Falk Altenhöfer über Cannabis-Startups im Fundraising: “Hervorragend!”

by Lisa Haag

Fundraising als Cannabis-Startup? Besonders herausfordernd, weiß Falk Altenhöfer von der Plattform “Cannabis Startups”. Er führt nach Kapital suchende Teams mit Investoren zusammen. Die gute Nachricht: Als “hervorragend” bewertet Falk die aktuelle Situation, um an Finanzmittel zu gelangen. Voraussetzung für Erfolg sei ein Hang zum Lesen und viel Geduld. Wieso verrät er im Interview. Seine Prognose: fünf bis zehn neue Marken im Bereich medizinisches Cannabis in der zweiten Jahreshälfte. Zugleich warnt er aber davor, dass Gründer die Lieferketten nicht im Blick behalten. Ein Gespräch mit Cannabis-Start-Up-Scout Falk Altenhöfer.

krautinvest.de: Falk, erstmal eine persönliche Frage: Du arbeitest mit internationalen Investoren und Venture Capital Firmen – beispielsweise aus Israel und den USA. Wie sieht dein Arbeitsalltag als Unternehmer aus?

Falk Altenhöfer: Meine Aufgabe ist, außergewöhnliche Gründer mit außergewöhnlichen Investoren in Verbindung zu bringen. Die Teams finde ich als Scout über LinkedIn oder durch meine Plattform Cannabis Startups mit nunmehr 200 europäischen Teams. Einen Großteil der Menschen lerne ich durch mein Netzwerk kennen oder treffe sie auf einem der Meetups, die zwischen Dublin und Kiew stattfinden. Das Investoren-Netzwerk ist organisch gewachsen, was vor allem mit meinen Tätigkeiten in den vergangenen Jahren im Startup-Bereich zusammenhängt.

Die Aufmerksamkeit war beträchtlich, als ich nach Israel gegangen bin, um den Aufbau des zweiten Accelerators für Cannabis-Startups zu unterstützen. Um marktspezifisch auf dem neuesten Stand zu bleiben, lese ich natürlich Studien und Artikel, stehe darüber hinaus sowohl in ständigem Austausch mit Business Development Abteilungen von ausländischen Cannabis-Marken, die ihren Marktstart in Deutschland planen, als auch mit etablierten Pharmafirmen, die das Thema zwar im Auge behalten aber nicht umfassend bedienen. Anders sieht es bei finanzgetriebenen Investoren aus, die einen „schnellen“ Return erwarten. Sie suchen Konzepte, welche einen hohen Innovationsgrad mit sich bringen oder schon über eine „Community“ verfügen. 

Falk Altenhöfer über Cannabis-Startups im Fundraising: "Hervorragend!"
Falk Altenhöfer in Aktion bei einem Pitch Event von cannabis-startups.com in Jerusalem, Israel

Mein Ziel ist es, unterschiedliche Marktteilnehmer kennenzulernen und zu ergründen, wo sie investieren wollen und welche individuellen Herausforderungen das mit sich bringt. Das sind beispielsweise Start-Up-Gründer, die eine Wellness- oder Kosmetikmarke im CBD-Sektor schaffen möchten und dahingehend Unterstützung brauchen, um beispielsweise die geplante Creme zu realisieren. 

krautinvest.de: Und wie bist du auf die Hanf- und Cannabis-Branche gestoßen und was findest du am spannendsten? Siehst du irgendwo ein Kernproblem für Unternehmer im Arbeitsumfeld Cannabis?

Falk Altenhöfer: Das war Zufall. Ich suchte für meine Großmutter nach einer Alternative für Schmerzlinderung, die die Verdauung nicht so sehr belastet und stieß sehr rasch auf Cannabis. Das hat mich bestärkt, mich intensiver mit dieser Thematik auseinanderzusetzen und war nach kurzer Zeit fasziniert. 

krautinvest.de: Und was reizt dich heutzutage besonders an deinem Job?

Am spannendsten finde ich immer die Gründerstory und den Moment, in dem man das Pitch-Deck anschaut. Eine Innovation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, um dann später zwei Menschen durch ein Telefonat zu verbinden, die sich kompensieren, unterstützen oder voneinander profitieren können – das macht Spaß und motiviert jeden Tag! Ein Kernproblem stellt sicherlich die Herausforderung dar, das nicht jeder einfach eine Pflanze anbauen, lagern, weiterverarbeiten und experimentieren darf. Man agiert in teilweise grauen Bereichen, das ist nicht Jedermanns Sache! 

Wer in diesem Bereich gründet, muss einen Hang zum Lesen haben und enorme Geduld mit sich bringen: Man muss sich intensiv damit beschäftigen, um ein Gefühl für die Materie und damit verbundene Hürden zu bekommen wie Themen sind beispielsweise Novel Food, Kosmetik oder GMP. Man kann viel outsourcen, aber es muss ein Grundverständnis vorhanden sein oder geschaffen werden, sonst wird man nicht lange auf dem Markt überleben können.

krautinvest.de: Wie schätzt Du die Situation für Finanzierungen über Venture Capital für Cannabis-Start-Ups in Deutschland?

