Umfrage: Großteil der Cannabis-Firmen verschwindet im nächsten Jahr

Bewertungen sind rückläufig

by Moritz Förster

Die Marktkonsolidierung in der Cannabis-Industrie ist anscheinend in vollem Gange. So glaubt die große Mehrheit, 80 Prozent, der über 100 Teilnehmenden einer Linkedin-Umfrage, dass mindestens 40 Prozent der bestehenden Cannabis-Firmen in Deutschland in den nächsten zwölf Monaten insolvent gehen, übernommen oder abgewickelt werden.

38 Prozent der Teilnehmenden schätzen, dass dies sogar für über 60 Prozent der aktuellen Firmen gelten wird. Lediglich vier Prozent der Teilnehmenden gehen davon aus, dass höchstens jede fünfte Firma in den jetzigen Eigentumsverhältnissen vom Markt verschwindet.

Johannes Gefken, Vice President von Parklane Capital, hält diese Zahlen durchaus für realistisch. Die Umfrage beschreibe seines Erachtens eine Entwicklung, die schon “voll im Gange sei”. Schließlich habe sich die Anzahl der Cannabisunternehmen in Deutschland von 180 in der “Hochphase” bereits auf 80 reduziert.

Allerdings bezeichnet Gefken, so drastisch sich die Zahlen auch anhören mögen, die gegenwärtige Konsolidierung “gesamtwirtschaftlich” als “nicht dramatisch. Im Gegenteil sei sie hilfreich, um einen nachhaltigen Markt entstehen zu lassen. Gesunde und gut geführte Unternehmen würden sich durchsetzen. Eine typische Entwicklung für Märkte in frühen Stadien.

Heißt aber auch: Wer aktuell keine Profite erwirtschaftet, zeitgleich kaum liquide Mittel in der Reserve hat, befindet sich in einer schwierigen Situation. Gefken hält eine weitere Finanzierung in solchen Fällen eher für unwahrscheinlich. Mit dem Rücken zur Wand gebe es schlussendlich noch drei Optionen: das Geschäft einstellen, das Unternehmen oder Teile davon verkaufen oder sich mit einem größeren Marktteilnehmer zusammenschließen., so der Finanzexperte, der auch bei der Übernahme von 420 Pharma durch Curaleaf seine Finger im Spiel hatte.

Verkauf oder Merger erscheinen für den Fall der Fälle daher als der aktuell attraktive Ausweg – so es Inhabern denn gelingt, Interessenten aufzutreiben. Und selbst dann stellt sich die Frage, wie viel Geld überhaupt noch für ein Unternehmen fließt. Gefken dazu: “Bei kriselnden Unternehmen, die weder profitabel sind noch relevante Umsätze erzielen findet eine Bewertung im Transaktionsfall meist ‘Asset basiert’ statt. In der Cannabisbranche können beispielsweise der Produkt- oder Kundenzugang, die aufgebaute Infrastruktur, das Lizenzportfolio, eine etablierte Marke oder das Team relevante Assets sein.” Anders verhalte sich dies bei “gesunden” Unternehmen, bei denen Umsatz, Gewinn und Wachstum die entscheidenden Parameter für die Bewertung seien. Die weniger gute Nachricht des M&A-Experten: “Insgesamt sind die Bewertungen für Unternehmen den meisten Branchen in den letzten zwölf bis 18 Monaten rückläufig – dies gilt insbesondere für die Cannabisbranche.”

1 comment

Joachim Oktober 19, 2023 - 10:10 pm

Je geringer das forensische Risiko, desto stärker die Investition von Großfirmen – wie z.B. die Vape- und Tabakindustrie.

Der Umsatz wird steigen, während gleichzeitig die Anzahl der Unternehmen schrumpfen wird.

CBD-Shops ziehen um von Schmuddelvierteln in noble Innenstadtmalls.

Reply

Leave a Comment