Nicht nur Cannabis: Neues medizinisches Zeitalter für Psychedelika?

by Moritz Förster

Ein neuer Report der Unternehmensberater Prohibition Partner ordnet Cannabis in eine Reihe anderer Psychedelika wie MDNA oder LSD ein. Steht deren Durchbruch in Therapie und Medizin bevor?

Die wichtigsten rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen will Prohibition-Partners Geschäfstführer Stephen Murphy für all diejenigen herausarbeiten, die sich bereits jetzt mit Psychedelika als Therapiemittel auseinander setzen wollen, und zudem “key insights” liefern. Auf immerhin 120 Seiten widmet sich Prohibition Partners daher erstmalig in einem eigenen Report und in der Tat sehr umfassend aus ganz verschiedenen Perspektiven – von Wirkung über Gesellschaft bis hin zu einer Liste mit den aktuell spannendsten Unternehmen – dem Thema. Die wichtigsten Ergebnisse des Reports:

Psychedelika erleben trotz ihrer Einstufung in der Single Convention on Narcotic Drugs eine Renaissance. Sie seien die nächste große Innovation für psychologische Therapien. Die Autoren verweisen auf einige erste klinische Erfolge von Psilocybin (Wirkstoff von Magic Mushrooms), von LSD oder Ketamine. Bei MDMA gehen sie soweit, dass sie eine Zulassung durch die Zuständige Behörde der USA bis 2022 erwarten.

Im Report ist von eindeutigen Parallelen zwischen Psychedelika und Cannabis die Rede: Sie seien pflanzlich basiert und würden in der Single Convention in Klasse eins eingestuft. Allerdings lägen zu anderen Psychedelika bereits fundiertere Erkenntnisse über das Potenzial für verschiedene Therapien vor als für Cannabis.

Außerdem würden Psychedelika inzwischen Rückhalt in der Gesellschaft genießen. In den USA, hätte in einer Umfrage mehr als die Hälfte angegeben, Psychedelika für eine Behandlung in Erwähnung zu ziehen – vorausgesetzt die Wirkung sei wissenschaftlich belegt. Beispielsweise hätte Ketamin bereits einige 100 klinische Studien in den letzten 20 Jahren durchlaufen.

Ob, wie von den Autoren vorhergesagt, die Industrie in den kommenden Jahren tatsächlich “exponentiell expandieren” wird, bleibt abzuwarten. Ihre Erwartungen begründen sie mit den Einsatzgebieten in Sucht, Depressionen, Traumata oder Schizophrenie sowie der zunehmenden Suche nach Alternativen zu herkömmlichen Therapien. Jonathan Gilbert, Geschäftsführer von Tassili Life Sciences geht in einem Interview davon aus, dass “ordnungsgemäß zugelassene Arzneimittel der führende Sektor” der zukünftigen pharmazeutischen Psychedelika-Industrie sein werden.

Prohibition Partners berichtet bereits von einem “starken Interesse vieler Unternehmen und Investoren”, auch wenn man noch in einer “sehr frühen Phase” sein. Klar scheint: Der Markt selbst steckt noch in den Kinderschuhen. Das Thema rückt aber bereits in den Fokus. Bruce Linton, Ex-Chef von Canopy Growth, hat mit MindMed bereits ein Pharma-Unternehmen mit Schwerpunkt Psychedelics, an die Börse geführt. Auch der Spiegel hat im Februar ausführlich über LSD in der Psychotherapie berichtet.

So warnt in einem weiteren Experten-Interview George Goldsmith, Mitgründer und Geschäftsführer von Compass Pathways bereits vor einem “psychedelische ‘Rausch'” im unternehmerischen Sinne. Seine Forderung: “Es braucht Verantwortung, Ehrlichkeit und Transparenz. Wir müssen den Wachstums-Rausch durch hippokratischen medizinischen Eid des “first do no harm” ausgleichen.”

Prohibition Partners stellt den gesamten Report ist kostenlos auf der eigenen Website zum Download zur Verfügung.

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