Cannamedical schielt auf Fertigarzneimittel: Investitionen in Forschung und Studien

by Moritz Förster

Seit dem Merger mit der PS Pharma Group Anfang des Jahres war es vergleichsweise ruhig um Cannamedical und die neue Gruppe Semdor Pharma. Jetzt aber verkündet Cannamedical gleich zwei News parallel. Erstens startet das Unternehmen die Schmerztherapiestudie Escape Pain mit 500 Patient:innen, um Patienten in die Weiterentwicklungen des eigenen Extrakt Cannamedical 25:25 zu einzubinden. Zudem hat Cannamedical ein Patent für ein Fertigarzneimittel angemeldet. In den kommenden Jahren soll dieses die für eine Markteinführung erforderlichen klinischen Studien durchlaufen. Außerdem kritisiert David Henn im Gespräch mit krautinvest.de den Genehmigungsvorbehalt und spricht sich für Wettbewerb im Cannabismarkt aus.

Noch ist das ein oder andere Zukunftsmusik. Zumindest aber wagt sich Cannamedical-Gründer und Geschäftsführer David Henn nach der Einreichung des Patents an die Öffentlichkeit. In den kommenden Jahren soll ein eigenes Fertigarzneimitteln für die Schmerztherapie die erforderlichen klinischen Studien durchlaufen, bis Phase 3 einschließlich. Insgesamt rechnet David Henn dafür mit für die Pharma-Welt vergleichsweise moderaten Investitionen von 15 bis 20 Millionen Euro. „Wir sind seit eineinhalb Jahren sehr intensiv mit dem BfArM im Austausch. Sicherlich liegen die Kosten für die Studien unter denen, die für Kopfschmerzmittel oder Impfstoffe erforderlich sind“, erklärt der Gründer des ersten deutschen Cannabis-Großhändlers gegenüber krautinvest.de. Nach Blüten, Extrakten und seit kurzem auch Dronabinol würde ein eigenes Fertigarzneimittel das Sortiment an cannabinoidbasierten Arzneimitteln komplettieren. „Der Markt für Medizinalcannabis wandelt sich stetig. In einigen Jahren werden nicht mehr Blüten die dominierende Rolle spielen, sondern Fertigarzneimittel“, lässt sich Henn in einer Unternehmensmitteilung zitieren. Ein aktuelles Datum will er aktuell noch nicht nennen, sicherlich komme das Produkt aber noch nicht im nächsten Jahr auf den Markt.

Studie Escape Pain: “Herausfinden, was Ärzte und Patienten brauchen”

Ganz unabhängig davon hat Cannamedical die nicht-interventionelle Studie Escape Pain initiiert. Dafür sollen im Zusammenspiel mit einem externen Dienstleister zukünftig die Datensätze von 500 Patient:innen ausgewertet werden. Henn kalkuliert mit summa summarum einer halben Millionen Euro für die Studie. Aktuell sucht Cannamedical noch weitere Fachärzte und Patient:innen. Im Fokus steht dabei ausschließlich das eigene Extrakt Cannamedical 25/25. „Das ist eine Investition in die Zukunft. Der Wunsch nach Standardisierung und einer so einfach, wie möglichen Absorption der Medikation ist groß. Bei Cannamedical steht der Patient im Zentrum“, so Henn. Er wolle durch die Studie „genau herausfinden, was Ärzte und Patienten von uns brauchen“. In einer Unternehmensmitteilung heißt es, dass erst durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Cannabistherapie, der Erforschung ihrer Wirksamkeit und Sicherstellung der Produktsicherheit langfristige Behandlungserfolge ermöglicht würden.

David Henn: „Wir leisten gerne Pionierarbeit, um Patientenbedürfnisse ganzheitlich zu verstehen und Therapieverfahren auf die individuellen Bedürfnisse abzustimmen. Sei es bei der Behandlung von Schmerzzuständen, einer partiellen Substitution anderer starker Medikamente und deren Nebenwirkungen oder einer Förderung gesunden Schlafs und folglich einer ganzheitlichen Steigerung der Lebensqualität. Das alles berücksichtigen wir in der Gestaltung unserer modernen Therapieverfahren.“

Cannamedical schielt auf Fertigarzneimittel: Investitionen in Forschung und Studien

„Der Markt ist groß genug für fairen Wettbewerb”

Der Merger mit der PS-Gruppe zur Semdor Group sei laut Cannamedical ein wichtiger Impuls für neue Produkt-Entwicklungen gewesen. Die Gruppe verfüge nach eigenen Angaben seitdem über ein ganzheitliches Vertriebsnetzwerk an Apotheken, Zugang zu Großhändlern, einen integrierten Pharma-Außendienst sowie ein umfassendes Know-How in der Forschung, Zulassungen und integrierten Produktionsressourcen.

„Bereits heute nutzt die Mehrheit der Cannabis handelnden Großhändler die Abfüllung und Lagerlogistik Services der PS Pharma. Für die Semdor Pharma Gruppe ist dies wichtiger Beitrag um den Markt zu skalieren und den Markteintritt für möglichst viele Spieler zu ermöglichen.” „Der Markt”, so Henn, sei “groß genug für viele Akteure im fairen Wettbewerb, auch wenn er in diesem Jahr “knapp 30-Prozent langsamer” wachse als letztes Jahr. „Grundsätzlich begrüßen wir den Wettbewerb und werden ab 2022 auch umfassend White Label Extrakte und Blüten Produkte für unser PS Pharma Kunden zugänglich machen. Entscheidend für weiteres Wachstum in 2022 ist letztlich die Abschaffung des Genehmigungsvorbehalts – bereits heute ein für die Kassen unverhältnismäßiger Aufwand.”

Im Gegensatz zu anderen Unternehmen visiert David Henn aktuell keinen Börsengang an. „Der Semdor Gruppe geht es nicht um das schnelle Geld, sondern darum, nachhaltig chronisch Erkrankten Schmerzpatienten zu helfen”, verspricht er im Gespräch mit krautinvest.de.

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