Stühlerücken bei Alephsana: Thomas Hauk über seine Rolle in der Geschäftsführung

by Redaktion

Alephsana, einer der bereits 2019 gegründeten unabhängigen deutschen Großhändler, stellt die Führungsriege neu auf. Thomas Hauk unterstützt die Geschäftsführung fortan als COO, übernimmt in dieser Funktion nach eigenen Angaben auch Aufgaben des CFO, Co-Founder Boris Moshkovits tritt als Geschäftsführer ab und steht zukünftig dem neu ins Leben gerufenen Advisory Board vor. Der aktuelle Geschäftsführer und Co-Founder Dr. Philip Gleser bedankt sich in einer Unternehmensmitteilung bei Boris Moshkovits für seine Arbeit als Managing Director und Thomas Hauk, der erst seit kurzem an Bord ist, erläutert im Interview mit krautinvest.de, wie sich Alephsana in dem schwer zu prognostizierendem Marktumfeld aufstellen wird.

krautinvest.de: Thomas, als neuer COO von Alephsana trittst du in große Fußstapfen. Boris Moshkovits zählt deutschlandweit zu den Pionieren in der Cannabis-Industrie. Boris wirst du operativ zukünftig entlasten…

Thomas Hauk: In der Tat, Boris ist schon seit 2014 in der Industrie unterwegs, extrem gut vernetzt, hat viel nach vorne bewegt und Alephsana als pharmazeutischen Großhändler für Medizinalcannabis erfolgreich aufgebaut. Seine Expertise und sein Netzwerk sind extrem wertvoll, so dass wir beide regelmäßig im engen Austausch stehen. Boris bleibt uns weiterhin als Partner erhalten und berät uns in strategischen Fragen. Nicht ohne Grund wurde er als Vorsitzender des neu ins Leben gerufenen Advisory Board’s von Alephsana benannt.

Nun bin ich ja auch nicht ein ungeschriebenes Blatt: Ich verfolge seit über 20 Jahren die weltweiten Legalisierungsbestrebungen und bin Mitglied im DHV und seit 2021 ein aktives Mitglied im Branchenverband Cannabiswirtschaft. In den veröffentlichten Positionspapieren erkenne ich meine eigene Handschrift. 2019 habe ich ein Medizinalcannabisunternehmen in Deutschland mitgegründet, dass das Ziel hatte, im heutigen Nordmazedonien Medizinalcannabis anzubauen. Leider war uns Mitgründern das mazedonische Gesetzgebungsverfahren zu unsicher, so dass wir noch rechtzeitig einen Rückzieher machen konnten. Nun bin ich seit Oktober als COO bei Alephsana tätig, und ich könnte nicht glücklicher sein.

“Schaue aufs Budget und die Kosten”

krautinvest.de: Was wirst du ändern an den operativen Prozessen, aber auch an der strategischen Ausrichtung des Unternehmens?

Thomas Hauk: An erster Stelle stehen bei mir im Unternehmen immer die Menschen. Hier gilt es zu sorgen, dass die Rollen intern klar definiert sind und eine eindeutige Außendarstellung besteht. Erst durch diese geschaffene Klarheit werden Mitarbeiter und externe Partner zufrieden.

Als COO trage ich bei Alephsana auch den Hut des CFO’s, so dass ich sehr aufs Budget und die Kosten schaue. Jeder in der Branche weiß, wie unsicher und schwierig das Medizinalcannabis-Business ist, so dass es bereits als großer Erfolg gewertet werden kann, wenn man schwarze Zahlen schreibt. Um mehr Kontrolle auf der Einnahmenseite zu erhalten, bauen wir bis spätestens Ende 2024 ein internes Sales-Team auf. Parallel strukturieren wir momentan unser gesamtes Marketing um und werden es enger mit dem Ein- und Verkauf verzahnen.

Strategisch betrachtet müssen wir uns auf zwei Szenarien vorbereiten, die wegweisend für die gesamte Cannabisbranche in Deutschland sein werden: Die Verabschiedung eines Cannabisgesetzes mit der Herausnahme von Cannabis aus dem BtmG. Oder aber es bleibt alles beim Alten, falls das neue Gesetz nicht kommen sollte. Für beide Szenarien sehe ich aktuell eine 50/50 Chance, so dass man als Unternehmen flexibel und agil reagieren sollte, was wir imstande sind zu tun. Darin sehe ich aktuell unseren größten Wettbewerbsvorteil.

krautinvest.de: Wie gut seid ihr für diese Szenarien gerüstet?

