Vor ein paar Jahren waren eBay und Amazon noch tolle Verkaufskanäle für Hanfprodukte aller Art, inzwischen greifen die Terms & Conditions dieser Unternehmen klar durch. Der Handel auf diesen Plattformen ist kaum oder nur noch eingeschränkt möglich. Kein Problem, sondern eine Chance für das das Team von Cannaable. Ihr neu uns Leben gerufene Plattform gilt quasi als ‘Amazon’ für Cannabis. Über Canaable vertreiben Händler ihre Produkte legal und erschaffen eine breite Produktvielfalt. krautinvest.de hat sich zum Launch der Plattform mit Zweien der Gründer aus dem Cannaable-Team, Florian Bein und Sascha Wiebelt, über das Unterfangen unterhalten und auch darüber, wie die Macher Online-Marketing als Tool für mehr Verbraucherinformation und Aufklärung einsetzt wollen.
Krautinvest.de: Florian, ihr habt letztes Jahr den ersten deutschen online Hanf-Marktplatz ins Leben gerufen, der aktuell gestartet ist. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen und was hat Euch dabei bewegt unternehmerisch für das Thema Hanf-Produkte aktiv zu werden? Wie ist eure Team-Konstellation?
Florian Bein: Absolut korrekt. Die Idee entstand ursprünglich durch das private Interesse an dem Rohstoff Hanf und der Vermarktungspolitik in Kanada, die immer mehr nach Deutschland gesickert ist. Zusätzlich habe ich mit mehreren Kunden im Bereich Komplementärmedizin durch meine Marketingagentur zu tun. Über diese Kunden hat man immer wieder Vermarktungsthemen wie CBD, Hanf generell und medizinisches Cannabis. Als ich mich mehr und mehr mit diesem Bereich auseinandergesetzt und mit verschiedenen Projektpartner die Tiefe des Themas Hanf eruiert habe, saß ich mit meinem Geschäftspartner und Freund Sascha zusammen. Auch er hat sich mit dem Thema Cannabis und vor allem CBD in der Tier- sowie CBD in der Kosmetikbranche auseinandersetzt. Unter anderem führt seine Mutter ein Kosmetikstudio und setzt auch dort CBD-haltige Kosmetikprodukte ein. Es wurde uns schnell klar, wie groß der Markt und das Interesse zu diesen Bereichen ist. Außerdem erkannten wir, welcher Bedarf aus Konsumentensicht entstand. Mit dem gemeinsam erstellten Proof of Concept wurde sich an weitere Projektteilnehmer gewandt, sodass ein Team aus Entwickler, Designern, PR-Profis, BWLer & Marketern entstanden ist.
Krautinvest.de: Bei Amazon und Ebay ist es nur unter bestimmten Bedingungen möglich bestimmte Produkte zu verkaufen. CBD ist verbannt, wird nicht so genannt und wird so doch verkauft. Wie unterscheidet ihr Euch von deren Angebot? Welche Lösung bietet ihr Hanf-Unternehmen, um ihre Produkte zu vertreiben? Warum ein eigener Marktplatz für Hanfprodukte?
Florian Bein: Auf dieses Problem bin ich relativ früh gestoßen: Da ein Kunde von mir selbst CBD-Produkte verkauft, musste ich diese bereits früh vermarkten. Das Hauptproblem ist hierbei nicht einmal, dass CBD verbannt ist, sondern das sogar Google & Facebook sofort weitere Kampagnen pausiert oder beendet, wenn nur das Wort CBD auf der Homepage zu finden ist. Dieses Problem können wir nur umgehen, wenn wir das Online-Marketing grundsätzlich auf Umdenken und Bekanntheit mit Aufklärung lenken. Wir möchten uns hier bewusst von den Tricks bei Amazon & Co. fernhalten, da dies nur kurzfristig und ohne nennenswerten Erfolg zu sehen ist. Die CBD Firmen, die dieses Umdenken bereits vollziehen, sind CBD Shops, mit denen wir noch weiter wachsen möchten. Außerdem geben wir unseren Händlern die Chance, ihre Produkte ehrlich, wahrheitsgemäß und offen anzubieten. Dadurch können wir mit den echten Produktdaten arbeiten, was wiederum Käufern zu Gute kommt. Zum Beispiel, können wir Zertifikate oder Filtermethoden abhängig vom CBD-Gehalt und auch offene Gespräche über das CBD-Produkt selbst anbieten. Das Versteckspiel mit dem Rohstoff Hanf muss endlich ein Ende haben.
