Branchenupdate Mai 2024 mit Synbiotic, GOC Nexus, Demecan, Bathera, Cannaflow, Four 20 Origins, Cannabis Cowboys, Dr. Ansay, Canguard und Kejf

by Redaktion

Übernahmen, Partnerschaften, neue Produktionsstätten und Softwareangebote, Cannabissamen und ein Gerichtsprozess im Mai. Synbiotic übernimmt das kroatische Unternehmen Ilesol. Goc Nexus geht eine Partnerschaft mit Demecan ein. Bathera nimmt die Produktion in Portugal auf. Cannaflow bietet eine neue Software für Cannabis Social Clubs an. Four 20 Origins eröffnet einen Shop für Cannabissamen. Kejf steht wegen evtl. Verletzung von Markenrechten vor Gericht.

Synbiotic übernimmt kroatisches Unternehmen Ilesol

Die deutsche Industriehanf- und Cannabis-Unternehmensgruppe Synbiotic SE übernimmt Ilesol Pharmaceuticals und erhofft sich dadurch Wettbewerbsvorteile. Ilesol verfügt nach eigenen Angaben über eine 3.400 Quadratmeter große Produktionsanlage zur Herstellung von Cannabinoid-Extrakten und Isolaten. Darüber hinaus produziert und vertreibt das Unternehmen eine eigene CBD-Naturkosmetikserie. Mit der Übernahme von Ilesol sei Synbiotic zukünftig in der Lage, u. a. CBD-Isolate mit dem Label „Made in EU“ selbst herzustellen und über die Unternehmen der Synbiotic Gruppe zu vertreiben. 

Daniel Kruse, geschäftsführender Direktor Synbiotic in einer Mitteilung: „Die Kosmetikindustrie hat Hanf und CBD schon längst für sich entdeckt und die Nachfrage steigt erheblich. Und wenn die EU-Kommission im kommenden Jahr die zahlreichen Novel Food-Anmeldungen positiv bescheidet, wird die Nachfrage nach Hanf-Extrakten und CBD-Isolaten im Bereich Nahrungsergänzung nochmals um ein Vielfaches steigen.“

Goc Nexus erweitert sein Vertriebsnetz in Deutschland durch eine Kooperation mit Demecan

Die Goc Nexus GmbH gibt seine strategische Partnerschaft mit dem Pharmaunternehmen Demecan Holding AG bekannt. Dieser Schritt diene dem oberbayerischen Start-up zur Verstärkung seiner Vertriebsstruktur in Deutschland. Goc Nexus will seine „Cold Plasma“-Technologie in die Partnerschaft einbringen, um die Produkte von Demecan durch ein schonendes Verfahren zur mikrobiologischen Dekontamination zu veredeln, um medizinischem Cannabis in höchster und langanhaltender Qualität einem größeren Patientenkreis zugänglich zu machen – so der Plan. 

Das Kaltplasma-Verfahren von Coc Nexus soll die Haltbarkeit von medizinischem Cannabis erhöhen, aber gleichzeitig soll der ursprüngliche Chemovar erhalten bleiben. Im Gegensatz zu klassischen Verfahren könne damit auf den sonst produktverändernden Einsatz von Bestrahlung, Hitze und Chemie verzichtet werden. Die Kooperation sei vorerst auf zwei Jahre angesetzt. 

Bathera – Medizinisches Craft-Cannabis aus Portugal

Nach der Markteinführung in Partnerschaft mit Iuvo Therapeutics, plant Bathera, sein Portfolio um eine exklusive Auswahl an Craft-Cannabis aus Portugal zu erweitern, die speziell auf die Bedürfnisse des deutschen Marktes zugeschnitten seien. Mit der neu errichteten Produktionsanlage in Portugal, der Batherafarm, bereitet sich Bathera nach eigenen Angaben auf die steigende Nachfrage vor, die durch die Legalisierung in Deutschland erwartet wird.

Obwohl Batherafarm erst 2023 die Lizenz für den kommerziellen Anbau erhielt, hatte das Unternehmen bereits in den Jahren zuvor in eine speziell dafür konzipierte Indoor-Anlage in Portugal investiert. Mit einer Gesamtfläche von 9.000 Quadratmetern beläuft sich, nach eigenen Angaben, die Produktionskapazität auf bis zu fünf Tonnen pro Jahr. Derzeit ist Bathera in Deutschland und im Vereinigten Königreich aktiv und will in auf Märkte wie Australien, Neuseeland und in die Schweiz expandieren.

