Legales Gras – Auch aus Deutschland?

by Lisa Haag

Ein Interview mit Dr. Constantin von der Groeben und Dr. Cornelius Maurer, Mitgründer und Geschäftsführer von Demecan zur Legalisierung von Cannabis in Deutschland

„Demecan begrüßt die Aufnahme der Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken im Koalitionsvertrag“, hieß es kürzlich in einer Pressemeldung des Unternehmens. „Wir freuen uns auf die Debatte zu den Details der Legalisierung und bringen uns gerne mit all unserer Erfahrung und unserem Wissen rund um Cannabis ein. Denn es geht um Gesundheit und Produktsicherheit durch kontrollierte Herstellung und Abgabe“, erklärt Constantin von der Groeben darin. Wie die Legalisierung jetzt im Detail aussieht, kann man aktuell noch nicht sagen. Aber eins ist klar: Wer bereits jetzt im Markt aktiv ist, hat praktische wie legale Erfahrung mit Cannabis, im Falle Demecans mit Anbau und Großhandel. Sollte es zu neuen Ausschreibungen kommen, wird dieser Faktor sicherlich eine Rolle spielen.

Wir haben uns mit den Gründern und Geschäftsführern Dr. Constantin van der Groeben und Dr. Cornelius Mauerer zur Cannabislegalisierung und relevanten Fragen unterhalten. Was sagen die beiden Gründer zum Wirtschaftsstandort Deutschland, zu Qualitätstandards und zum zukünftigen Produktportfolio. Wie stehen sie zum Thema Amnestie für Cannabisverbrechen? Und wie denken sie, dass sich die Legalisierung auf die Versorgung der Patienten auswirkt? Diesen und weiteren Dingen sind wir auf den Grund gegangen.

krautinvest.de: Welche Rolle sollte der Produktionsstandort Deutschland in der Legalisierung spielen? Sind wir als Produktionsstandort in der Lage, den Bedarf/ die Nachfrage aus heimischer Produktion zu decken?

Dr. Cornelius Maurer: Deutschland ist heute noch nicht in der Lage, den Bedarf an medizinischem Cannabis aus eigener Produktion zu decken. Dabei gehen wir davon aus, dass der Bedarf noch weiter steigen wird. Damit wird auch die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage immer größer – und da sprechen wir nur vom Einsatz in der Medizin. Deswegen haben wir in unserem Cannabiszentrum Ausbauflächen vorgehalten, die uns erlauben unsere Produktionskapazitäten rasant auf mehr als zehn Tonnen pro Jahr zu erweitern. Wir halten die Legalisierung also für eine riesen Chance für den Produktionsstandort Deutschland und meinen, dass hier die hohe Qualität produziert werden kann, die bei einem so sensiblen Produkt erforderlich ist.

krautinvest.de: Wie würde Euer Wunschmodel für eine Legalisierung in Deutschland aussehen? Wie sollten Eurer Meinung nach die Regularien gestaltet sein, sodass Unternehmen am Markt agieren können? Seht ihr Risiken, die Unternehmen benachteiligen könnten? 

Dr. Constantin von der Groeben: Unser Wunschmodell ist eine moderne und kluge Regulierung. Dazu zählen unter anderem Aufklärung und Jugendschutz. Außerdem braucht es strenge Qualitätskontrollen des Anbaus und der Produktion, z.B. durch die bereits bestehende deutsche Cannabisagentur, die auch das medizinische Cannabis kontrolliert, sowie eine Beschränkung der Produktion auf zertifizierte Hersteller. Der GMP Standard (Good Manufacturing Practice) hat sich für medizinisches Cannabis als Gütesiegel etabliert. Wir denken Konsumenten sollten keine schlechtere Qualität bekommen als Patienten. Ein entscheidendes Risiko für deutsche Unternehmen wäre, wenn Waren ausländischer Produzenten nicht den hohen Qualitätsstandards genügen müssten. 

krautinvest.de: Welche Rolle spielen Standards und Qualitätskriterien? Welche Chancen ergeben sich Eurer Meinung nach daraus, dass Beratung und Verkauf kontrolliert stattfinden können?

Dr. Cornelius Maurer: Das Ziel muss sein, Bürgerinnen und Bürgern Zugang zu einem kontrollierten, qualitativ hochwertigen Produkt zu gewähren und sie vor gefährlicher, verunreinigter Ware vom Schwarzmarkt zu schützen. Dabei sind Qualitätstandards im Anbau und in der Herstellung von Cannabis das A und O. Wenn wir unter anderem Apotheken als zertifizierte Fachgeschäfte hinzuziehen, haben Verbraucherinnen und Verbraucher bereits jetzt einen qualifizierten Ansprechpartner, der die Qualität des Produktes bewerten kann.  Neben dem Qualitätsaspekt eignen sich zertifizierte Fachgeschäften natürlich auch bestens, um Konsumierende zu Cannabis und seinen Wirkstoffen zu beraten, aber natürlich auch um den Jugendschutz konsequent durchzusetzen.

krautinvest.de: Welche Risiken seht ihr in der aktuellen Verbotssituation? Welche Rolle sollten Themen wie Jugendschutz, Verbraucherschutz und Risikominimierung spielen? 