“Das Versteckspiel mit dem Rohstoff Hanf muss endlich ein Ende haben”
Krautinvest.de: Und wie sieht das für Euch dann in der Umsetzung aus? Welche Rolle spielen Inhalte und Aufklärung in eurer Strategie?
Florian Bein: Wir haben hierfür drei Seiten ins Leben gerufen: den Marktplatz, das Hanfblatt und die Produktvorstellungsseite:
- Der Cannable Marktplatz: Hier herrscht Offenheit im Bereich Hanf, das Sortiment wächst stetig und wir möchten alles rund um das Thema Hanf auf eine Plattform, einen Marktplatz bringen. Sodass der Kunde und Konsument selbst entscheiden kann, welche Produkte, mit welchen Inhaltsstoffen, aus welchem Produktionsland er möchte.
- Das Hanfblatt: Hier werden alle Informationen rund um das Thema Hanf zusammengetragen. Beginnend mit der Politik über Medizin bis hin zum Thema Hanf und Wissenschaft.
- Die Produktvorstellungsseite: Hier dreht sich alles um die Produkte auf unserem Marktplatz. Wir möchten unabhängige Produktvorstellungen präsentieren. Dies beginnt bei simplen Vorstellungen bis hin zu Essensrezepten, etwa für Hanfpesto. Jedes Produkt wird mit unserem Marktplatz verlinkt, sodass der Nutzer das Produkt auch finden und kaufen kann.
Eine generelle Marketingstrategie haben wir selbstverständlich auch. Wir werden im Wesentlichen mit Plattformen im Bereich PPC arbeiten. Zusätzlich relevanten Traffic einkaufen, sowie mit Affiliate Partnern arbeiten. Ganz in unsere Karten lassen wir uns natürlich nicht schauen, jedoch wird das ein oder andere Format bereits 2020 folgen. Wir sehen die Vermarktung eher optimistisch, statt pessimistisch.
Krautinvest.de: Das klingt nach einer großen Bandbreite an Produkten. Wo fängt Euer Angebot an und wo hört es auf? Gibt es Produkte, auf die ihr gezielt verzichtet? Sascha, wie seid ihr damit umgegangen?
Sascha Wiebelt: Wie bereits oben beschrieben werden wir alle Produkte zum Thema Hanf listen lassen. Uns geht es nicht nur um Produkte, die im medizinischen Gebrauch unterstützen können, sondern auch um Produkte die das Leben vereinfachen und verschönern. Zum Beispiel ein fertiges Hanfpesto oder Hanfnudeln. Ebenfalls möchten wir Hanfdämmstoffe listen lassen, da Hanf eine einzigartige Struktur für Dämmung besitzt. Verzichtet haben wir auf Produkte, bei denen die Gesetzeslage leider nicht ganz klar ist, zum Beispiel CBD-Blüten & feminisierte Hanfsamen. Wir möchten mit unserem Hanfmarktplatz Pionierarbeit im positiven Sinne leisten. Diese Pflanze ist in der Vergangenheit so in Verruf geraten, obwohl wir seit Jahrtausende davon profitieren. Zum Glück scheinen langsam die Politik sowie einzelne Länder zu verstehen, dass wir über das Kiffer-Image hinauswachsen müssen.
Krautinvest.de: Wie schafft ihr es hier, die unterschiedlichen Interessen der Käufer abzuholen? Wer sich für Baustoffe interessiert, kauft ja nicht zwangsläufig auch einen Vape. Plant ihr eine mehrdimensionale Strategie, um hier einen ausreichend Kunden zu erreichen und relevant zu werden?