Von der Gründung bis zur Ausgabe: Cannaflow will das Vereinsmanagement für Cannabis Social Clubs einfacher machen

Am 1. Juli 2024 dürfen Cannabis Social Clubs in Deutschland ihren Betrieb aufnehmen. Cannaflow verspricht den Clubs, dass mit der eigenen Software gesetzliche Vorgaben eingehalten werden können. Dafür bietet Cannaflow ab sofort eine Software an, die Anbauvereinen die Organisation ihres Clubs erleichtern soll. Neben der rechtlichen Absicherung soll die Software die Clubs bei der Mitgliederdokumentation, Verwaltung der Daten und Controlling unterstützen. In Zusammenarbeit mit der Partnerkanzlei Voy.law arbeitet Cannaflow daran, die aktuelle Rechtslage zu erfassen und in der Software widerzuspiegeln. Rechtsanwalt Clemens Koós von Voy.law: „Neben strengen Auflagen aus verschiedenen Rechtsbereichen, wie dem Vereins- und Cannabisrecht, erfordert es ein solides Compliance-Management, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Bei den zuständigen Landesbehörden müssen regelmäßig umfangreiche Berichte vorgelegt werden. Hierbei ist ein effektiver Datenschutz unerlässlich, um die sensiblen Daten der Mitglieder zu schützen. Wenn Vorgaben nicht eingehalten werden, drohen hohe Geldstrafen und im schlimmsten Fall sogar eine Freiheitsstrafe”.

Four 20 Origins: Neuer Webshop für Premium-Hanfsamen von Four 20 Pharma

Four 20 Pharma hat mit Four 20 Origins einen Onlineshop für Premium-Hanfsamen gelauncht. Mit der Legalisierung des privaten Cannabisanbaus im Rahmen des Cannabisgesetzes (CanG) in Deutschland eröffnet sich ein neuer Markt für hochwertige Hanfsamen (Seeds). Die Four 20 Pharma GmbH, die bereits im Bereich Medizinalcannabis tätig ist, erweitert ihr Angebot mit dem Four 20 OriginsOnlineshop um Premium-Hanfsamen für den privaten Anbau (Homegrow). Laut dem Unternehmen gingen schon in den ersten Stunden nach Shop-Eröffnung zahlreiche Bestellungen ein. Four 20 Origins bietet zum Start ein Sortiment von zwölf ausgewählten Sorten an. Es stehen drei Kategorien zur Auswahl, die verschiedene Vorteile bieten und unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden.

DW Cannabis Cowboys: Update nach Verhaftungen bei Juicy Fields.

Eine gemeinsame Untersuchung mehrerer europäischer Strafverfolgungsbehörden, unterstützt von Europol und Eurojust, führte zur Verhaftung von neun Verdächtigen im berüchtigten “JuicyFields”-Anlagebetrugsfall. Am 11. April 2024 führten über 400 Beamte in 11 Ländern Hausdurchsuchungen durch und beschlagnahmten Vermögenswerte in Millionenhöhe. Der Schaden durch die gefälschte Cannabis-Crowdsourcing-Plattform werde auf EUR 645 Millionen geschätzt, wobei etwa 550.000 Investoren weltweit betroffen seien. Im Nachgang an diese Maßnahme fanden weitere Verhaftungen statt. Ein detailliertes Update zu den Verhaftungen gibt es im DW Podcast “Cannabis Cowboys”.

Datenlecks bei Dr. Ansay und Sicherheitslücken bei Canguard

Beim Telemedizinanbieter Dr. Ansay gab es eine gravierende Sicherheitspanne, bei der sensible Patientendaten, einschließlich Cannabis-Rezepte, über Suchmaschinen abrufbar waren. Dies führte zu zahlreichen Beschwerden und einer Meldung an die Datenschutzbehörde. Betroffen waren etwa 20 Prozent der ausgestellten Rezepte, wobei Vorname, Nachname, Adresse, Geburtsdatum, Versicherungsnummer und Krankenkasse der Patienten veröffentlicht wurden. Betreiber Can Ansay äußerte Bedauern, beschuldigte jedoch Ex-Mitarbeiter, absichtlich Sicherheitslücken offengelassen zu haben. Er versprach, die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken und betroffene Kunden per E-Mail zu informieren sowie mit Gutscheinen zu entschädigen. Im April war es auch bei einem Softwareanbieter für CSCs (Canguard) zu einer Sicherheitslücke gekommen.  Aufgedeckt hat die Sicherheitslücke das Hackerkollektiv “Zerforschung”, das darüber in einem Blogbeitrag auf der eigenen Webseite informierte.

Keyf gegen Kejf – Streit um Namensrechte 

Das Unternehmen für T-Shirts und medizinisches Cannabis Kejf GmbH, zu dessen Anteilseignern auch der ehemalige Gangster-Rapper Sido gehört, muss sich aktuell wegen eventuell verletzter Namensrechte vor Gericht verantworten. Klägerin ist die Keyf GmbH, ein Unternehmen für Shisha-Produkte. Die Shisha-Firma hatte bereits 2017 in Deutschland ihren Namen eintragen lassen, später auch europaweit. Kejf (Sido) wurde hingegen erst 2023 als Wort-Bild-Marke registriert. „Es könnte eng werden“, sagt die Einschätzung von Richterin Monika Rhein in der Sitzung, denn das Warensortiment der beiden Unternehmen würde teilweise übereinstimmen. Der Fall könnte bis vor den Bundesgerichtshof gebracht werden. Eine außergerichtliche Einigung der beiden Parteien sei derzeit nicht in Sicht. 

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