“Auf das THC warten doch alle”

Ein Interview mit Ben Arn

by Hande Savus

(Anzeige) – Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist ein ‘sponsored’ Artikel im Rahmen einer Medienpartnerschaft mit CannaTrade.

In der Halle 622 im Norden von Zürich findet am 12.-14.05.23 die CannaTrade statt. Die Messe gibt es seit zwei Jahrzehnten: Über 150 Aussteller weltweit präsentieren auch in diesem Jahr Produkte, Neuheiten und Innovationen rundum Hanf. Die Messe bietet eine exklusive Business Lounge für Geschäftskunden und eine Chillout-Area für seine Besucher*innen. Ein weiteres Highlight ist das Hemp Food Festival.

Auf der CannaTrade-Seite sind noch Tickets verfügbar.

Wir haben die Gelegenheit genutzt und ein Gespräch mit Ben Arn, dem CEO der CannaTrade, über die Entwicklung des Schweizer Cannabis- Diskurses geführt.

krautinvest.de: Wie hat sich der Cannabis-Diskurs in der Schweiz über die letzten Jahrzehnte verändert? Wie würdest Du die Szene beschreiben, als du angefangen hast und wie ist die Szene aktuell?

Ben Arn: Als ich im Jahre 2006 mit der CannaTrade begonnen habe, war die Duftsäcklizeit gerade vorbei, es durften aber an der Messe sowie in den Läden in den meisten Kantonen wenigstens noch Samen verkauft werden, und ebenso war noch kein Rauchverbot in Kraft, was an der Messe jeweils für einen süßen Nebel gesorgt hatte 😉 Die Szene bestand damals aus Head- und Growshops sowie den Hersteller von Dünger, Lampen, Zelten und weiterer Anbautechnik.

Dann kam im Jahre 2016 CBD, und die Szene entwickelte sich rasant: Es wurden plötzlich große, legale Indooranlagen gebaut, und es waren nicht mehr nur die alten Hasen im Geschäft, sondern viele neue Gesichter, – zum Beispiel viele aus der Immobilien- oder Blockchain-Industrie. Und heute, sieben Jahre später, stehen wir irgendwo dazwischen: Es gibt noch die “alte” Szene der Head- und Growshops, dazu hoch professionelle Anlagenbauer und -betreiber. Der CBD-Boom ist aber definitiv vorbei, und auf das THC, ja, darauf warten wir doch alle.

krautinvest.de: Welche Themen sind für eine nachhaltige Cannabis-Branche entscheidend?

Ben Arn: Als erstes die Regulierung: Nur mit einer marktfreundlichen Regulierung wird es den Staaten gelingen, den illegalen Handel und Anbau einzudämmen. Mir ist schon klar, dass politische Entscheide stets ein Kompromiss sind, doch appelliere ich an die Behörden und Politiker aller Länder, das Thema ohne zu viel Angst anzugehen, und sich an bestehenden, bereits regulierten Genussmittelmärkten zu orientieren.

An zweiter Stelle appelliere ich an alle Marktteilnehmer: Unsere Handlungen, Aussagen, und insbesondere Produkte, welche wir auf den Markt bringen, tragen ihren Teil zu einer zukünftigen Regulierung bei. Auf Schweizerdeutsch gesagt: Je mehr Schweinerei wir jetzt betreiben, desto schlechter stehen die Karten für eine marktfreundliche Situation in Zukunft.

Ich wünsche mir eine Hanf-Industrie, welche sich dieser Tatsache bewusst ist, und ebenso wie ich das Ziel verfolgt, einen zukünftigen florierenden, gesunden und Freude bringenden legalen Cannabis-Markt zu haben.

krautinvest.de: CannaTrade gibt es seit über 20 Jahren, seit wann bist du dabei? Wie hat sich die Veranstaltung über die Jahre verändert?

Ben Arn: Ich bin seit 2006 bei der CannaTrade dabei, seit 2008 als Geschäftsführer. Bis kurz vor der Messe 2008 waren Cannabis-Samen (mit mehr als 1% THC) noch legal, ab der Messe dann nicht mehr. Das hat die CannaTrade damals auf einen Schlag von der größten und wichtigsten europäischen Hanfmesse zur kleinen, unbedeutenden Schweizer Hanfmesse gemacht. Mit dem CBD-Boom in den Jahren 2016-2020 sind wir wieder zur drittgrössten Messe Europas gewachsen, und heute kämpfen wir beinahe wieder ums Überleben, da der (CBD-)Markt in den letzten zwei Jahren dermaßen eingebrochen ist.

