Chronik eines Scams – Die Juicy Fields Story

by Micha Knodt

Der Exit-Scam von Juicy Fields Mitte Juli 2022 kam für Insider alles andere als überraschend. Das Firmengeflecht aus digitalen Dienstleistern, Investmentfonds, kleinen Cannabis-Firmen und einer venezolanischen Stiftung war Mitte Juli samt der Einlagen mehrerer hunderttausend Anleger abgetaucht. Außer den Hinterleuten fehlt ein bislang unbekannter Betrag in, wie aus Insider-Kreisen zu verlauten ist, dreistelliger Millionenhöhe.

Der bisher größte Betrug der noch jungen Branche wäre vermeidbar gewesen, wenn sowohl die zuständigen Behörden als auch die Anleger sowie strategischen Partner von Juicy Fields den zahlreichen Hinweise auf das, was 2022 folgen sollte, schon 2021 nachgegangen wären. Das ist bei Weitem nicht die einzige Parallele zum WireCard Skandal – doch der Reihe nach: 

Klare Warnsignale seit 2021

Nachdem die bereits 2020 gegründete Online-Plattform Juicy Fields ab 2021 angefangen hatte, bei Cannabis-Events mithilfe von massivem Sponsoring sowie Marketingmaßnahmen immer mehr Kunden zu gewinnen, veröffentlichte der Finanzblog Blendbuster bereits am 3. August 2021 einen Artikel, der damals bereits offensichtliche Lügen der Firma offenlegte.

  • Ein gewisser Alan Glanse repräsentierte die Juicy Fields GmbH öffentlich als CEO, während im Handelsregister der Berliner Viktor Bitner als Geschäftsführer eingetragen war.
  • Logos vertrauenswürdiger Cannabis-Produzenten wurde ohne deren Wissen verwendet und verschwanden nach kurzer Zeit wieder von der Seite 
  • Eine GMP-Lizenz ist die Grundlage zur Produktion von medizinischem Cannabis. Die von Juicy Fileds in zahlreichen Videos gezeigten Anlagen, in denen das Cannabis angeblich angebaut wurde, waren nicht annähernd GMP-konform. 
  • Die extrem hohe Rendite war schon damals anhand der Marktpreise nicht nachvollziehbar.

Daneben gab es bereits damals viele andere Ungereimtheiten, die mit wenigen Klicks öffentlich einsehbar waren:

  • Die Juicy Grow Gmbh war in Deutschland als Gartenfachbedarf-Firma registriert und durfte demnach in Deutschland keine Finanzdienstleistungen anbieten. Das LKA ermittelte bereits seit Mai 2021 deshalb.
  • Die Juicy Holdings B.V. warb mit Cannabis-Anbau-Erfahrung in den Niederlanden. Dort hätte das Unternehmen seine ersten Erfahrungen bei der Cannabis-Produktion gesammelt. Diese sowie deren aktive Unterstützung war jedoch auch in den Niederlanden nie Grundlage legaler Geschäfte oder Transaktionen, sondern immer schon eine schwere Straftat.
  • Kritische Nachfragen von Usern zum Geschäftsmodell blieben in den zahlreichen Telegram-Gruppen unbeantwortet. Unangenehme Fragen zum Geschäftsmodell wurden stattdessen mit einem Rausschmiss quittiert.

Nichtsdestotrotz konnte Juicy Fields mithilfe protziger Messeauftritte, gekaufter Möchtegern-Influencer und einer riesigen Marketing-Kampagne ab 2021 weltweit immer mehr Nutzer davon überzeugen, Geld in das undurchsichtige Cannabis-Konstrukt zu stecken. Dabei wusste man geschickt, mit dem Lebensgefühl illegaler Hanfbauern zu kokettieren: Die Marketing-Kampagnen nahmen gezielt große und kleine Guerlilla-Grower, die dem Big Business, das die Cannabis-Industrie gerade übernähme, mal so ein richtiges Schnäppchen schlagen wollen, in den Fokus.

Eben genau das Klientel, das von großen Hallen voller legalem Gras träumt, aber trotz des notwendigen Kleingeldes nie und nimmer eine Lizenz erhalten könnte. Genau diese Zielgruppe scheut sich nach dem Exit-Scam íhre Verluste bei den Strafverfolgungsbehörden anzuzeigen. Auch das war wohl Teil des Juicy-Fields Kalküls.

Wann wusste die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFiN) Bescheid?

