Report über 55 Länder mit legaler Cannabisindustrie

by Gastautor

Ein Gastbeitrag von Adam Taylor und Ivan Ross Vrána

Am 27. Juni 2022 veröffentlichte The Global Cannabis Partnership den Bericht „Analysis and Forecast of Global Medical Cannabis Markets“ in London. Gegenstand des Berichts sind 55 Länder, die eine wie auch immer geartete Cannabis-Regulierung eingeführt haben oder eine solche in Erwägung ziehen.

Trotz der rasanten Entwicklung im Bereich der weltweiten Cannabisregulierung haben viele Länder noch keine umfassenden Reformen zur Zulassung von Cannabis für medizinische Zwecke oder für den Freizeitkonsum von Erwachsenen umgesetzt.

Angesichts des weltweiten Aufschwungs der Cannabisbewegung besteht ein dringender Bedarf an Zusammenarbeit beim Aufbau einer verantwortungsvollen Cannabisindustrie. Best-Practice-Unternehmen begnügen sich nicht mit der Einhaltung lokaler Vorschriften, sondern erarbeiten und erfüllen aktuelle globale Branchenstandards. Durch die Anwendung konsequenter Managementpraktiken und Rechenschaftspflichten tragen sie ihren Teil zu einer sozial nachhaltigen Industrie für künftige Generationen bei.

Highlights

Unseren Prognosen zufolge wird der internationale legale Markt im Jahr 2022 mehr als 18 Milliarden US-Dollar betragen und sich bis zum Jahr 2030 mit einem Marktwert von 34 Milliarden US-Dollar nahezu verdoppeln.

Dieses Wachstum stellt erhebliches Potential für Produzenten, Verarbeiter, Einzelhändler, Equipment- und Rohstofflieferanten, Investoren und andere Unternehmen entlang der gesamten Cannabiswertschöpfungskette dar, sofern es diesen gelingt, sich in den komplizierten rechtlichen Rahmenbedingungen der internationalen Cannabisgesetze zurechtzufinden, und so in diese aufstrebenden Märkte einzutreten und ihren Marktanteil zu sichern, bevor die Branche übersättigt ist.

Viele Länder auf der ganzen Welt legalisieren Cannabis für medizinische Zwecke mit dem Ziel, als Exporteure aufzutreten und so die eigene Wirtschaft zu stärken. Meist sind nur Produkte aus heimischem Anbau zugelassen und Importe werden gänzlich abgelehnt.

Zahlreiche Länder haben Cannabis für medizinische Zwecke zwar legalisiert, doch anstatt die Zulassung und Regulierung des heimischen Anbaus voranzutreiben, werden Erzeugnisse lieber importiert. In nur wenigen Ländern werden Einfuhren zugelassen und gleichzeitig der heimische Anbau gefördert.

Unabhängig vom gewählten Modell haben sich alle Länder an den privaten Sektor und/oder an ausländische Investoren gewandt, um ihren medizinischen Sektor und in einigen Fällen die Wirtschaft rund um den Genussmittelmarkt zu entwickeln.

Von den in diesem Bericht erfassten 55 Ländern, die einen umfassenden Rechtsrahmen zur Erleichterung der Ein- und Ausfuhr von Cannabis für medizinische Zwecke geschaffen haben, verlangen 36 eine Zertifizierung nach der Guten Herstellungspraxis (Good Manufacturing Practices, GMP). 21 Länder lassen Produkte aus Cannabis für medizinische Zwecke zu, verbieten jedoch das Rauchen der trockenen Blüte, und in drei Ländern darf die Pflanze nur als trockene Blüte verschrieben werden.

Als einziges in mehreren Ländern zugelassenes Cannabisprodukt ist Sativex das weltweit am häufigsten zugelassene CBD-Produkt. Deutschland, Israel, Australien und Tschechien sind weltweite Hauptimporteure von Cannabisprodukten, und bis auf Australien arbeiten alle Länder aktiv an der Steigerung der inländischen Produktion von Cannabisprodukten für medizinische Zwecke.

Unterdessen ist das Vereinigte Königreich mit Sativex Oral Spray der weltweit größte Exporteur von Erzeugnissen, gefolgt von Kanada im Bereich der Trockenblüten, Kolumbien im Bereich der Öle und Cremes und den Niederlanden mit verschiedenen europaweit vertriebenen Produkten.

