Wie medizinisches Cannabis Kanada helfen kann, seine neuen Exportziele zu erreichen

by Gastautor

Ein Gastbeitrag von Raj Grover

Während die Nachfrage in Deutschland und anderen Märkten steigt, hat Kanada die Chance, seine Position als Europas verlässlichster Partner für medizinisches Cannabis zu festigen.

Premierminister Mark Carney hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt, die kanadischen Exporte außerhalb der USA innerhalb des nächsten Jahrzehnts zu verdoppeln und damit schätzungsweise 300 Milliarden Dollar zusätzlich an Handel zu generieren. Um erfolgreich zu sein, muss sich Kanada auf Sektoren konzentrieren, die weltweite Nachfrage mit ausgewiesener heimischer Expertise und hoher regulatorischer Glaubwürdigkeit verbinden.

Die Branche für medizinisches Cannabis passt perfekt in dieses Profil. Im Jahr 2024 exportierten kanadische Unternehmen pharmazeutisch hochwertige Cannabisprodukte im Wert von mehr als 350 Millionen Dollar in Märkte weltweit, darunter Deutschland, Portugal, Tschechien, Polen, die Niederlande, Australien und Israel. Kanada liefert bereits nahezu die Hälfte des gesamten medizinischen Cannabis, das nach Deutschland importiert wird, dem größten und am schnellsten wachsenden medizinischen Markt Europas. Das ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte der Wirtschaft, es ist ein Beleg dafür, dass die kanadische Cannabisindustrie die Vision des Premierministers für wachstumsstarke Exporte außerhalb der USA bereits verwirklicht.

Der deutsche Markt für medizinisches Cannabis wächst weiter. Allein im zweiten Quartal 2025 erreichten die Importe 43 Tonnen, ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem bisherigen Rekord. Nahezu eine Million Patientinnen und Patienten sind inzwischen zur Behandlung berechtigt, während die inländische Produktion die Nachfrage weiterhin deutlich verfehlt.

Für Kanada ergibt sich daraus eine besondere Gelegenheit. Unsere Branche ist im Rahmen eines bundesweit regulierten Systems gewachsen und bietet die Qualität, Sicherheit und Rückverfolgbarkeit, die europäische Aufsichtsbehörden verlangen. Diese Eigenschaften verschaffen kanadischen Exporteuren einen dauerhaften First-Mover-Vorteil, während sich das europäische Ökosystem für medizinisches Cannabis weiterentwickelt.

Der Ausbau der Cannabisexporte stärkt Kanadas Wirtschaft spürbar. Der Sektor trägt bereits mehr als 16 Milliarden Dollar jährlich zum Bruttoinlandsprodukt bei und sichert zehntausende Arbeitsplätze, von Anbau und Labortests bis zu Qualitätssicherung, Logistik und Einzelhandel.

Jede Lieferung nach Deutschland und in andere Weltmärkte unterstützt kanadische Produzenten, Hafenbetriebe, Transportunternehmen sowie professionelle Dienstleister. Exportwachstum bietet nach Jahren mit inländischem Überangebot und Preisdruck einen nachhaltigen Weg nach vorn und belebt einen Sektor, der seine globale Wettbewerbsfähigkeit längst bewiesen hat.

Kanadas Exportführerschaft befeuert auch Innovation. Fortschritte in pharmazeutischer Formulierung, Anbautechnologie und patientenorientierter Forschung entstehen direkt aus dem Wettbewerb auf der Weltbühne. Diese Entwicklungen schaffen qualifizierte, angemessen bezahlte Arbeitsplätze und stärken zugleich Kanadas Ruf für regulatorische Exzellenz.

Wenn andere Länder medizinisches Cannabis legalisieren, orientieren sie sich am kanadischen System als internationalem Maßstab. Mit verantwortungsvoll skalierten Exporten liefert Kanada nicht nur Produkte, sondern auch Standards, Wissenschaft und Vertrauen.

Die Patientenschaft in Deutschland wird vielfältiger. Während derzeit überwiegend ältere Menschen medizinisches Cannabis nutzen, zeigen jüngere Generationen die stärkste Unterstützung für den Zugang. Umfragen von Ipsos belegen, dass eine klare Mehrheit der 18 bis 39-Jährigen in Deutschland die Legalisierung befürwortet, was auf ein stetiges Nachfragewachstum in den kommenden Jahren hindeutet. Dieser demografische Wandel verschafft Kanada einen verlässlichen langfristigen Markt für hochwertige Importe.

Deutschlands ausgereifter Regulierungsrahmen und die steigende Nachfrage machen das Land zum idealen Einstieg in den breiteren europäischen Markt für medizinisches Cannabis. Mit zunehmender Akzeptanz ist kanadische Expertise gut positioniert, um auf dem Kontinent einheitliche, sichere und patientenzentrierte Rahmenwerke mitzugestalten.

Indem Kanada Produkte und Wissen exportiert, kann es seinen Ruf als Europas verlässlichster Partner für medizinisches Cannabis festigen und damit das Ziel des Premierministers voranbringen, den Handel jenseits Nordamerikas zu diversifizieren.

Der Plan von Premierminister Carney, die Exporte außerhalb der USA zu verdoppeln, ist ehrgeizig, aber erreichbar. Um ihn zu verwirklichen, muss Kanada in Sektoren investieren, die bereits internationales Wachstum treiben. Medizinisches Cannabis ragt als einer dieser Sektoren heraus, weltweit anerkannt, wirtschaftlich bedeutend und im Einklang mit Kanadas Werten von Sicherheit, Innovation und Verantwortung. Die starke Nachfrage in Deutschland und Kanadas erwiesene Führungsrolle machen diese Partnerschaft zu einem Modell dafür, was Carneys Exportvision leisten kann.

Das nächste Jahrzehnt ist Kanadas Chance, nicht nur im Bereich Cannabis zu führen, sondern eine diversifizierte, wertschöpfungsstarke Exportwirtschaft aufzubauen, von der Beschäftigte, Innovatoren und Patientinnen sowie Patienten gleichermaßen profitieren.

Über den Autor:

Raj Grover ist Gründer und Chief Executive von High Tide Inc. TSXV HITI und Mehrheitsgesellschafter der Remexian Pharma GmbH, einem der führenden Importeure und Distributoren für medizinisches Cannabis in Deutschland.

Hinweise: Der Gastbeitrag erschien zuerst am 28. Oktober 2025 in der Financial Post unter dem Titel “Opinion: How medical cannabis can help Canada reach its new export ambitions.” Keine Investmentempfehlung. Gastbeiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

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