Weintourismus war gestern – Cannabistourismus wird kommen!

by Astrid Hahner

Sean Roby, CEO von Bud & Breakfast, bietet Reiseziele für Cannabis-Enthusiasten an

Mit der kommenden Legalisierung eröffnen sich der Cannabis-Branche viele neue Wirtschaftszweige und Berufsbilder. Darunter auch einige, an die man zunächst gar nicht denken würde, wie z.B. in einem spezialisierten Cannabis-Tourismus, wie es ihn analog für Weinliebhaber schon lange gibt. In den USA nimmt Sean Roby mit seiner Booking-Plattform “Bud and Breakfast” eine Vorreiterrolle ein; das Konzept hat sich bewährt und wächst international stetig weiter. Ist solch ein Geschäftsmodell perspektivisch auch in Deutschland denkbar?

Wir haben mit Sean gesprochen, um schon jetzt mehr über die Möglichkeiten des Cannabis-Tourismus zu erfahren. Sean kann man live bei der HamCan 2022, der ersten internationalen Cannabis Konferenz & Messe in Hamburg, in der Closing Session des zweiten Tages sprechen hören. Sein Talk hat das Thema: “Canna Tourism Is A Thing! Learn how to take advantage of the booming ancillary cannabis sector.”

krautinvest.de: Hi Sean, erzähle uns von deinem Unternehmen. Was ist Bud and Breakfast? Wer sind deine Gäste? Von woher reisen sie an – aus dem Inland oder aus dem Ausland? 

Sean Roby: Bud and Breakfast ist ein Online-Reservierungs-Portal für Cannabis-Reisebegeisterte. Wir begannen 2002 mit einem einzigen Gasthaus an der kalifornischen Küste von Mendocino und haben seitdem unser Geschäftsmodell geändert, um die Sharing Economy zu nutzen und sichere und legale Unterkünfte/Aktivitäten für Reisende anzubieten, die “Herb” in all seinen Formen genießen.

Wir haben inzwischen Reisende aus der ganzen Welt bei uns. Viele unserer südamerikanischen Gäste besuchen unsere Unterkünfte in Uruguay, da dies das einzige Land in Südamerika ist, in dem es für Reisende zu 100% legal ist, zu kiffen. Viele unserer europäischen Gäste übernachten in unseren Unterkünften in Spanien, Portugal und Amsterdam, da diese Länder eine provinzielle Legalisierung haben, was bedeutet, dass bestimmte Gebiete innerhalb dieser Orte legalisiert sind. In der Karibik reisen die meisten unserer Gäste nach Jamaika, wo der Konsum von Cannabis in Privatwohnungen legal ist. In den USA sehen wir viele Cannabis-Touristen, die aus Nicht-Recreational-Staaten in die Recreational-Staaten kommen. Colorado zum Beispiel zieht tonnenweise Besucher aus Texas an. Illinois und Michigan ziehen eine Menge Besucher aus den umliegenden Staaten wie Indiana, Wisconsin usw. an. Washington DC, Virginia und New York ziehen Leute von der gesamten Ostküste an. Wir haben auch viele BnBs in Kanada, Südafrika und im gesamten Südpazifik. Alle unsere Reisenden haben angegeben, dass sie nicht mit Cannabis reisen wollen, sondern dass es verfügbar sein soll, sobald sie an ihrem Reiseziel ankommen.

krautinvest.de: Warum ist Cannabis eine großartige Ergänzung für das Gastgewerbe und die Tourismusbranche? Wie integriert ihr es in das Gastlichkeits-Erlebnis bei Bud and Breakfast?