Globale Trends deuten darauf hin, dass eine größere Anzahl von Ländern Cannabis als Genussmittel für Erwachsenen vollständig legalisieren wird. Auch wenn viele Länder Cannabis für medizinische Zwecke mit der Aussicht auf die weltweite Ausfuhr dieser Produkte legalisieren, ist der internationale Handel mit Cannabis für andere Zwecke als die der medizinischen oder wissenschaftlichen Forschung derzeit nicht legal. Dies erfordert den inländischen Anbau von Cannabis als Genussmittel für Erwachsenene in jedem Markt, in dem die Legalisierung stattgefunden hat, und bietet erhebliche international Expansionsmöglichkeiten für Unternehmen, wenn Märkte und entsprechende Handelsregelungen neu entstehen.

Fallstudien

Insgesamt wurden in dem Bericht 55 Länder untersucht, und wir möchten Ihnen drei Fallbeispiele vorstellen:

Deutschland

Der derzeitige Wert von Cannabis für medizinische Zwecke in Deutschland wird für das Jahr 2020 auf 411 Millionen US-Dollar geschätzt. Bei gleichbleibenden Trends (verbesserter Zugang für Patienten) dürfte dieser Marktwert im Jahr 2025 auf 1,1 Milliarden US-Dollar und bis 2030 auf 1,4 Milliarden US-Dollar ansteigen.

Antigua und Barbuda

Dieser Markt ist 2019 neu entstanden. Die Behörde für medizinisches Cannabis in Antigua und Barbuda hat im Januar 2021 die erste Lizenz für den Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke erteilt. Im Jahr 2020 hatte der Markt somit noch keinen Wert. Schätzungen zufolge wird der Markt bis zum Jahr 2025 einen Wert von 390.000 US-Dollar und bis zum Jahr 2030 einen Wert von 530.000 US-Dollar haben.

Peru

Der Freizeitkonsum von Erwachsenen ist in Peru illegal, wobei sowohl der persönliche Besitz als auch der Gebrauch entkriminalisiert ist. Peru hat Cannabis im Jahr 2017 für medizinische Zwecke legalisiert. Der derzeitige Marktwert wird für das Jahr 2020 auf 17 Millionen US-Dollar geschätzt. Schätzungen zufolge wird der Markt bis zum Jahr 2025 einen Wert von 93 Millionen US-Dollar und bis zum Jahr 2030 einen Wert von 143 Millionen US-Dollar haben.

Quellen

Unter anderem wurden Informationen von Regierungen, Marktbeobachtern, Analysten, Medienberichte und von den Verfassern des Berichts gesammelte oder erstellte Daten herangezogen. Da es sich um eine neue Branche handelt, sind einige Daten noch uneinheitlich, unvollständig und unterliegen einem ständigen Wandel.

Der vollständige Bericht ist auf der Webseite von Global Cannabis Partnership abrufbar.

Über die Autoren

Adam Taylor ist der Präsident und Gründer von Export Action Global Inc. Als langjähriger Experte für öffentliche Angelegenheiten und anerkannter Sachverständiger für internationalen Handel hat er als leitender Handels- und Wirtschaftsberater einen kanadischen Premierminister und mehrere hochrangige Kabinettsminister sowie Wirtschaftsführer in aller Welt beraten. Adam vernetzt Unternehmen und Organisationen mit handels- und investitionsbezogenen Möglichkeiten in Kanada und im gesamten nordamerikanischen und internationalen Markt. Adam ist Mitglied des Global Cannabis Partnership Advisory Board.

Ivan Ross Vrána ist geschäftsführender Partner bei Diplomat Consulting. Er ist ein weithin anerkannter Experte für den medizinischen und freizeitorientierten Einsatz von Cannabis. Seine Erfahrungen in diesem Sektor reichen bis in seine Tätigkeit bei Health Canada zurück, in deren Rahmen er die Position der kanadischen Regierung in Bezug auf die Verwendung, Herstellung, Verteilung und Regulierung von Cannabis für medizinische Zwecke mitentwickelt hat. Ivan Ross hat außerdem mehrere Artikel geschrieben, ist in verschiedenen Medien (Fernsehen, Radio und Printmedien) zum Thema Cannabisindustrie aufgetreten und war Gastredner in Kanada, den Vereinigten Staaten, Uruguay, Mexiko und Griechenland. Ivan Ross ist Mitglied des Global Cannabis Partnership Advisory Board.

 

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