Löst Hanf die sozio-ökologischen Herausforderungen?

by Astrid Hahner

In Deutschland gibt es seit 2017 das Cannafem Netzwerk, ein loses Netzwerk für Frauen, Hanf und Cannabis, dem auch unsere Interviewpartnerin, die Fotografin und Climate Impact Storytellerin Maren Krings, angehört. Marens neuestes Buch in englischer Sprache, “H is for Hemp”, dokumentiert auf 624 Seiten ihre sechsjährige Reise zur weltweiten Wiederentdeckung des Industriehanfs als Kulturpflanze. Sie hat mehr als 200 Projekte fotografiert und mehr als 80 Branchenexperten interviewt, um das Potenzial der Pflanze zur Milderung der sozio-ökologischen Krise aufzuzeigen.

Die auf 700 Exemplare limitierte Sammler-Edition aus hochwertigem Hahnemühle-Hanfpapier mit vielen Fotos, persönlichen Eindrücken und grafisch aufgearbeiteten Fakten wurde von der Autorin handsigniert und nummeriert und ist somit eine ausgefallene Geschenkidee für Hanffreunde, Weltverbesserer und Kulturliebhaber.

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Ursprünglich arbeitete Maren an einer Reportage zur Flüchtlingskrise, begriff aber sehr schnell, dass sie mit dem Thema Industriehanf, welches ihr dabei begegnete, gleichwohl einen Lösungsansatz für einige Auswirkungen der Krise entdeckt haben könnte. In einem Interview schilderte uns die Autorin, wie es dazu kam und was sie durch ihre Arbeit für Eindrücke gewinnen konnte.

Maren Krings in einem Hanffeld (Mongolei 2019)

Laut aller Expertenstimmen, welche ich zu diesem Zeitpunkt gehört hatte, ist es dem Hanf möglich die Menschheit ernähren, kleiden, behausen und heilen zu können – quasi alles Dinge, die in vielen Teilen der Welt nur mangelhaft vorhanden sind und Menschen dazu zwingen, aus  ihrer Heimat zu fliehen. – Maren Krings

 

krautinvest.de: Erzähl uns etwas zum neuen Buch. Wie bist Du dazu gekommen, es zu schreiben? Wie ist es entstanden? 

Maren Krings: Die Entstehung des Buchs war ein sehr intuitiver Prozess, denn eigentlich fing alles damit an, dass ich an einer Reportage über die Flüchtlingskrise arbeiten wollte. Dafür machte ich meinen VW Caddy zu einem rollenden Heim und Büro, welches mir für einen maximalen Zeitraum von ein paar Monaten ermöglichen sollte, Europa und seine Dynamiken, sowie die unterschiedlichen Meinungsströmungen zu erforschen und vor meine Linse zu nehmen. Es dauerte nicht lang, da traf ich den Südtiroler Werner Schönthaler, der  mich in die Welt des Industriehanf einführte und mein Interesse für ein, damals für mich komplett unbekanntes Thema weckte. Ab diesem Moment durchkreuzte die Pflanze all meine Versuche, an der Flüchtlingsreportage weiter zu arbeiten, bis ich schließlich feststellte, dass ich einfach nur den Fokus meiner Story ändern musste, um weiterhin das Potenzial der Hanfpflanze untersuchen zu können. Laut aller Expertenstimmen, welche ich zu diesem Zeitpunkt gehört hatte, ist es dem Hanf möglich die Menschheit ernähren, kleiden, behausen und heilen zu können – quasi alles Dinge, die in vielen Teilen der Welt nur mangelhaft vorhanden sind und Menschen dazu zwingen, aus  ihrer Heimat zu fliehen. Mit dieser Erkenntnis begann für mich eine sechsjährige Reise, die nicht nur abenteuerlich im Sinne der Orte und Länder war, welche ich bereiste, sondern auch in meiner persönlichen Entwicklung als  Fotografin und Geschichtenerzählerin (im englischen etwas treffender benannt als visual storyteller).

Löst Hanf die sozio-ökologischen Herausforderungen? Hahnemühle hemp printing paper

krautinvest.de: Dein Buch ist wie ein Lexikon aufgebaut. Welche spannenden Begriffe kann man finden?

Maren Krings: Das stimmt, diese Entscheidung haben wir, mein Buch-Team und ich, getroffen, nachdem wir über Monate versucht haben, eine geeignete Buchstruktur zu finden. Eine, die das Arsenal verschiedener, diverser Themenbereiche von der Bauindustrie zum Nahrungsmittel System, von klimatologischen Herausforderungen unserer modernen Gesellschaften zu den zerstörerischen Nachlässen unserer modernen Industrien reichte. Es war ein großes Kopfzerbrechen, bis ich endlich auf das Doughnut Ökonomie Modell von Kate Raworth stieß. Hier hatte ich endlich das Konzept für meine Fragestellungen gefunden, nämlich kann Hanf tatsächlich die planetaren Grenzüberschreitungen eindämmen und  zugleich helfen, die menschlichen Grundbedürfnisse zu sichern?