Sean Roby: Reisende Cannabis-Enthusiasten haben großes Interesse und eine gehörige Portion Angst, sie könnten etwas verpassen. Mit Bud and Breakfast wird der Peinlichkeits-Faktor sicherlich beseitigt. Ein Gast wird einen regulären Airbnb-Gastgeber nicht fragen, wo er Cannabis herbekommen kann! Außerdem wollen sich viele Airbnb- oder andere Sharing-Economy-Gastgeber von ihren Mitbewerbern abheben, und Bud and Breakfast bietet ihnen diese Möglichkeit. Für den Cannabis-Tourismus gibt es keine Nebensaison. Unsere Gastgeber bieten das ganze Jahr über Cannabis-Aktivitäten an, und das ist es, was die Cannabis-Tourismusbranche von Reisezielen aus der Weinbranche unterscheidet. Wein ist ortsspezifisch. Cannabis ist überall auf der Welt zu finden, in Städten, auf dem Land und überall dazwischen, was bedeutet, dass der Markt exponentiell viel stärker wachsen wird. Reisende haben die Wahl, ob sie in einer ländlichen Umgebung den Anbau live besuchen  oder im städtischen Umfeld einen Coffeeshop und/oder eine Cannabis-bezogene Aktivität erleben möchten. Cannabis ist für viele Menschen eine Kultur. Für andere ist es ein Mittel zur Entspannung, und der Hauptzweck eines Urlaubs besteht darin, sich zu entspannen, Stress abzubauen und sich zu erholen. Unsere besten Gastgeber sind Experten für Cannabis-Gastlichkeit und schaffen das ultimative Setting zur Entspannung, Gäste werden noch Jahre später über das Erlebnis sprechen und Jahr für Jahr wiederkommen.

krautinvest.de: Welche Art von Erlebnis schaffst du in deinem Bud and Breakfast? Wonach suchen die Gäste, wenn sie zu dir kommen?

Sean Roby: Das beste Feedback erhalten wir von Gästen, die unsere Bud-and-Breakfast-Locations mit All-Inclusive-Angebot besuchen. Zum Beispiel sind unsere Top-Gastgeber, die jetzt für drei bis sechs Monate im Voraus ausgebucht sind, diejenigen, die eine Bud-Bar haben, einen Cannabis-Yoga-Kurs, einen professionellen Koch, der mikrodosierte Infused-Gerichte für die Gäste kocht, eine CBD-Massage auf Abruf, Sushi und Joint-Rollen, High-Kunsthandwerk, eine Seilbahn über ein Pinot Noir- und Cannabis-Feld, usw… Wir haben alles schon gesehen, und unsere Gastgeber werden gelinde gesagt sehr kreativ! Das ist es, was die Gastgeber auf unserer Website voneinander unterscheidet und die super profitablen von denen trennt, die einfach nur okay sind. Ein Gastgeber, der nur 420-freundlich ist, der möchte, dass alle Gäste draußen rauchen und dass es vielleicht eine Dispensary um die Ecke gibt, macht nicht annähernd so viel Gewinn wie ein Gastgeber, der sich voll ins Zeug legt. Wir haben viele “Super-Gastgeber”, die ihr gesamtes Jahreseinkommen damit verdienen, dass sie ihren Standort auf unserer Website listen, denn in unseren Augen ist ein “Super-Gastgeber” im Grunde genommen ein Wikipedia für alles, was mit Cannabis zu tun hat. Sie haben den Finger am Puls aller Aktivitäten und Veranstaltungen, die mit Cannabis zusammenhängen, und helfen dem Gast, den gesamten Aufenthalt mit den Augen eines Einheimischen in diesem Genre des Reisens zu erleben.

krautinvest.de: Inwieweit unterscheidet sich Cannabis im Segment des Medizintourismus von dem des Urlaubstourismus?

Sean Roby: Wir bieten sichere und legale Unterkünfte/Aktivitäten in der ganzen Welt an. Als Cannabis in Colorado anfangs legalisiert wurde, kamen zum Beispiel all diese Touristen in den Bundesstaat, gingen zu einer Dispensary, gingen nach draußen und zündeten sich sofort einen an. Das ist völlig illegal, und die Leute wurden immer wieder dafür belangt. Bud and Breakfast bietet diesen Leuten einen sicheren Ort, wo sie ihr Weed legal genießen können. Etwa 15 % unserer Gäste sind Medizintouristen. Wir haben eine Menge Leute, die in Recreational States und -Regionen von drakonischen (Null-Toleranz) Orten kommen, um sich selbst oder ihre Kinder mit Autoimmunkrankheiten behandeln zu können. Gerade hier in Colorado kommen fast wöchentlich Eltern mit Kindern, die an Epilepsie leiden.