Nach diesen ersten Hinweisen wurde es Anfang September 2021 Zeit, bei der BaFin nachzufragen:

Sehr geehrter Herr XXX,

Sehr geehrte Frau XXX

[…].

Aktuell recherchiere ich zu den Aktivitäten der Firma Juicyfiels mit Sitz in Berlin.

Die Firma gibt an, Anteile von im Ausland legalen Cannabis-Produktionsfirmen zu verkaufen, um anschließend Gewinne mit hoher Rendite aus dem Verkauf der Pflanzen auszuschütten. Die Firma ist meiner bisherigen Recherche zufolge allerdings nicht als Finanzdienstleister, sondern als Händler (Import/Export) für Gartenbedarf registriert. 

Bitte gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang zu fragen, ob dieses Geschäftsmodell nicht einer Erlaubnis gemäß § 10 ZAG bedarf?

Falls dem so ist – hat die BaFin bereits Kontakt zu dem Anbieter aufgenommen (bzw. der Anbieter zur BaFin) ?

Vor dem Modell wird in einigen seriösen Fachpublikationen gewarnt, User haben seit 2020 immer wieder angekündigt, das angebliche “Schneeballsystem” bei der BaFin zu melden. Liegen der BaFin hierzu Erkenntnisse vor?

Ein gewisser XXX veröffentlichte am 21.5.2021 seinen Mailwechsel mit der Berliner Kripo. Dort hieß es, die Firma sei zu diesem Zeitpunkt Gegenstand kriminalpolizeilicher Ermittlungen gewesen. Liegen der BaFin hierzu Erkenntnisse vor?“

Die BaFiN antwortete eine Woche später

„Sehr geehrter Herr Knodt,

 vielen Dank für Ihre Anfrage.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich zu einzelnen Unternehmen aufgrund meiner Verschwiegenheitspflicht nicht äußern darf. Ich darf noch darauf hinweisen, dass die BaFin keine Strafverfolgungsbehörde ist. Mit Fragen hinsichtlich der Verfolgung und Ahndung möglicher Straftaten bitte ich Sie, sich an die zuständigen Behörden zu wenden.“

Auch bei WireCard hatte die BaFiN frühzeitig Hinweise erhalten, denen man aus den gleichen Gründen nicht nachgehen konnte. Das Ergebnis ist hinlänglich bekannt. 

Eine zeitgleiche Anfrage an die Berliner Polizei zu den Vorwürfen gegen die Juicy Grow GmbH durfte diese aufgrund laufender Ermittlungen gegen die Firma nicht beantworten. 

Die Recherche stagnierte, weil weder Juicy Fields, noch die Polizei oder die Finanzaufsicht brauchbare Auskünfte geben konnten. Das Schneeballsystem hingegen kam durch die entstandene Aufmerksamkeit jetzt erst so richtig in Fahrt. Natürlich wurden den Anlegern der ersten Generation, wie bei jedem Schneeball- oder Ponzi-Scam, zu diesem Zeitpunkt die verdächtig hohen Renditen anstandslos ausgezahlt.

Juicy Field B.V. bewirbt seine Produkte seit 2021 öffentlich mit Straftaten

So konnte Juicy Fields in ganz Europa bis Februar 2022 fast ungestört weiter agieren. Am 9.2.2021 veröffentlichte die BaFiN dann die erste Warnung: Juicy Fields B.V. dürfe in Deutschland keine Vermögensanlagen mehr anbieten, weil die Firma keinen Verkaufsprospekt hinterlegt habe. 

Juicy Fields B.V. Deutschland? Ging es bis hierher nicht um die Berliner Juicy Fields GmbH? Nicht mehr, denn die hatte ihr Berliner Büro geschlossen, nachdem sie im Sommer 2021 ins Visier des LKA geraten war. Die neue Juicy Holdings B.V. hatte ihren Sitz seit August 2021 in einem Amsterdamer Co-Working Space. Sie war der niederländischen Finanzaufsicht AFM aufgrund des fehlenden Verkaufsprospekts im Februar 2022 negativ aufgefallen. Auf Anfrage des Finanzblogs tbbob.com schrieb das AFM sogar zu diesem Zeitpunkt, man vermute einen Scam. Zwischenzeitlich hatte es Juicy Fields auch auf die Warnliste der spanischen Finanzaufsicht geschafft.

