Teilnahme der Apotheken bei den Cannabis-Pilotprojekten in der Schweiz

by Gastautor

Eine Stellungnahme von Albert Ganz, Präsident Fachzirkel Cannabis Schweiz, und 
Biagio Maceri, Vorstandsmitglied Fachzirkel Cannabis Schweiz, Apotheker zum Artikel über Many’s Social Club

Der Fachzirkel Cannabis Schweiz (FZCS) verfolgte die schweizerischen Cannabis-Pilotprojekte von der Anfangsidee bis heute. Die nachfolgenden Ausführungen sollen mithelfen, die Gründung von «Social Clubs» zu verstehen. In Basel bereits seit anfangs 2023 und in Zürich ab Ende August erhalten Cannabis Konsumenten innerhalb von wissenschaftlichen Projekten Cannabis zum Eigengebrauch. Abgabestellen in Basel sind einzig Apotheken, während in Zürich Apotheken, «Social Clubs» und das städtische Drogeninformationszentrum (DIZ) Cannabis verkaufen. Die Pilotstudie Script in Bern, Biel und Luzern wird auch ausschließlich mit Apotheken durchgeführt, während die Projekte in der Westschweiz nur spezielle Abgabestellen zum Zuge kommen. Ziel der Studien ist es, Möglichkeiten und Auswirkungen eines regulierten Cannabisbezugs zu untersuchen und Grundlagen für eine gesetzliche Regelung zu schaffen. Auch untersucht die Studie die Auswirkungen des Bezugs von ausgewählten Cannabisprodukten aus kontrolliertem Anbau unter regulierten Bedingungen auf den Konsum und die Gesundheit der Teilnehmenden. Zudem sollen unterschiedliche Modelle des regulierten Bezugs von Cannabis miteinander verglichen werden.

Bisher wurden vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) fünf städtische Projekte bewilligt. Weitere Städte bereiten eigene Pilotprojekte vor – auch diverse private Projekte wurden aufgegleist. Momentan ist es nicht einsehbar, auf welcher Basis die neuen Projekte aufgebaut sind.

Sind Apotheken ideale Verkaufsorte für Cannabis?

Cannabis ist eine typische soziale Droge – sie wird meistens in Gesellschaft konsumiert. Deshalb wäre es sinnvoll, soziale Abgabestellen einzurichten. Allerdings ist die Kontrolle der Gesundheit der Konsumenten ein wichtiges Teilgebiet. Werden die Zielsetzungen der einzelnen Pilotprojekte angesehen, dann sind die Abgabestellen vorgegeben.

Weed Care Basel:

Führend in Basel ist das Gesundheitsdepartement, was darauf hindeutet, dass die gesundheitlichen Folgen im Vordergrund stehen

Züri Can

In Zürich ist Hauptorganisator der Studie die Universität Zürich. Hier sind also sowohl die sozialen Aspekte wie auch die Gesundheit der Probenden wichtig. Ziel der Studie ist es, die gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen des regulierten Cannabisverkaufs zu untersuchen. Sie wird von verschiedenen medizinischen Instituten der Universität Bern organisiert. Dabei spielt die Gesundheitkontrolle der teilnehmenden Personen eine große Rolle.

CannL (Lausanne)

Das Projekt und seine Studie werden in Zusammenarbeit mit Sucht Schweiz, einem nationalen Kompetenzzentrum für Suchtprävention und -forschung, sowie verschiedenen weiteren lokalen Institutionen durchgeführt. Gesundheitsaspekte sind wichtig, aber nicht vordergründig. Abgegeben soll Cannabis in speziellen Verkaufslokalitäten – Konsum vor Ort
ist nicht vorgesehen.

La Cannabinotheque (Genf)

Die Cannabinothèque wird eine Verkaufs- und Kontaktstelle bieten. Der Betrieb wird von Forschungen und Evaluierungen begleitet, die gemeinsam vom Institut für Soziologie der Universität Genf und dem Suchtdienst der Universitätsspitäler Genf durchgeführt werden. Bei dieser Studie handelt es sich um eine Beobachtungsstudie mit Menschen, die in der Verordnung über die Forschung am Menschen mit Ausnahme klinischer Prüfungen (ORH) festgelegt ist.