Dr. Constantin von der Groeben: Wer Cannabis heute konsumieren will, der wird es auf der Straße bekommen. Die Gefahr ist, dass die Konsumierenden nicht prüfen können, was genau sie auf der Straße erwerben. Sie verfügen schlicht nicht über das Wissen und die Möglichkeiten, die Qualität und die Herkunft des Cannabis nachzuvollziehen. Der beste Schutz wird daher zunächst durch hohe und kontrollierte Produktqualität gewährt. Zudem ist Aufklärung ganz entscheidend. Es ist klar, dass wir es bei Cannabis mit THC mit einem psychoaktiven Wirkstoff zu tun haben, und ähnlich wie bei Zigaretten und Alkohol in Aufklärung investieren und die Jugendlichen davor schützen müssen. Legalisierung geht nicht ohne Aufklärungsarbeit und Jugendschutz.

krautinvest.de: Wie könnte ein mögliches Demecan-Produkt-Portfolio nach der Legalisierung aussehen? Habt ihr Ambitionen auf für diesen Bereich in der Produktion und im Handel aktiv zu sein? 

Dr. Cornelius Maurer: Im medizinischen Markt liegt unser Fokus aktuell auf Cannabisblüten und Cannabisextrakten.  Dabei baut Demecan nicht nur Blüten an, sondern ist auch in der Lage, die Cannabisblüten durch Weiterverarbeitung zu veredeln. Theoretisch können wir also alle Produktkategorien, die man aus entwickelten Märkten in den USA kennt, bereits heute selbst herstellen. Vorstellbar wären z.B. cannabishaltige Extrakte, Getränke oder Lebensmittel. Demecan besitzt das fundierte Wissen und die nötigen Produktionskapazitäten, um unser Produktportfolio zeitnah zu erweitern. Wir sind daher sehr gespannt, welche zusätzlichen Produktkategorien für den Genussmittelmarkt durch die Politik zugelassen werden.

krautinvest.de: Wie steht Ihr zu Themen wie Amnestie für Cannabisverbrechen, ähnlich wie in New York?

Dr. Constantin von der Groeben: In New York wurde der Freizeitkonsum von Cannabis in diesem Jahr legalisiert. Die Debatte geht in den USA noch einen Schritt weiter als in Deutschland. Dort ist die Legalisierung und auch das Streichen von Vorstrafen wegen Cannabiskonsums und -besitzes ein Beitrag zur Bekämpfung des strukturellen Rassismus. Diese Debatte ist in Deutschland nicht im Vordergrund, deshalb kann man die beiden Länder nicht direkt miteinander vergleichen. Es ist aber nur konsequent, wenn sich die Rechtslage entsprechend ändert, für Handlungen, die heute legal sind, nicht noch Strafen verbüßen zu müssen. Wir würden es begrüßen, Cannabis als gesamtgesellschaftliche Chance zu begreifen und da gehört auch dazu mit der Stigmatisierung und dem Abdrängen auf den Schwarzmarkt Schluss zu machen.

krautinvest.de: Mit welchen gegenseitigen Auswirkungen zwischen den Märkten „Cannabis als Medizin“ und „Cannabis zu regulierten Abgabe“ rechnet Ihr? Wie können die Bereiche gegenseitig voneinander profitieren?

Dr. Cornelius Maurer: Cannabis als Medizin ist ja bereits legalisiert. Die Erfahrungen mit dem Arzneimittel Cannabis werden daher sicherlich Einfluss auf das Genussmittel Cannabis haben, insbesondere was den Qualitätsanspruch angeht. Aus Konsumentensicht ist es essenziell, den erprobten Qualitätsstandard aus dem medizinischen Bereich im Genussmittelmarkt beizubehalten respektive zu übernehmen. Auf der anderen Seite wird die Nachfrage nach hochwertigem Cannabis steigen, sobald Cannabis als Genussmittel legalisiert ist. Das darf keinesfalls zulasten der Patientenversorgung gehen. Ein Vorteil ist es sicher, dass dank der bestehenden legalen Nutzung in der Medizin bereits eine Infrastruktur besteht, auf die der Staat mit Cannabis als Genussmittel aufbauen kann. Sobald die Herausforderung mit der Produktverfügbarkeit gelöst ist, wird aber auch der medizinische Markt von einer regulierten Abgabe von Cannabis als Genussmittel profitieren, vornehmlich was die gesellschaftliche Akzeptanz von Cannabis als Therapeutikum angeht.

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