Die International Cannabis Business Conference (ICBC) ist eine der weltweit größten Veranstaltungen zum professionellen Netzwerken für die Cannabisbranche. In diesem Jahr erwarten die Event-Veranstalter mehr als 2.500 Besucher aus über 70 Ländern. krautinvest.de hat mit Alex Rogers (Gründer der ICBC) über seine Erfahrungen in der Cannabisindustrie und seine Unternehmung gesprochen – und darüber,was die Besucher zur diesjährigen Berliner Show im InterContinental Hotel Berlin erwartet.
Krautinvest.de: Alex, das ist inzwischen die vierte Internationale Cannabis Business Conference (ICBC), die in Berlin stattfindet. Ihr habt seit eurem Start weltweit an fünf Orten Station gemacht. Wie findest Du diese Entwicklung? Was hast Du erwartet als Du gestartet bist und wie hat sich das jetzt verändert, wo Du eines der größten Cannabisevents weltweit betreibst?
Alex Rogers: Ich war mir wirklich nicht sicher, was mich erwartet. Vor etwa sechs Jahren hatte ich die Idee, mit einer Veranstaltung Cannabis-Reformen über den ganzen Globus zu verbreiten und weltweit Märkten für die Industrie zu erschließen. Das scheint jetzt erst mal keine erstaunliche Idee zu sein, aber vor sechs Jahren war sie doch ziemlich neuartig. Viele meiner Freunde und Kollegen waren skeptisch, da Cannabis in Europa immer noch ein starkes ‘underground’ Thema war. Ich habe dann im Mai 2016 den Veranstaltungsort für unser erstes ICBC Berlin gebucht, sodass sie im April 2017 stattfinden konnte. Als ich den Veranstaltungsort gebucht habe, hatte Deutschland etwa 1000 medizinische Cannabispatienten, und es sah nicht so aus, als würde sich diese Zahl in nächster Zeit drastisch ändern. Bald darauf kam die berühmte Gerichtsentscheidung, die einen Präzedenzfall für Patienten geschaffen hat, um ihr eigenes Cannabis zu Hause anzubauen. Dies wiederum veranlasste das deutsche Gesundheitsministerium, endlich einige vernünftigere Regelungen und Vorschriften für den Zugang von Cannabispatienten zu diesen Medikamenten zu schaffen. Der Rest ist Geschichte, denn die neuen Regelungen kamen nur wenige Monate vor unserer ersten Berliner Veranstaltung ins Spiel. Ich glaube, diese Umstände haben uns wirklich geholfen, das Thema aus der Ecke zu katapultieren. Seitdem haben wir gesehen, wie Deutschland und der größte Teil Europas damit begonnen haben, ihre Cannabisgesetze in einem vergleichsweise schnellen Tempo zu liberalisieren.
Krautinvest.de: Welches Thema begeistert Dich derzeit am meisten in der Branche? Wie unterscheidet sich Europa Deiner Meinung nach von anderen internationalen Märkten? Wohin glauben Du entwickeln sich die globalen Cannabismärkte?
Alex Rogers: Ich liebe es zu sehen, dass die Branche boomt, egal ob es sich nun um Fortschritte in den Bereichen Technologie, Biotechnologie, Finanzen oder Lifestyle-Produkte handelt. Mit diesen Entwicklungen folgt immer auch die öffentliche und administrative Seite. Die Implementierung liegt bei 90 Prozent des Gesetzes. Was mich am meisten begeistert ist die Vorstellung von persönlicher Freiheit und Freiheit an sich. Aus der Sicht der US-Verfassung lässt sich eindeutig argumentieren, dass ein Bundesstaat das Recht hat, ein Gesetz gegen eine Droge zu erlassen, aber es wiederum keine verfassungsmäßige Genehmigung für Drogengesetze auf nationaler Ebene gibt, obwohl es den persönlichen Konsum betrifft. In anderen Worten, es existiert kein wirklicher rechtlicher Rahmen, der es rechtfertigt, dass nationale Gesetzgeber dann Bundesgesetze schaffen und diese die Aktivitäten in der Privatsphäre unseres eigenen Heims kontrollieren. Cannabis ist das perfekte Beispiel und steht analog dafür, und je mehr die Cannabisindustrie wächst, desto mehr wird diese alte Sichtweise infrage gestellt.
Krautinvest.de: Die ICBC hat über die Jahre auch einen soliden und massiven branchenbezogenen Online-Nachrichtenkanal aufgebaut. Wie wichtig ist Deiner Meinung nach eine gute Mischung aus Online- und Offline-Engagement mit den Leute? Warum legt ihr darauf Wert und wie tragen Deiner Meinung nach die Inhalte zur Meinungsbildung bei?