Thoams Hauk: Wir sind mit unseren eigenen Blüten aus der „Gem Stone“ Reihe gut aufgestellt. Die bereits auf den Markt gebrachten Blüten „Aleph Amber“ und „Aleph Citrin“ kommen bei Apothekern und Patienten gut an. Im Laufe des nächsten Jahres werden wir weitere Eigenblüten wie zum Beispiel das „Aleph Ruby“ auf den Markt bringen. Unsere Blüten sind hauptsächlich für den Selbstzahlermarkt relevant. Sollte Cannabis aus dem BtmG fallen, erwarten wir eine höhere Nachfrage nach unseren eigenen Blüten aus der „Gem Stone“ Reihe. Interessant werden hierbei Kooperationen mit den bereits viel vorhandenen telemedizinischen Anbietern, die aus der Patientenperspektive eine one-stop-shop Lösung darstellen.

“Tun alles, damit wir auf eigenen Füßen voranschreiten können”

krautinvest.de: Du übernimmst die Verantwortung in einer Zeit, in der viele Unternehmen in Schwierigkeiten stecken. Laut einer krautinvest.de-Umfrage wird in den nächsten Monaten ein Großteil der medizinischen Großhändler verschwinden. Wie stabil steht Alephsana da?

Thomas Hauk: Im Zuge der Konsolidierung des Marktes setzt Alephsana auf Stabilität und Kontinuität. Persönlich stehe ich für die Stärkung der wirtschaftlichen Ausrichtung und wir sehen 2024 entspannt entgegen.

krautinvest.de: Hofft ihr selbst auf eine zeitnahe Übernahme?

Thomas Hauk: Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung von Alephsana, einem Unternehmen, das eine vollständige Vertikalisierung anstrebt. In diesem Zusammenhang sind wir im Gespräch mit strategischen Partnern. Solange nicht der oder die richtigen Partner gefunden sind, tun wir alles, damit wir auf eigenen Füßen sicher voranschreiten können.

krautinvest.de: Wo seht ihr für euch das größere Wachstumspotenzial: In der Unterstützung von Clubs und privaten Anbauern von Cannabis als Genussmittel oder im medizinischen Markt nach einer Reklassifizierung?

Thomas Hauk: Alephsana hat nie, wie andere Akteure im Medizinalcannabismarkt, auf die Legalisierung für Freizeitkonsumenten gewettet. Seit den ersten Leaks Anfang 2023 wissen wir, dass die ursprünglichen Legalisierungspläne vom Tisch waren und somit viele Investoren enttäuscht wurden. Der aktuelle Gesetzesentwurf sieht ja trotz all seiner Schwächen eine Entkriminalisierung von Cannabis als Genussmittel vor, was wir erstmal begrüßen. Cannabis kann somit in der Gesellschaft normalisiert werden, was wiederum positive Effekte auf den Medizinalcannabismarkt haben wird. Die ganzen Bedenkenträger, und die gibt es auch wohlgemerkt in der Ärzteschaft, werden nach Verabschiedung des CannG verstehen, dass Deutschland nicht untergehen wird. Das zeigen uns die Erfahrungswerte aus anderen Ländern, die viel früher Cannabis legalisiert od. entkriminalisiert haben. Trotzdem halten wir uns als pharmazeutischer Großhändler für Medizinalcannabis von Clubs und privaten Anbauern fern, da diese Bereiche absolut nichts mit den unter strengsten Voraussetzungen angebauten Medizincalcannabisblüten und -produkten zu tun haben. Nicht umsonst heißt eines unserer Slogans „strictly medical“.

Wir haben ein riesiges Potential an Millionen von Medizinalcannabispatienten in Deutschland und das gilt es auszuschöpfen. Mit einer Reklassifierung hin zu einem verschreibungspflichtigen Medikament sinken die Hürden für Patienten und die Ärzte. Das neue E-Rezept wird der gesamten Branche sicherlich dabei helfen. Und die Abgabe von Medizinalcannabis in Apotheken wird viel patientenfreundlicher.

krautinvest.de: Wie werdet ihr auf das CanG, inklusive MedCanG, reagieren, wenn es einmal in Kraft getreten ist?

Thomas Hauk: Zuerst einmal wird es ein Grund sein zu feiern, da sich Deutschland teilweise vom Unrecht der Prohibition verabschieden wird. Die Rechte von Cannabiskonsumenten werden zumindest theoretisch besser sein als unter der aktuell herrschenden Prohibition. Wie die tatsächliche Auslegung des Gesetzes und die Kontrolle durch die Exekutive sein wird, werden wir sehen.

Wir müssen zudem darauf achten, dass die Rechte der Medizinalcannabispatienten gesichert sind, damit sie unbesorgt jederzeit und überall medizinieren können. Dann steht ja immer noch die Therapiehoheit der Ärzte auf dem Spiel. Der Genehmigungsvorbehalt benachteiligt schwerkranke Patienten und gehört abgeschafft. Wir sehen also: Auf der politischen Ebene wird es noch im Rahmen unserer Verbandsaktivitäten beim BvCW viel zu tun geben.

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