Die Ideen der CannaTrade sind aber immer noch die gleichen: Ein qualitativ hochstehendes Event zu veranstalten, an welchem sich Fachbesucher genauso wohlfühlen wie die Endverbraucher. Diese bedienen wir seit vielen Jahren mit unseren diversen Programm-Highlights, wie beispielsweise dem Joint Roll Contest, dem Hemp Food Festival und dem Konferenzprogramm. Und für die Business-Kunden steht auch dieses Jahr die beliebte Business Lounge, neu unter dem Brand der CB Events als “CB Lounge”, für ungestörte Gespräche zur Verfügung.

krautinvest.de: Hauptthemen auf der CannaTrade sind unter anderem die Pilotprojekte und SocialCannabisClubs in der Schweiz. Durch die Entwicklungen der Legalisierungsdebatte in Deutschland erscheinen diese Modelle als wegweisend für Europa. Wie schätzt Du die Umsetzung der Pilotprojekte, die Datenerhebung und die
Umsetzung der Social Cannabis Clubs in der Schweiz ein?

Ben Arn: Das sehe ich genauso – Europa ist nicht die USA, der Weg zur Legalisierung führt hier nicht über Nacht, sondern eher über die von dir genannten Pilotprojekte. Das Wichtigste bei der Umsetzung ist, dass sie verheben. Deshalb dauert der Bewilligungsprozess in der Schweiz auch lange, damit sie danach Hieb- und Stichfest sind. Das erste nun angelaufene Projekt (Weedcare, Basel) sowie die gestarteten on-boarding-Prozesse für das Projekt in Zürich (ZüriCan) zeigen, dass die Datenerhebung (Registrierung der Teilnehmenden) kein Problem darstellt, der Ansturm auf die Projekte ist enorm.

Was für mich auch völlig nachvollziehbar ist, wenn danach der freie Zugang zu qualitätsgesicherten Produkten frei steht. Was die Social Clubs anbelangt, fährt die Schweiz ein anderes Modell als Deutschland gedenkt: Die Schweizer Social Clubs sind Teil der Pilotprojekte (bsp. in Zürich, ZüriCan) und fungieren als Abgabestelle sowie als Treffpunkt zum gemeinsamen Konsum. Der Anbau jedoch wird von Produzenten, und nicht vom Social Club selber gemacht. Den Vorteil sehe ich darin, dass die Qualitätskontrolle einfacher zu handhaben ist, als bei einer grossen Anzahl von kleineren Growern, welche jeweils einen Social Club bedienen. Andersrum – so mein Idealistenherz – wäre es natürlich auch schön, wenn “der Grower von nebenan” für seine Freunde Cannabis anbauen darf. Dazu wird es in der Schweiz aber gerade noch nicht kommen, und ich bin sehr gespannt, wie sich Deutschland dazu entscheiden wird.

krautinvest.de: Das Schweizer Heroin-Modell, bei dem Suchtkranke medizinisches Heroin vom Staat erhalten, wurde 1990 eingeführt und gilt heute als erfolgreich. Wie schätzt Du die Chancen für eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes bezüglich medizinischem Cannabis sowie für Pilotprojekte ein- werden diese Modell ähnlich erfolgreich?

Ben Arn: Bezüglich medizinischem Cannabis ist das Betäubungsmittelgesetz der Schweiz bereits angepasst – seit dem 1. August 2022 darf Cannabis vereinfacht verschrieben werden, und der Anbau sowie der Export ist erlaubt. In Bezug auf die Pilotprojekte glaube ich, dass das Modell erfolgreich ist und exportiert wird – in Hinblick auf Deutschland wünsche ich, dass die sogenannte “Phase 2” der Modellprojekte so rasch wie möglich angegangen wird. Und sobald die Schweiz und Deutschland erfolgreich Pilot- oder Modellprojekte am Laufen haben, wird Europa nachziehen. Schritt für Schritt, bis zur endgültigen Legalisierung.

Ben Arn ist seit 2006 der Organisator von Cannabis-Events in der Schweiz. Seine Projekte sind die CannaTrade – International Hemp Fair + Festival (B2C and B2B), die CB Expo – Cannabis Business Expo and Conference (B2B) und der CB Club – Cannabis Business Network Event (B2B). Im Jahr 2022 hat er auch die Cannabinoid Conference 2022 (12. IACM-Konferenz und 1. SSCM-Konferenz) in Basel organisiert. Seine Leidenschaft ist das Organisieren von Veranstaltungen und die Verbindung von Menschen, sowie die Cannabispflanze und deren enormes Potenzial.

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