Alex Rogers: Das ist eine gute Frage. Wir haben bei unserer Gründung beschlossen, dass wir passende und relevanten Inhalt und Leitartikel erstellen wollten, die beschreiben, was im und um das internationale Ökosystem der Cannabisindustrie herum geschieht. Als wir anfingen, waren viele unserer Artikel nicht so bekannt. Jetzt sind wir zu einer der Top-Quellen für internationale Cannabis-Nachrichten geworden. Es ist erstaunlich. Wir können Narrative und Meinungen mitgestalten. Es ist ein immens nützliches und mächtiges Werkzeug für uns. Besonders die Mischung aus online- und offline bringt viele Leute auf unsere Seite und dann auf die Veranstaltungen vor Ort. Dadurch wird das Thema dann noch greifbarer. Online-Kanäle sind ein großartiges Instrument, um die Leute auf dem Laufenden zu halten und zu engagieren, damit sie zwischen den Veranstaltungen die gleiche Qualität an Inhalten erhalten und damit sie sich über die Entwicklungen, die wir offline und im realen Leben auf der Bühne diskutieren, informieren und auf dem Laufenden halten können.
Krautinvest.de: Ein wichtiges Element Eurer Veranstaltung ist ‘Entertainment’. Warum glaubst Du ist das ein so wichtiger Faktor bei der Entwicklung der Konversation rund um Cannabis? Welche VIPs hast Du für die diesjährige ICBC vom 1. bis 3. April gewinnen können?
Alex Rogers: In meinem früheren Leben, bevor ich zum Cannabis-Serienunternehmer wurde, war ich sowohl im Musikgeschäft als auch als Künstler tätig. Es ist für mich wichtig, den Dingen, die wir alle in unserem täglichen Leben tun, eine tiefere Bedeutung zu geben. Musik und Kunst haben der Menschheit schon immer diese große Erleichterung verschafft. Nach einem langen Tag auf der Konferenz mit viel Networking und Lernen, was – so produktiv sie auch sein mögen – eine geistig anstrengende und ermüdende Angelegenheit ist, ist es schön, sich in einer anderen Atmosphäre zu entspannen, die auch für eine engere Art des Netzwerken förderlich sein kann. Ich freue mich sehr, dass Jim Belushi nach Berlin kommt. Ich habe noch ein paar weitere Ehrengäste, die in den kommenden Wochen bekannt gegeben werden. Ich habe auch noch einen sehr großen Namen, den ich für die After-Party-Aufführung ankündigen werde.
Krautinvest.de: Die ICBC bietet stets ein ausgewogenes und gut abgestimmtes Programm. Was sind die Hauptthemen dieses Jahres in Berlin? Welche Themen begeistern Dich aus persönlicher Sicht am meisten?
Alex Rogers: Alle Veranstaltungen der ICBC sind sehr individuell und auf den Standort abgestimmt. Deutschland hat im Vergleich zu anderen Veranstaltungen einen stärkeren Fokus auf medizinisches Cannabis, da dies derzeit der Schwerpunkt der Industrie in Europa ist. Am ersten Tag der diesjährigen ICBC Berlin wird sich das Programm stärker auf den medizinischen Cannabis und die Marktentwicklung konzentrieren, während das Programm am zweiten Tag mehr auf Hanf, globale Drogenpolitik und Marktinnovation ausgerichtet ist. Ich denke, was mich am meisten begeistert, ist die Dynamik und der Nachdruck, den das Thema inzwischen gewonnen hat. Auf der ICBC bringen wir die Macher und Entscheidungsträger dieser Branche zusammen, daher bin ich fast noch mehr begeistert von den Auswirkungen der Diskussion, die während und nach der Veranstaltung stattfindet. Auf der Bühne diskutieren wir nicht mehr nur über Einzelmärkte, sondern wir bewegen uns in Richtung einer globalen Cannabisindustrie. Das wird ein aufregendes Jahr für Cannabis weltweit.
Krautinvest.de: Das denke wir auch! Alex, vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns auf eine spannende Veranstaltung.
Über Alex Rogers
Alex Rogers ist Gründer und Geschäftsführer von drei florierenden Cannabis-Unternehmen. Als Aktivist, der sich Anfang der neunziger Jahre unter der Leitung von Jack Herer die Zähne ausbiss, verfügt Alex über umfassendes Branchen-Know-How. Er spielte eine Schlüsselrolle hinsichtlich der Professionalisierung von Cannabis und auf dem Weg der Industrie in den Mainstream: Innerhalb weniger Jahre baute er eine der populärsten medizinischen Marihuana-Kliniken in Oregon auf. Außerdem hat er als einer der Ersten überhaupt im amerikanischen Fernsehen für medizinisches Marihuana geworben hat. Alex gründete und leitete die Oregon Marijuana Business Conference (OMBC), die größte und am längsten laufende Konferenz des Staates zum Thema Cannabis. Er hat in fünf verschiedenen Ländern gelebt, ist in der Lage, sich in unterschiedlichen Sprachen zu verständigen und versteht sich entsprechend als Weltbürger. Davon ausgehend hat er das Leit-Event der Cannabis-Industrie, die International Cannabis Business Conference (ICBC), ins Leben gerufen. Als Absolvent (Magna Cum Laude) der Politikwissenschaft nutzt er sein Wissen um Recht und Politik rund um Cannabis in der ganzen Welt voranzutreiben.
Read this article in english: https://internationalcbc.com/alex-rogers-the-cannabis-edutainer/
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