Sascha Wiebelt: Dass der Endkunde, welcher auf einem B2C-Marktplatz einkauft, sich nicht zwangsläufig für alle Kategorien interessiert, ist zurückzuführen auf einen der Hauptvorteile eines jeden Marktplatzes: das breite Artikelportfolio. Es ist korrekt, dass dies in Einzelfällen zwar bedeuten kann, dass ein potenzieller Kunde der sich für Baustoffe interessiert, sich nicht auch für einen Vaporizer interessiert. Aber im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass auf Grund unserer angebotenen Artikelvarianz alle anderen Kunden eine Anlaufstelle, den sogenannten “one-stop-shop”, für alle weiteren Produkte vorfinden werden. Im Rahmen unseres Proof-of-Concepts ist uns nämlich eines besonders aufgefallen: Die Zielgruppe “Hanf” lebt dieses Interesse förmlich und identifiziert sich häufig nicht nur mit den Produkten einer Kategorie, sondern greift auf Grund der vielfältigen Einsetzbarkeit & Nachhaltigkeit auf Produkten aus verschiedenen Kategorien zurück.
Somit ist meines Erachtens die mehrdimensionale Strategie für das Kreieren eines Marktplatzes absolut notwendig. Wir bilden diese Strategie, wie von Florian beschrieben beispielsweise durch mehrdimensionales Marketing sowohl im Bereich paid als auch organisch, beispielsweise durch unseren Blog “das Hanfblatt” oder aber auch die Produktvorstellungsseite sowie PR ab. Nur so können wir alle potentiellen Käufer bei solch einem breiten Produktspektrum erreichen.
Krautinvest.de: Ihr seid sogar noch einen Schritt weiter gegangen und habt eine eigene Händlerplattform im Hintergrund gebaut. Welche besonderen Vorteile bietet diese Händlern, die auf dem Marktplatz aktiv werden möchten? Wie geht ihr mit Themen wie Bezahlprozessen um, bei denen Händler sonst oft sehr eingeschränkt sind?
Sascha Wiebelt: Unser Händlerbackend ‘HIP’ – die Händlerintegrationsplattform bietet dem Händler eine totale Transparenz, beispielsweise hinsichtlich Umsatz, verkaufter Produkte, eingestellter Artikel, Statistiken rund um den Betrieb der eigenen Shopseite und vieles mehr. Hier findet quasi das komplette Tracking statt. Die eingegangenen Bestellungen können an die eigenen Shopsysteme übertragen werden. Dadurch wollen wir manuelle Aufwände auf Seiten der Händler einsparen. Bisher bieten wir Schnittstellen zu den gängigen Shopsystemen an, wollen diese mittelfristig jedoch weiter ausbauen. Über HIP hat der Händler zusätzlich die Möglichkeit, seine Produkte via CSV-Datei zu importieren oder manuell anzulegen. Auch Angebote und Streichpreise sowie seine individuelle Händlerbeschreibung, welche auf dem Marktplatz angezeigt wird, lässt sich dort hinterlegen. Kurzum: Hier können alle Daten und Produkte verwaltet, analysiert, Aktionen koordiniert und Zahlungsarten angebunden werden. Zum Thema Zahlungsarten: Die Anbindung von Zahlungsdienstleistern hatte uns zu Beginn einiges an Aufwand gekostet, aber auch diese Thematik konnten wir erfolgreich lösen. Einige wenige Zahlungsdienstleister, welche die Vermarktung von CBD zulassen, konnten wir ausfindig machen, der Großteil lehnt die Vermarktung dieser Produkte jedoch weiterhin strikt ab. Auch Paypal lassen wir als Zahlungsart zu, da jedes nicht-CBD haltige Produkt weiterhin über Paypal bezogen werden darf. Mit einigen Zahlungsdienstleistern stehen wir stetig in engem Kontakt und teilen die Infos jederzeit proaktiv mit unseren Händlern, da es ebenfalls von unserem Interesse ist, unseren Händlern die bestmöglichen Zahlungsarten zur vereinfachten Abwicklung von Käufen anzubieten.
