CanPharma: Stefan Jacker über neue Cannabis-Produkte für den deutschen Markt

by Lisa Haag

Ein Interview mit CanPharma-Geschäftsführer und Pharmazeut Stefan Jacker

Langsam lockert sich die Liefersituation in Deutschland, neue Produkte kommen auf den Markt und trotz Corona steigt die Importmenge. Gleiches gilt allerdings auch weiterhin für den Bedarf. Zu den Newcomern in der Gelben Liste” aber auch in der Sorten-Übersicht z.B. der Apotheke LUX 99 zählen neue Produkte (Flos) in verschiedenen Stärken von CanPharma für Apotheken. Auch MJBizDaily berichtete zuletzt über die Markteinführung im Business-Briefs.

Es handelt sich um Blüten, die CanPharma gemäß der Qualitätsstandards GACP und GMP gemeinsam mit einem Partner in Europa produziert. Auch erfolgreiche vorherige Stabilitätstest werden vor der Vermarktung vorausgesetzt. CanPharma verzichtet im Herstellungsprozess bewusst auf ionisierte Strahlung. Wir haben uns mit CanPharma’s Geschäftsführer Stefan Jacker verrät uns, wie er auf das Thema Cannabis gekommen ist. Ein Interview über die neuen Produkte, Zukunftspläne und über Medizinalcannabis als Chance für Ärzte, Apotheker und Patienten. 

krautinvest.de: Stefan, du bist von Haus aus Apotheker. Was hat dich dazu gebracht, ein Cannabisunternehmen mit zu gründen? Seit wann bist du vom Potenzial von Cannabis in der Medizin überzeugt?

Stefan Jacker: Ich habe den Beruf des Apothekers über 25 Jahre in seiner ursprünglichsten Form in meiner Berliner Apotheke ausgeübt. Ich entstamme einer Apothekerfamilie, und auch mein Vater, der jahrelang für das BfArM arbeitete, bringt heute seine Erfahrung mit ins Unternehmen ein. Die Therapiemöglichkeiten, die sich durch Cannabinoide ergeben, sind äußerst spannend. Das habe ich auch ganz konkret im Privaten beobachten dürfen: In meinem Familienkreis gibt es einen austherapierten Krebspatienten, dem es dank Medizinalcannabis erstaunlich gut geht – bis heute. Solche Chancen, die eine Cannabinoid-Therapie wirklich schwerkranken Menschen bietet, haben mich beeindruckt. Ich bin überzeugt von dem pharmazeutischen Potenzial von Cannabis, das wir im Moment noch gar nicht ausschöpfen können, weil uns noch wissenschaftliche Erkenntnisse fehlen. Aber aufgrund der vielversprechenden Möglichkeiten, die ich hier sehe, fiel mir die Entscheidung sehr leicht, mich voll und ganz dem Thema zu widmen. 

krautinvest.de: Vor kurzem kam die Meldung, dass ihr neue Produkte auf dem Markt habt, die in einer Kooperation vertrieben werden. Produziert ihr rein für den deutschen Markt oder sind die Produkte auch in weiteren Märkten verfügbar?

Stefan Jacker: Zurzeit liegt unser Fokus absolut auf Deutschland. Perspektivisch wollen wir aber auch andere relevante Märkte in Europa angehen. CanPharma hat sich nach der Gründung im Frühjahr 2018 innerhalb sehr kurzer Zeit zu einem zwar familiengeführten, aber international tätigen und sehr gut aufgestellten Unternehmen entwickelt. Dabei steht der Patient immer im Fokus. Ein wichtiges Ziel von uns ist es, ein Full-Service-Angebot bereitzustellen. Mit unseren sicheren und qualitativ hochwertigen Produkten leisten wir schon jetzt einen Beitrag zur Versorgung der Patienten. Unser Anspruch ist es aber, uns auch darüber hinaus um die Belange der Patienten kümmern. Daher werden wir in Zukunft noch weitere Serviceangebote für Patienten anbieten. Und wir sind ein kompetenter Ansprechpartner für Kollegen aus den Apotheken und für Ärzte. Unser Team setzt sich aus Fachexperten zusammen, die die Bedürfnisse von Healthcare Professionals und Patienten verstehen, wie auch die Prozesse dahinter.

krautinvest.de: Wird es zukünftig noch weitere Produkte z.B. weitere Sorten oder Extrakte geben? 