Trotz der vielen Ungereimtheiten konnte Juicy Fields B.V. in den Niederlanden einen Verkaufsprospekt nachreichen, um so weiterhin von Amsterdam aus als Hauptsitz für den EU-Markt tätig zu sein. Da sich die Ermittlungen des LKA zu diesem Zeitpunkt nicht gegen die Aktivitäten von Juicy Fields B.V. in Deutschland, sondern die Tarnfirma Juicy Grow GmbH richteten, hatte man von dieser Seite noch wenig zu befürchten. 

Die niederländischen Behörden schienen zu diesem Zeitpunkt wenig interessiert an einer Aufklärung zu sein. Juicy Fields B.V. warb auf ihrer Seite potentielle Anleger derweil dreist mit dem Verweis auf in den Niederlanden illegale Aktivitäten:

“Juicy Holdings B.V. entwirft, produziert und installiert seit fast zehn Jahren komplette Containermodule und technische Lösungen für den Cannabisanbau. Unser Ausgangspunkt war Amsterdam, vor allem weil unsere Gewächshäuser die am besten ausgestatteten und geeignetsten für den Cannabisanbau in der Region waren. Dies ermöglichte es uns, unsere Systeme zu verbessern und an diese außergewöhnliche Kultur anzupassen sowie neue Systeme zu entwickeln und auf dem Feld zu testen. Heute arbeiten wir dort und in vielen anderen Ländern weiter, mit natürlichen und bereits in Produktion befindlichen Cannabisprojekten in Europa, Südamerika und Südafrika, die unsere Erfahrung und unser Know-how im Cannabisanbau unter Beweis stellen.” 

In den Niederlanden ist nicht nur der Cannabisanbau, sondern auch die Bereitstellung von Equipment und Know How strafbar. Wie kann es also sein, dass ein neuer Finanzdienstleister auf seiner Seite mit offensichtlichen Straftaten sein Produkt bewirbt? Oder hatte Juicy Fields vielleicht doch eine Lizenz für den Anbau von medizinischem Cannabis in den Niederlanden? Zeit, einmal dort nachzufragen:

Behörden-Bingo bis zum Exit-Scam im Juli 2022

Das OMC (Office for Medical Cannabis) wusste nichts von einer Lizenz. Das Justizminsiterium ließ am 12.7.2022 auf wiederholte Nachfrage mitteilen, die Pressestelle sei dort nicht für die Vollständigkeit journalistischer Rechercheergebnisse zuständig. Am selben Tag gab es die ersten Hinweise auf den Exit-Scam, der nur wenige Tage später Realität werden sollte. 

Zwischen März 2022 und dem Scam-Exit Mitte Juli blieben neben dieser Presseanfrage ans Justizministerium noch weitere Anfragen zum angeblich legalen Cannabisanbau der Juicy Fields B.V. an die niederländische Polizei, das Gesundheitsministerium der Niederlande sowie die Handelskammer (KvK) im Kern unbeantwortet.

In der Zwischenzeit waren auch große Medien auf das Phänomen aufmerksam geworden und stellten ab Mai 2022 kritische Nachfragen. Juicy Fields log weiter. Man veröffentlichte zum Beweis ihrer angeblichen Integrität Ende Mai eine taufrische GMP-Lizenz eines portugiesischen Partners. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten bei den Investoren alle Alarmglocken schrillen müssen – denn jetzt war klar, dass dass nicht nur die Sorten aus der Juicy-Fields-App Fake waren: Die portugiesische Lizenz ist Grundlage für die Beantragung einer deutschen – demnach gab es, anders als den Anlegern vorgemacht wurde, auf dem europäischen Markt bis zu diesem Zeitpunkt nie medizinisches Cannabis von Juicy Fields. 

Es wird immer enger

Geschäftsführer Viktor Bitner hatte sich im Früjahr 2022 aus der Juicy Grow GmbH zurück gezogen. Seitdem wechselten die Zuständigen und Online-Auftritte im Wochen-,  manchmal sogar im Stundentakt. Im Impressum war der Südafrikaner Willem van der Merwe vermerkt, der wenige Tage vor dem System-Kollaps sein Amt niederlegen sollte. Am  3.Juni 2022 mahnte die BaFiN endlich auch die niederländische Juicy Fiels B.V. wegen seiner Aktivitäten in Deutschland ab und verbot der Firma am 17.6.2022, weiterhin in Deutschland Vermögensdienstleistungen anzubieten. Die Polizei ermittelte zu diesem Zeitpunkt immer noch gegen die Tarnfirma Juicy Grow GmbH. 