Falk Altenhöfer: Hervorragend. Wir erwarten in diesem Jahr einen regelrechten Boom in der deutschen Gründerszene. Viele Innovationen werden uns vor allem im Lebensmittel-Umfeld begegnen – beispielsweise mit Hanfsamen. Immer breiter verfügbar wird zudem medizinisches Cannabis in den Apotheken. Ich denke, dass wir in der zweiten Jahreshälfte allein im medizinischen Cannabisumfeld zwischen fünf bis zehn neue Marken sehen werden. Drumherum werden sich viele Dienstleistungen und Services entwickeln. 

krautinvest.de: Welche Themen tragen Deiner Meinung nach zurzeit das meiste Potential?

Falk Altenhöfer: Das meiste Potential beinhaltet tendenziell der medizinische und kosmetische Markt und damit verflochtene Themen wie Darreichungsformen, Wechselwirkungen und Monitoring. Im Lebensmittelbereich wird das Thema eine übergeordnete Rolle einnehmen, mehr noch in der Baubranche, wenn es um Zellulosedämmung und -dichte geht. Natürlich werden auch Themen wie Compliance immer im Fokus des Gesundheitsmarktes stehen, der sich gerader im Aufbau befindet!

krautinvest.de: Haben deutsche Kapitalgeber Angst vor dem Thema Cannabis? Wie offen ist die deutsche Gründerszene Deiner Meinung nach dem Thema gegenüber?

Falk Altenhöfer: Angst würde ich es nicht nennen. Das Thema wird dieses Jahr definitiv an Aufschwung gewinnen, was vor allem durch das Anwachsen von Marken auf dem Markt spürbar sein wird. Meine Bedenken zielen mehr auf die Menschen ab, die die Lieferkette nicht im Blick haben und dass wir in Deutschland einen Skandal erleben, welcher sich in einer Art Kettenreaktion durch ganz Europa zieht, womit der mühevolle Aufbau der letzten Jahre umsonst wäre. 

Axel Springer zum Beispiel steht der Thematik sehr positiv gegenüber und so lange sich die Branche an vorgegebene Regulierungen hält, wird der weiteren Etablierung nicht viel im Wege stehen. Ich gehe davon aus, dass in diesem Jahr auch weiterhin stark in Marken investiert wird, die sich auf Kosmetika und Wellnessprodukte spezialisieren. Das Thema selbst stellt sich für Gründer oft als problematisch dar, da sie mit einigen Vorurteilen zu kämpfen haben, im Freundes- als auch im Familienkreis. 

krautinvest.de: Was empfiehlst Du Firmen und Gründern, die auf der Suche nach Kapital sind? Was sollten sie unbedingt mitbringen?

Falk Altenhöfer: Das kommt immer auf die Nische an, aber ein Pitch-Deck und die ersten dokumentierten Interviews mit Partnern, die für den Aufbau mit zukünftigen Kunden enorm wichtig sind, sind ein wichtiger Anfang. Was sonst noch mitgebracht werden muss: Energie, Durchhaltevermögen und Fokus.

krautinvest.de: Wie siehst Du die Zukunft der deutschen Cannabiswirtschaft? Was können Unternehmen tun, um den Wirtschaftszweig lokal zu fördern und als reale Industrie wahrgenommen zu werden?

Falk Altenhöfer: Die Zukunft des Marktes bleibt sehr spannend. Von Dämmmaterial für die Haus-Isolierung aus Hanf bis hin zur Kosmetik über Medikamente die für Krebstherapien oder andere Krankheiten entwickelt werden. Unternehmen können sich vor allem bei Verbänden, Instituten und Universitäten einbringen, um mehr Innovation zu fördern und so die Mitarbeiter von Morgen oder die nächste Innovation in den eigenen Reihen auf fruchtbaren Boden treffen zu lassen. Die Cannabiswirtschaft wird von der realen Industrie wahrgenommen, sie befindet sich leider noch in Kinderschuhen, aus denen es nun gilt hinauszuwachsen. Ein besonders wichtiges Thema ist in dieser Hinsicht auch Lobbyarbeit auf nationaler und internationaler Ebene. Hieran arbeite ich gemeinsam und zur Unterstützung mit dem Branchenverband der Cannabiswirtschaft e.V.

krautinvest.de: Herzlichen Dank für das informative Interview.

Über Falk Altenhöfer:
Falk Altenhöfer ist in Köln geboren und hat die letzten Jahre in Stuttgart gelebt, wo er mehrere Onlineunternehmen in unterschiedlichen Branchen gegründet hat. Nach dem Verkauf seines ersten Unternehmens unterstützte er als Mitgründer durch seine Vermarktungs- und Datenkompetenzen einige Startups im eCommerce Bereich. Falk Altenhöfer berät seit über drei Jahren Gründer im bwcon-Netzwerk als einziger Berater in der Digitalisierung der Vertriebswege, als auch zum Thema im BioSciene Bereich über die BioPro. Falk ist der Initiator des Accelerators-Programms cannabis-startups.com und bringt hier außergewöhnliche Gründer mit außergewöhnlichen Investoren zum Thema Cannabis zusammen.

Ihr könnt Falk Altenhöfer auf der EIHA Hemp Conference 2020 am zweiten Tag der Konferenz (17.06.2020) um 15:15 Uhr live sehen. Hier spricht er zum Thema “Cannabis: Commodity or Brand? The investors view on THC and CBD.” 

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