Somit ist das Buch zu einem Lexikon voller Fallbeispiele geworden, die zeigen, wie der Hanf weltweit für spezifische Zwecke zur Bekämpfung der Klimakrise verwendet wird. Beispielsweise zur Reinigung kontaminierter Böden (P for Phytoremediation), zur Herstellung von Papier (T is for tree-free) und textiler Fasern (T is for Textile), Baustoff (B is for Building)  u.v.m. Dabei fungiert er als Kohlenstoffsenke und nachwachsender Rohstoff.  Quasi ein Lexikon für Hanf als diverser Bekämpfer in der Klimakrise!

B is for Building Buchausschnitt            F is for Food Buchausschnitt

krautinvest.de: Was waren die aufregendsten Dinge, die Du im Zusammenhang der Erstellung deines Buchs gesehen hast?

Maren Krings: Am aufregendsten sind die langsamen und stillen Erkenntnisse, die man auf solch einer Reise sammelt, die, die sich erst auf den zweiten Blick als bahnbrechend herausstellen. Dazu haben für mich zweifelsohne meine Reisen in den europäischen Norden, nach Finnland, Norwegen und Schweden gezählt. Meine  Auseinandersetzung mit der Kultur der Sami-Indigenen in Schweden, Finnland und Norwegen und dazu noch eine Investigativ-Reportage über die zerstörerische Energiegewinnung Finlands aus Torfmooren eröffneten mir einen tiefen Einblick in ein höchst komplexes Netzwerk aus industriellen Praktiken und Lügen, die ganz direkt mit der Bedrohung unserer europäischen Ureinwohner, der Sami stehen. Nach einigen längeren Besuchen und dem Zusammenleben mit meinen Freunden in Sapmi (das Land, welches von den Sami seit Jahrtausenden bewohnt wird), wurde mir klar dass ich mein Buch auf keinen Fall mehr auf normalem Papier aus Holzfasern produzieren konnte. So wurde dann die  Idee und schlussendlich die Entwicklung des Hanfpapiers mit dem deutschen Papierhersteller Hahnemühle geboren. Das alles war allerdings ein sehr langer und zäher Prozess. Rückblickend lebt das Buch mehr von diesen Langzeit-Erkenntnissen als den kurzweiligen Adrenalin-geschwängerten Abenteuern. 

krautinvest.de: Was waren für Dich die größten Learnings nachdem Du Dich international mit dem Thema Hanf beschäftigt hast?

Maren Krings: Ein bisschen wie beim Alchimist von Paulo Coelho habe ich gelernt, dass es manchmal eine wahnsinnig weite, harte und entbehrliche Reise durch die ganze Welt braucht, um Sinn aus dem zu machen, was vor  der eigenen Haustüre passiert. Zu sehen, wie jedes Land der Welt eine eigene Historie an Problemen hat, umweltbedingt, gesellschaftlich und natürlich auch beim Wiedereinführen der Hanfpflanze, hat mir beigebracht, weniger voreingenommen an die potentiellen Problemlösungen heranzutreten. Überall wird gesucht, getestet, verworfen und neu erfunden, das ist Teil der menschlichen Entwicklung und wir alle haben das Recht diese selber zu durchlaufen. Natürlich würden wir uns einfacher tun, und auch die Industrie schneller nach vorne bewegen können, wenn wir uns öfters mit altem Wissen und Kulturen befassen würden. Hanf war in der Menschheitsgeschichte schon vor 12.000 Jahren wichtig und weit verbreitet, nur wir vergessen heute oft, was mehr als 80 Jahre Prohibition mit unserem kollektiven Gedächtnis angestellt haben, nämlich es quasi auszulöschen. Nun bleibt uns nur eines, nämlich das verstreut noch vorhandene Wissen zu sammeln, zu teilen und öffentlich zugänglich zu machen, denn nur daraus werden wir schnell und effektiv eine zukunftsfähige Hanfindustrie aufbauen können. Das war mein Anliegen mit dem Buch H is for HEMP; genau diese verstreuten Geschichten zu sammeln und zu verbreiten und somit allen, die mit Hanf arbeiten ein Gesamtwerk vorzulegen, was sie in den zeitraubenden Erklärungen, zu dem was Hanf ist und kann, unterstützt.

W is for Work Buchausschnitt

krautinvest.de: Was siehst Du nach Deiner Reise als die größten Hürden und Hindernisse für den Hanf? Was sind Deiner Meinung nach die größten Chancen?