Fast gleichzeitig bereiteten die Hinterfrauen und -männer in den Niederlanden, der Schweiz und Liechtenstein ganz in Ruhe ihre Kapitalflucht vor. Bis in der Chefetage von Juicy Fields ab dem 13.7.2022 schon die Koffer gepackt wurden, hatte ein mehrköpfiges Recherche-Team von Stiftung Finanztest das internationale Firmengeflecht entflochten und die wahren Drahtzieher fast zeitgleich mit dem Exit-Scam enttarnt: 

Undurchsichtige Rolle von Luxburg Carolath

Die niederländische Juicy Holdings. B.V ist 100 Prozent Tochter der JuicyFields AG in der Schweiz. Die hieß bis Ende 2021 Luxburg Carolath Holding AG. Als Verantwortliche sind bis heute Jörg Wolfgang Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha Herzog zu Sachsen und Stefan Ludwig Graf von Luxburg eingetragen. Graf Stefans Vorgänger war ein gewisser Ulrich Maximilian Johan Graf von Luxburg. Der ist oder war Präsident einer gleichnamigen Familienstiftung in Maracaibo, Vene­zuela. Deren Online-Auftritt ist, genau wie viele andere Seiten des Firmengeflechts, kurz nach Bekanntwerden des Betrugs verschwunden.

Die Luxburg Carolath Holding AG (später umbenannt zur JuicyFields AG) hatte seit 2019 alle Aktien der LC Med AG besessen. Gleichzeitig verwaltete die Luxburg Carolath Holding AG mehrere Investmentfonds in Liechtenstein. Einer dieser Fonds – der LC Pharma Fund – kaufte 2021 100% der LC Med AG Aktien für 40 Millionen Euro- obwohl das Unternehmen nur Verluste gemacht hatte. Wofür die Initialen „LC“ stehen, ist aktuell nicht einsehbar. Allerdings hat Stiftung Warentest im Juli ein Foto veröffentlicht, das ein gemeinsames Schild von LC-Med und der LuxburgCarolath Holding Gruppe an der Berliner Adresse der LC Med AG zeigt.

Sonderbar ist, dass ausgerechnet dieser Fonds die LC Med-Aktien für 40 Millionen (!) Euro gekauft hat. 40 Millionen Euro für ein Unternehmen, das rote Zahlen schreibt? Die LC Med AG besitzt zwar Lizenzen zum Import von medizinischem Cannabis, war jedoch in Deutschland bis dahin nicht als Großhändler von medizinischem Cannabis in Erscheinung getreten. 2020 habe die LC Med AG laut der Recherche von Stiftung Warentest mit einem Minus von 1,3 Millionen Euro abgeschlossen. Eine kleine Pharma Firma zum Importieren und Beliefern von Apotheken mit medizinischem Cannabis ist weitaus weniger Wert. 

Die Schweizer Juicy Fields AG und die LC Med AG weisen bis heute alle Anschuldigungen zurück. Hinter den Kulissen aber scheint es Ärger zu geben: So verschickte die LC-Med AG nach Bekanntwerden der Vorwürfe eine File an die Medien, deren Spur nach Russland und Panama führt. Sollte die LC-Med AG wirklich nur Opfer des dubiosen Luxburg Carolath Geflechts sein?  

Das erklärt aber den 2021er Deal in Höhe von 40 Millionen für eine unprofitable Firma nicht. Geld aus dubiosen Quellen in dieser Dimension anzunehmen kann auch eine Straftat sein, vor der angebliche Unwissenheit nicht schützt. Wer bei Deals in dieser Höhe die Hintermänner und -gründe nicht prüft, handelt wenigstens fahrlässig. 

Nachdem der Exit-Scam bereits publik, die Seiten offline und die vermutlichen Drahtzieher nicht greifbar waren, warnte die BaFiN  am 20.Juli deutsche Anleger endlich auch offiziell vor Juicy Fields B.V. und veröffentlichte Details der betrügerischer Aktivitäten. Einen Tag zubor war die Zahlungsfrist für ein von der Finanzaufsichtsbehörde verhängtes Zwangsgeld von einer Million Euro gegen Juicy Fields B.V. ausgelaufen. Weitere vier Wochen später durchsuchten die Berliner Generalstaatsanwaltschaft und das BaFiN vier Firmen in Berlin. In der Pressemitteilung zu dieser Aktion heißt es: 

„Durch die Ermittlungen soll nun geklärt werden, ob die erworbenen Pflanzen tatsächlich existierten oder ob möglicherweise Anlegerinnen und Anleger im Rahmen eines sogenannten „Schneeballsystems“ betrogen wurden –[…]. Gegen vier Gesellschaften wurden bereits jetzt Vermögensarreste über jeweils 2.557.197,97 Euro vollstreckt.