Das ist natürlich etwas ganz anderes als die Gäste, die in den Urlaub fahren und ein “Everything-Cannabis”-Erlebnis suchen, aber so oder so ist die Quintessenz, dass jeder einen total entspannenden, heilsamen Urlaub sucht, wenn er in einer unserer Bud-and-Breakfast-Unterkünfte übernachtet.

krautinvest.de: Ist Cannabis eine Gelegenheit für Tourismusunternehmen auf dem legalen Markt, ihr Geschäftsmodell zu überdenken, insbesondere jetzt angesichts der anhaltenden Pandemie?

Sean Roby: Ja! Zum Beispiel wird allein der Staat Colorado in diesem Jahr einen Umsatz von fast vier Milliarden Dollar mit Cannabis erzielen, wenn man die Umsatzentwicklung der letzten vier Jahre betrachtet. Der Marihuana-Tourismus hatte sowohl wirtschaftlich als auch statistisch signifikante Auswirkungen auf das Hotelgewerbe in Colorado. Die Vermietungen von Hotelzimmern in Colorado stiegen beträchtlich, nachdem der Staat mit dem legalen Verkauf von Marihuana begann. Bis 2021 stiegen die monatlichen Einnahmen des Hotelgewerbes in Colorado um 30 Millionen Dollar (15 Prozent) direkt nach der Eröffnung von Marihuana-Verkaufsstellen. Diese Zahlen sind exklusive der privaten Hausbesitzer, die ihre Unterkünfte in Bud-and-Breakfasts umgewandelt haben. Dies macht deutlich, dass die tatsächlichen monatlichen Einnahmen viel höher sind als prognostiziert.

krautinvest.de: Welchen Ratschlag aus deiner persönlichen Erfahrung würdest du Unternehmern geben, die sich für diesen Bereich in einem aufstrebenden Markt wie Deutschland interessieren?

Sean Roby: Jetzt ist die richtige Zeit, also wartet nicht!  Was ich aus meiner persönlichen Erfahrung in dieser Branche sehe, ist, dass die Personen, die von Anfang an dabei waren, die Marken sind, die jeder kennt und die hier bleiben werden. Deutschland ist auf dem besten Weg, der Marktführer für Cannabis-Tourismus in Europa zu werden. Beginnt jetzt mit euren unternehmerischen Bemühungen, bevor der große Ansturm auf die Branche losgeht. Ihr wollt nicht gerade erst die Segel setzen, wenn die Gesetzgebung offiziell verabschiedet wird- Ihr wollt dann bereits in den Hafen segeln.

krautinvest.de: Vielen Dank für die inspirierenden Einblicke in deine Arbeit, Sean. See you soon @HamCan!

Über Sean Roby:

Sean Roby hatte die Idee zu  Bud And Breakfast vor über 20 Jahren und hatte die Weitsicht, den Domain-Namen schon im Jahr 2002 zu registrieren. Als CEO des Unternehmens ist er  verantwortlich für das Tagesgeschäft, einschließlich Kundenbetreuung, Gastgeberakquise, Buchhaltung, Geschäftsentwicklung und Medienarbeit. Er ist das Gesicht von Bud and Breakfast in der Presse. Zuvor studierte Roby Politikwissenschaften und Hospitality Administration/Tourism Management an der Auckland University of Technology und setzt seine Arbeit nach dem Studium fort. Außerdem gründete und leitete er Taste of Travel LLC, ein Geo Trending Reiseunternehmen, das regionale Besonderheiten und Nuancen rund um den Globus hervorhebt. 

Roby fördert Cannabis- und Weinbautouren, Ökotourismus, Farm-to-Table-Dinner und Veranstaltungen zur Weinverkostung. Herr Roby hat auch einen Abschluss in ayurvedischer Medizin (California College of Ayurvedic Medicine). Er war Eigentümer und Betreiber von Holistic Medical Management, einer ayurvedischen Entgiftungsklinik auf Hawaii.

Er ist seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet und hat zwei Kinder.

Transparenzhinweis: Dieser Artikel ist als ein ‘sponsored Article’ Teil einer Medienpartnerschaft der HamCan 2022 mit krautinvest.de.

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