Stefan Jacker: Unsere neuen Cannabisextrakte werden ab dem vierten Quartal dieses Jahres erhältlich sein. Damit erweitern wir unser Portfolio, um den Patientinnen und Patienten in Deutschland sowohl Blüten wie auch Extrakte anbieten zu können. So decken wir die unterschiedlichen Einnahmeformen ab – inhalativ wie oral. Ziel von CanPharma ist es, medizinisches Cannabis als Therapieform für verschiedenste Erkrankungen zu etablieren und ein entsprechendes Produktportfolio anzubieten. 

krautinvest.de: Was sind eurer Meinung nach noch die größten Hürden, die man als Großhändler hat? Wie kann man diese überwinden bzw. was muss man tun, um daran zu arbeiten?

Stefan Jacker: Die Stigmatisierung von Cannabis ist ein ganz wichtiger Punkt, an dem wir arbeiten müssen. Um diese Hürde zu überwinden, ist Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit in medizinischen Fachkreisen dringend notwendig. Vielen Ärzten und Apothekern fehlen die Erfahrungen mit Cannabis, daher sind die Unsicherheiten beim Verschreiben noch immer groß. Dafür sind fundierte Informationen für Mediziner und Pharmazeuten sowie Weiterbildung wesentlich. Um die Akzeptanz von Medizinalcannabis zu steigern, ist auch eine bessere Studienlage zum Thema wichtig. Daher sind Investitionen in die Forschung notwendig. Wir sehen die Cannabisforschung als einen wichtigen Teil unserer Arbeit an und engagieren uns dort bereits, zusammen mit einem internationalen Netzwerk an Forschungspartnern.  

krautinvest.de: Welche Rolle haben die Erfahrungen Eures strategischen Partners, der Kalapa Clinic in Spanien, in der Produktentwicklung gespielt? Hat Kalapa Euch unterstützt, die Produkte besser auf die Praxis des Arztes und auf den Patienten auszurichten? Welche Rolle spielen für Euch diese Behandlungserfahrungen?

Stefan Jacker: Wir haben bei der Erarbeitung unseres Produktportfolios sehr eng mit der Kalapa Clinic zusammengearbeitet. Die Ärzte der Kalapa Clinic sind spezialisiert auf die Cannabinoid-Behandlung für Patienten mit chronischen Krankheiten. Diese umfangreiche und jahrelange Erfahrung ist für uns essenziell. Die Erfahrung der Kalapa Clinic hilft uns ebenfalls, unsere Serviceangebote besser auf die Bedürfnisse der Ärzte und ihres Praxisalltags auszurichten.

Über Stefan Jacker:
Stefan Jacker hat an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Pharmazie studiert. Der Diplom Pharmazeut war nach seiner Ausbildung zunächst in mehreren Apotheken angestellt, bevor er sich 1992 mit der Apotheke am Funkturm in Berlin selbstständig machte. Seit Januar 2019 ist er Mitgründer und COO der CanPharma GmbH.

Hinweis der Redaktion: In diesem Artikel berichten wir über medizinisches Cannabis. Dieser Artikel macht zur möglichen Zweckbestimmung, Nutzung und Verkehrsfähigkeit von Produkten keinerlei Vorschlag. Es handelt sich um keine Rechtsberatung. Der Inhalt ist ein rein redaktioneller und nicht-kommerzieller Meinungsinhalt und dient der allgemeinen Information.

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