An der Durchsuchung beteiligt war neben dem Landeskriminalamt auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die bereits am 3. Juni 2022 öffentliche Angebote von Vermögensanlagen in Form von Investitionen in Cannabispflanzen untersagt, am 20. Juli 2022 weitere Warnungen für Verbraucherinnen und Verbraucher veröffentlicht hat und selbst wegen Verstoßes gegen das Vermögensanlagengesetz gegen die Juicy Holdings B.V. ermittelt.“

Offene Schadensbilanz 

Nach Angaben von Juicy Fields hatten bis zum Sommer 500.000 Anleger Geld investiert. Viele von Ihnen vier- fünf oder sechsstellige Summen. 

Demnach sind im Rahmen der Ermittlungen gegen vier Firmen in Berlin  2,5 Millionen wieder aufgetaucht, während wohl ein paar Hundert Millionen fehlen und niemand sitzt in Untersuchungshaft. Der wirkliche Schaden ist kaum überschaubar, da viele Geschädigte aus vorher erwähnten Gründen oft gar keine Anzeige erstatten. Insider schätzen, dass es sich um mehrere Hundert Millionen Euro handeln könnte.

Einige Mitglieder der ehemaligen Juicy-Fields-Führungsebene versuchen sich derzeit reinzuwaschen und den Schwarzen Peter alleine dem Luxburg-Carolath Geflecht zuzuschieben.

Doch neben der Bereitstellung eines Systems zum Waschen des Geldes muss so ein betrügerisches Produkt über einen langen Zeitraum beworben und verkauft werden. Eben das war Aufgabe derer, die seit Sommer 2021, trotz undurchsichtiger Millionen Deals im Hintergrund und eindeutiger Hinweise auf die betrügerische Absichten, im Netz oder auf Events begeisterten Growern und Hanf Liebenden Fake-Plants für Juicy Fields angedreht haben –  und sich jetzt unwissend geben. 

Nährboden für Nachahmer

Seither versuchten zahlreiche Trittbrettfahrer ähnlichen Profit mit meist dubiosen E-Growing-Modellen zu schlagen. Sie bieten entweder ein ähnliches Geschäftsmodell an und versichern potentiellen Anlegern auch nach dem Kollaps des Platzhirsches Juicy Fields, sicher zu sein. Doch auch hier scheinen sich mehrere Schwarze Schafe breit gemacht zu haben, wie Bledndbuster jüngst berichtete. Blendbuster? Genau, das waren doch die, die als erste vor Juicy Fields gewarnt haben.

Noch perfider waren und sind solche Anleger, die geprellten Anlegern versprechen, ihr verlorenes Juicy Fields Geld wieder zu bekommen – so sie denn bereit sind, erst einmal dafür zu investieren. Leidtragenden solcher Praktiken sind die seriösen Anbieter von Finanzdienstleistungen in der Cannabis-Branche, von denen es durchaus einige gibt. 

Der Fall Juicy Fields hat wieder einmal gezeigt, dass potentielle Anleger von Cannabis-Wertpapieren von Anfang an selbst intensiv recherchieren müssen. Denn die Aufsichtsbehörden sind trotz eines Logenplatzes, ähnlich wie im Fall Wirecard, erst richtig tätig geworden, als die Verantwortlichen samt der Einlagen über alle Berge waren.

Nicht der letzte Fall?

Solange die gesetzliche Verschwiegenheitspflicht die oberste Finanzaufsicht des Landes daran hindert, Hinweisen zu Schneeball- und Ponzi Systemen frühzeitig nachzugehen, einen Erstverdacht schnell und länderübergreifend zu verfolgen sowie Anleger zu warnen, werden es Betrüger auch in Zukunft ähnlich leicht haben wie Wirecard oder Juicy Fields. Aufsichts- und Ermittlungsbehörden konnten den e-Growing-Betrügern immerhin eineinhalb Jahre beim Verticken offensichtlich gefakter Cannabis-Wertpapiere zuschauen. Aufsichtsbehörden, die trotz frühzeitiger Hinweise, wieso auch immer, nicht in der Lage sind, kriminelle Akteure zu stoppen und so Anleger zu schützen, müssten ihr eigenes Konzept mal grundsätzlich überarbeiten.

Redaktionelle Berichterstattung. Keine Investmentempfehlung.

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