Zwischen Zweifel und Hoffnung: Was bringt 2024 für die Cannabis-Industrie?

Alles steht und fällt mit dem CanG

by Redaktion

Das Jahr 2024 könnte gleich mit einem Paukenschlag starten: Fast schon sehnsüchtig wartet die Cannabis-Industrie auf die Verabschiedung des CanG durch den Bundestag. Die Verabschiedung des Gesetzes vorausgesetzt, zeigen sich viele Führungskräfte und Gründer optimistisch: Mehr Nachfrage nach medizinischem Cannabis, steigende Bewertungen der Unternehmen, mehr verfügbares Kapital, ein liberalisierter Anbau in Deutschland. Tritt das CanG wie geplant teilweise am 1. April 2024 in Kraft, könnte die Industrie vor einem erfolgsversprechenden Jahr stehen. Aber klar ist: Für die Industrie steht und fällt immens viel mit einer zeitnahen Verabschiedung des Gesetzes.

Entkriminalisierung

Rechtsanwalt Kai-Friedrich Niermann fragt sich, ob “sich die Anzahl der Strafverfahren gegen Konsumenten tatsächlich drastisch reduzieren wird, ob am Ende des Jahres noch Nutzhanfprodukte am Markt erhältlich sind, und wie viele Cannabis-Anbauvereinigungen operativ tätig sein werden”. Das ganze unter dem Vorbehalt, dass das CanG tatsächlich Anfang des Jahres verabschiedet wird. Auch Dentons-Partner Peter Homberg fragt sich unter anderem aufgrund der kürzlichen Entwicklungen im Gesetzgebungsverfahren, “wann und wie Cannabis für den Freizeitkonsum in Deutschland tatsächlich erhältlich sein wird” und zeigt sich skeptisch, dass dies kurzfristig der Fall sein wird.

Produktion in Deutschland.

Jörg Sellmann, Geschäftsführer Demecan, wünscht sich unter anderem schnell Klarheit in Sachen „Beseitigung der Diskriminierung von in Deutschland angebauten medizinischem Cannabis“. Sollte dies erfolgen, kann sich Niermann vorstellen, dass sich durch die Freigabe des Anbaus für medizinische Zwecke in Deutschland “wieder viele ausländische und insbesondere nordamerikanische Investoren in den deutschen Markt drängen werden.“

Reklassifizierung

Michael Sassano, Geschäftsführer von Somaí, geht davon aus, dass 2024 sowohl Deutschland als auch die USA Cannabis reklassifizieren. Dadurch, so Sassano, werden viele weitere Länder angestoßen, ihre Märkte zu öffnen und Anbau sowie Weiterverarbeitung besser zu regulieren. In der Folge würde der Wert der Unternehmen und die Nachfrage nach Cannabis weltweit deutlich steigen. Niklas Kouparanis, Geschäftsführer der Bloomwell Group, macht unterdessen Druck auf die SPD: Das Hin und Her im Gesetzgebungsverfahren habe die Branche und Investoren verunsichert und das Planen erschwert. Im Zweifel werde das Gesetz selbst dann durch den Bundestag gehen, wenn vereinzelte SPD-Abgeordnete dagegen stimmen. Auch vor diesem Hintergrund David Henn, Geschäftsführer von Cannamedical Pharma, die “Verfügbarkeit von Cananbis-Medikamenten” weiter zu priorisieren

Übernahmen und Kapitalmärkte

Sassano erwartet eine “neue Welle an grenzüberschreitenden M&As, insbesondere durch US-Firmen”. Auch Homberg geht davon aus, dass sich der Markt für medizinisches im kommenden Jahr stabilisieren werde, “wobei wir jedoch eine weitere Konsolidierung gerade in Deutschland sehen werden.” Benedikt Sons, Geschäftsführer von Cansativa, prognostiziert: “Die erhoffte Herausnahme aus dem Betäubungsmittelrecht fördert die Breitenversorgung und schafft gesellschaftlich akzeptierte Therapiechancen. Daraus resultierend hoffen wir auf ein gesundes Marktwachstum, das unserer Branche weitere Investitionen ermöglicht und Produktinnovationen vorantreibt.“

Regulierung auf EU-Ebene

Peter Homberg würde es im Sinne der Industrie und der Patienten begrüßenswert, “wenn 2024 die europäische Harmonisierung der Rechtsvorschriften auf dem Gebiet des Medizinalcannabis voranschreitet”. Zudem hofft er , dass sich die Mitgliedstaaten der EU für Cannabis als Genussmittel “auf einen politischen Rahmen” verständigen.

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