Maren Krings: Eine der größten Hürden für den Hanf ist unser allumfassend egoistisch geprägtes Gesellschaftsbild. Auch wenn es viele Initiativen und Gruppen, besonders innerhalb der Hanfindustrie gibt, welche kooperieren und gemeinsam arbeiten, so ist das narzisstisch Ego, in dem Jede und Jeder ein:e Erfinder:in von…, der/ die Beste in…, der/ die Einzige der…sein möchte, keine Tugend, die es uns erlaubt die Kräfte zu vereinen und wirklich in einem zeitlich angemessenen Rahmen die Industrie so erwachsen zu machen, das sie ein nennenswerten Beitrag in der Bekämpfung der Klimakrise darstellen kann. In Folge dessen sehe ich die größte Chance für den Hanf in menschlichen, wirtschaftlichen und industriellen Zusammenschlüssen und dem open-source Prinzip.

krautinvest.de: Think global – act local in Bezug auf Hanf – Utopie oder Realität? Was würdest Du sagen?

Maren Krings: Absolut Realität, als Storytellerin nenne ich das gerne: zoom in – zoom out. Ich muss mein Thema global und holistisch einordnen können, um zu wissen, was lokal am besten funktionieren kann. Hanf wächst beinahe überall und ist ein klimatischer und geographischer Anpassungskünstler. Das jedoch verwirrt auch viele, die neu in diese Industrie einsteigen und oft durch die Vielseitigkeit der Pflanze völlig verwirrt werden. Oft wird an einer Idee festgehalten, ohne zu erkennen, dass diese nicht die Beste für die lokalen Verhältnisse ist.

P is for Planetary Boundaries Buchausschnitt

krautinvest.de: Was wäre Deiner Meinung nach notwendig, um das Potenzial Hanf noch mehr zu entfalten?

Maren Krings: Ganz nüchtern: holistische Aufklärung und Bildung. Weniger hyper-enthusiastische Versprechen und mehr Akteure, die handeln und umsetzen was der Hanf kann. Dazu braucht es aber auch weitaus aufgeklärtere politische Systeme, die endlich aufhören mit wirren Gesetzen jeder positiven Entwicklung der Pflanze im Wege zu stehen. Lassen wir doch einfach mal die Natur richten was sie am besten kann. Der Menschheit hat sie vor knapp 12.000 Jahren die Cannabispflanze geschenkt, damals konnte die Pflanze wohl umfänglicher genutzt werden als heute. Daher, weniger reglementieren und mehr die natürlichen Prozesse der Natur verstehen, annehmen und daraus lernen.

 

Über Maren Krings

Portrait Maren Krings

Maren Krings ist eine deutsche Fotografin und Climate Impact Storytellerin, die in ihrer Arbeit nach Lösungen zu den sozio-ökologischen Auswirkungen der Klimakrise sucht. Krings hat ein B.F.A. vom Savannah College of Art & Design (USA). Ihre Arbeiten wurden in internationalen Medien wie dem Stern, dem WWF, dem Outdoor Journal und Rotary veröffentlicht und international u.a. bei den Rencontres d’Arles, im Hemp Museum Amsterdam, der Bauhaus-Universität Weimar, der BOKU-Universität Wien und im Museum of Fine Art Tallahassee ausgestellt. 

Sie ist die Autorin von vier Büchern. Das jüngste, `H is for Hemp’, hat international Anerkennung und Wirkung erlangt. In diesem Buch reflektiert sie über ihre sechsjährige Reise zur weltweiten Wiederentdeckung von Industriehanf in 26 Ländern und vier Kontinenten. Krings hat mehr als 200 Projekte fotografiert und mehr als 80 Branchenexperten interviewt, um das Potenzial der Pflanze zur Milderung der sozio-ökologischen Krise aufzuzeigen. Das enzyklopädisch anmutende Buch ist auf baumfreiem Hanfpapier gedruckt, das exklusiv von der deutschen Papiermanufaktur Hahnemühle hergestellt wurde. 

Beeinflusst durch ihre Erfahrungen im Zusammenleben und Arbeiten mit indigenen Völkern in Lateinamerika und Nordeuropa gründete Krings 2006 das Center for Arts and Humanity. Durch das Kuratieren von Ausstellungen, Kunstprojekten (wie WE AR’T) und Künstlerresidenzen schafft sie eine moderne Schnittstelle zwischen ‘sozial engagierter Kunst’, den indigenen ‘traditionellen ökologischen Weisheiten´ und unseren modernen Herausforderungen der Klimakrise.

 

Disclaimer: Dieser Artikel ist als ein ‘Anzeigeninhalt’ Teil einer bezahlten Zusammenarbeit von Maren Krings mit krautinvest.de. Sowohl Sponsoren als auch Werbekunden haben keinen Einfluss auf die Inhalte unseres Informationsportals.

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