Import diversifiziert: Handel mit Medizinalcannabis größer und globaler

by Moritz Förster

Inzwischen beziehen deutsche Unternehmen aus 17 verschiedenen Ländern medizinisches Cannabis. 2017 war Deutschland noch komplett von der Produktion in den Niederlanden und Kanada abhängig. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Branchenverbands Cannabiswirtschaft der Cannabiswirtschaft hervor (BvCW). Demnach sei die Importmenge im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um über 80% gestiegen. Insgesamt seien in diesem Zeitraum 8966,6 kg Cannabisblüten importiert, 2020 waren es im selben Zeitraum noch 4946,3 kg.

Zusätzlich dazu seien im ersten Halbjahr 2021 980,4 Kilogramm getrockneten Cannabisblüten eingeführt worden, die für die Herstellung der Extrakte benötigt wurden. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres betrug die Menge 820,3 kg (plus 19,5 Prozent).

Insgesamt wurde inzwischen aus 17 Ländern, davon neun aus Europa (sieben aus der EU + Schweiz und Nordmazedonien), medizinische Cannabisprodukte importiert. Die vollständige Liste der Exportländer war bislang noch nicht öffentlich. Diese gehe nun aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des MdB Dr. Schinnenburg und der FDP-Bundestagsfraktion hervor.

Kanada (32 Prozent) und die Niederlande (22 Prozent) würden zwar noch führen in Sachen Export nach Deutschland, aber insbesondere von Dänemark (19 Prozent) und Portugal (13 Prozent) zunehmend herausgefordert, kommentiert Alfredo Pascual, Vice President von Seed Innovations, auf Linkedin.

Dr. Wieland Schinnenburg, ehem. MdB (FDP), lässt sich in der BvCW-Mitteilung zitieren: „Deutschland deckt seinen steigenden Bedarf an Medizinalcannabis über Importe. Davon profitieren ausländische Cannabisproduzenten, nicht aber die deutsche Wirtschaft. Es ist schlichtweg nicht nachvollziehbar, warum deutsche Unternehmen nicht am lukrativen Exportmarkt partizipieren sollen. Statt uns immer stärker von Importen abhängig zu machen, benötigen wir mehr Cannabis – ‘made in Germany‘. Wir müssen deutsche Unternehmen für den Exportmarkt befähigen und den Anbau von Cannabis auf 100 Tonnen jährlich ausbauen.” Ähnlich hatte sich Schinnenburg bereits auf eine Anfrage von krautinvest.de im Juli geäußert.

Allerdings gibt es auch stimmen, die den Anbau in Deutschland nicht für wirtschaftlich halten. „Nur weil ich in Deutschland bin, heißt das nicht automatisch, dass ich dort produzieren will!“, hatte beispielsweise Nic Easley in einem Interview mit krautinvest.de gewarnt.

“Der deutliche Importanstieg zeigt den wachsenden Bedarf an medizinischem Cannabis in Deutschland. Vom vorgesehenen inländischem Anbau von 2.600 kg pro Jahr wurden nach unserem Kenntnisstand in der ersten Jahreshälfte erst ca. 50 kg realisiert. Insgesamt freuen sich über diese Entwicklung vor allem unsere Importeure”, kommentiert BvCW-Geschäftsführer Jürgen Neumeyer. “Weltweit erkennen immer mehr Staaten den wirtschaftlichen Bedarf des Cannabisanbaus. Auch das ist zu begrüßen. Allerdings sollten wir aufpassen, dass wir in Deutschland nicht den internationalen Anschluss verlieren.”Import diversifiziert: Handel mit Medizinalcannabis größer und globaler

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