Krautinvest.de: Wie seid ihr bisher finanziert? Welche Pläne habt ihr für das aktuelle Jahr mit Cannaable?
Sascha Wiebelt: Bisher sind wir eigenfinanziert. Florian und ich bereiten uns aktuell jedoch schon auf erste Gespräche mit potentiellen Investoren & Business Angels vor und befinden uns gerade in der Phase, einen passenden Partner für unser Unternehmen zu finden. Mit diesem wollen wir dann gemeinsam weiter wachsen und unsere mehrstufige Strategie realisieren. Unsere Pläne für 2020 sind groß, wir hatten 2019 verschiedene Hürden erfolgreich meistern können und haben seitens der Händler bereits vielfache Zusagen, welche unser Geschäftsmodell bestätigen. Nun geht es im nächsten Step darum, genügend Kundschaft und Traffic auf unserem Marktplatz zu generieren. Auch arbeite ich gerade an einem Konzept für die Anbindung von medizinischem Cannabis auf unserer Plattform. Dies wollen wir im zweiten Schritt auf unserer Plattform verankern, da auch hier seit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur „Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften“ (seit März 2017) medizinisches Cannabis in Deutschland verschreibungsfähig ist und dieser Bereich des Marktes weiter wächst. Angebot und die Nachfrage vervielfachen sich. Somit sind wir uns dessen bewusst, dass unsere Wachstumsstrategie durchaus Fremdkapital erfordert und sind offen für jede Kontaktaufnahme und Erstgespräche mit möglichen Partnern.
Krautinvest.de: Sehr spannend alles. Wir drücken die Daumen und wünschen einen guten Start. Vielen Dank für Eure Zeit, die Insights und für das Interview.
Über Cannaable – dein Hanfmarktplatz: Cannaable, ein Wortspiel aus „Cannabis“ und „available“, soll schon bald unter dem Slogan „Deutschlands erster Hanf-Marktplatz“ online gehen. Wie es die Bezeichnung „Marktplatz“ schon verrät, handelt es sich um eine Plattform für Händler & Endverbraucher rund um das Thema „Hanf“. Händler können eigenen Produkte über den Cannaable Marketplace verkaufen. Dabei profitieren sie beispielsweise von Reichweite und Marketing. Der Endkunde hingegen hat den Vorteil, alles an einem Platz finden und kaufen zu können. „Produktvielfalt“ lautet das Stichwort. Apropos „Produktvielfalt“: Nicht nur den kompletten CBD-Markt will Cannaable abdecken. Auch alle anderen denkbaren Hanf-Produkte können gelistet werden. Von eBooks bis Kosmetik, Nahrungsergänzung, Lebensmittel, Kleidung, Samen, Grow-Zubehör und und und … Cannaables Zukunftsvision für 2020 und 2021 beinhaltet die Anbindung von Apotheken und den Zusammenschluss von Patienten, Medizinisches Cannabis mit den dazugehörigen Apotheken.
Die Interviewpartner und das Gründerteam: Sascha Wiebelt ist Gründer von Cannaable und ist für den Bereich Business Development zuständig. Sein Fokus richtet sich an Geschäftsfeldentwicklung, Zahlen und Fakten. Florian Bein ist ebenfalls Gründer und fühlt sich im Bereich Marketing, Online-Präsenz, Optimierung und Visionen wohl. Zusätzlich gehört zum Gründerteam Lars Bauer, Content Creation für das Hanfblatt & Entwicklung im Zusammenspiel mit Marketing; Luca Stulier, Design, Social Media Experte und Backoffice, hat den Überblick über alle Händler und vereint die Bereiche Marketing – Design & Socialmedia Marketing; Marco & Mike Becker – Developer und somit die Entwickler des Herzstück Shop & Händler Backend.
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