Dort wo gesundheitliche Auswirkungen des Cannabis-Konsums schwer gewichtlich untersucht werden sollen, wird von den Projektverantwortlichen eine Zusammenarbeit mit Apotheken gesucht, während wo die sozialen und gesellschaftlichen Zusammengänge geprüft werde, stehen «Social Clubs» als Abgabestellen bevorzugt im Fokus.

  • Basel und Bern arbeiten mit Apotheken
  • Zürich setzt auf Apotheken und «Social Clubs», sowie dem DIZ
  • Lausanne und Genf benutzen spezialisierte Verkaufsstellen
  • Nur die Stadt Zürich setzt auf neu zu gründende «Social Clubs».

Apotheken als Abgabestellen von Cannabis

Apotheken besitzen eine vorhandene Infrastruktur, die in den Pilotprojekten gut genutzt werden kann. Apotheken konnten Erfahrungen sammeln bei der Behandlung von Suchtpatienten. So wäre das Methadonprogramm, ohne den Einsatz der Apotheken nicht zu bewältigen gewesen. Dass aber Apotheken in einem Cannabis Programm mitmachen, ist auf deren Verantwortungsbewusstsein für die Gesundheit der Bevölkerung zuzuschreiben. Diverse Gesundheitsaktionen des Bundes wären ohne den Einsatz der Apotheken nicht möglich gewesen. Zudem verfügen Apotheker/innen über ein naturwissenschaftliches Studium, was sie für wissenschaftliche Abklärungen einsetzen können. Dass auch ein finanzielles Interesse besteht, ist aber bei Apotheken mit Sicherheit nur im Hintergrund, denn nach der angestrebten Cannabis-Liberalisierung würde die kommerzielle Vermarktung mit Sicherheit von Großkonzernen übernommen.

Da Cannabis im rekreativen Bereich gerne in Gruppen konsumiert wird, kommen «Social Clubs» dem natürlichen Umgang mit der Droge entgegen. Es ist daher naheliegend, dass Projekteiter das Modell mit Abgabe in besonderen Lokalen unterstützen. Allerdings haben auch «Social Clubs» eine ganze Reihe behördlicher Vorschriften zu befolgen und müssen sich selber finanzieren. Da die Clubs den Konsum von Cannabis ermöglichen sollen, haben sie alle Vorschriften, die auch Gaststätten für «Fumoirs» auferlegt sind, zu erfüllen, wie Lüftung und sanitäre Anlagen.

Cannabis-Verkaufslokale

Reine Verkaufslokale haben den Vorteil, dass sie bedeutend geringere Auflagen, als Clublokale zu erfüllen haben. Sie kommen aber dem sozialen Bedürfnis der CannabisKonsumenten nur wenig entgegen. Es ist aber naheliegend, dass private Projekte sich auf die bestehenden «Hanfläden» und Apotheken abstützen wollen, um mit diesen, eigene Projekte durchführen zu können.

Zusammenfassung:

Apotheken werden von den Projektleitern gerne eingesetzt, wenn gesundheitliche Aspekte im Vordergrund stehen und eine bestehende Infrastruktur benutzt werden kann «Social Clubs» kommen dem Bedürfnis von Cannabis-Konsumenten sehr entgegen. Es muss aber eine neue kostspielige Infrastruktur aufgebaut werden. Zudem sind geeignete Lokale rar. Es sind viele Hindernisse zu überwinden. Cannabis-Verkaufslokale sind rasch verfügbar, können aber die gesundheitlichen Kontrollen und die sozialen Wünsche nicht erfüllen.

Da jedes Pilotprojekt über eigene Charakteristika verfügt, wird es spannend sein, welche Resultate nach Ablauf der Studiendauer, die zwischen drei und fünf Jahren liegt, aber auch verlängert werden könnte, veröffentlicht werden. Für die Auswertung der Resultate ist das Bundesamt für Gesundheit (BAG) verantwortlich, wohin alle Resultate geliefert werden müssen. Um Pilotprojekte rasch und effizient zu starten, ist es vorteilhaft, bestehende Infrastrukturen einzusetzen. «Social Clubs» wären wohl ideale Begegnungs- und Abgabestellen, deren Aufbau, Finanzierung und Betreibung ist jedoch mit hohen Risiken verbunden., besonders da keine staatliche Subventionierung vorgesehen ist.

Disclaimer: Gastbeiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

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