bei der Legalisierung verteidigen werden. Laut Blienert werde sich der Zeitplan für einen Gesetzesentwurf auf Anfang 2023 verschieben. Nicht nur Parteien der Ampelregierung sprechen sich für Apotheken als lizenzierte Abgabestellen aus, sondern auch Vertreter:innen der Cannabis-Branche. (Deutsche Apotheker Zeitung)

Disclaimer: Redaktioneller Beitrag, keine Investmentempfehlung.

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