Kanadas Cannabis-Daten belegen: CDU sollte eigene Position überdenken

by Moritz Förster

Simone Borchardt, Bundestagsabgeordnete der CDU und auch aktuell Kandidatin für den Bundestag im laufenden Wahlkampf, hat auf Abgeordnetenwatch überraschend erklärt, dass die CDU bereit sei, ihre Position zu einer Legalisierung von Cannabis als Genussmittel zu überdenken. Voraussetzung dafür: Dass wissenschaftliche Erkenntnisse und Praxiserfahrungen in anderen Ländern langfristig belegen, dass eine Legalisierung tatsächlich keine negativen Folgen für die Gesundheit, den Jugendschutz und die Gesellschaft habe. Genau das zeigen bereits die seit 2017 Jahren erhobenen Daten in Kanada – gerade das Land, auf das sich Borchardt explizit bezieht.

Denn in Kanada publiziert die Bundesbehörde „Health Canada“ basierend auf jährlichen Umfragen Statistiken über die Auswirkungen der Legalisierung – und stellt sie online zur Verfügung. Der Canadian Cannabis Survey (CCS) begann bereits 2017 – also ein Jahr vor der Legalisierung. Das letzte Update ist vom 6. Dezember 2024. Die Auswertung für 2024 hat Canada Health separat zur Verfügung gestellt – wie jedes Jahr.

Einige Ergebnisse der Umfrage (Auswahl):

  • 2018 hatten 22 Prozent der befragten Kanadier:innen Cannabis in den letzten zwölf Monaten konsumiert, 2024 waren es 26 Prozent. Seit 2019 schwankt der Wert nur leicht zwischen 25 und 27 Prozent.
  • Über die Hälfte der Konsument:innen (56 Prozent) gaben 2024 an, maximal drei Tage im Monat Cannabis zu konsumieren. 16 Prozent der Konsument:innen gaben täglichen Konsum an. Diese Werte sind seit 2018 relativ stabil.
  • 2018 hatten 28 Prozent üblicherweise auf dem illegalen Markt Cannabis erworben, 2024 nur noch drei Prozent. Im Gegenzug erwerben 2024 72 Prozent Cannabis üblicherweise legal in einem Geschäft, 2018 waren es lediglich vier Prozent.
  • 70 Prozent der Befragten in Kanada erklärten 2024, dass sie sich informiert fühlen über die Gesundheitsrisiken von Cannabis. Bei denjenigen, die Cannabis in den letzten zwölf Monaten konsumiert hatten, lag der Wert bei 84 Prozent.
  • 2024 erklärten 18 Prozent der Cannabis-Konsument:innen, dass sie nach dem Konsum von Cannabis Auto gefahren sind, 2018 waren es noch 27 Prozent.

Jenseits dessen kommt ein kanadisches Experten-Panel zu dem Schluss, dass der Konsum unter Jugendlichen relativ stabil ist, mahnt aber versehentlichen Missbrauch durch Kinder an. Für Jugendliche habe sich der Zugang durch die Legalisierung nicht erschwert. Die Expertengruppe empfiehlt Health Canada eindringlich, Erwachsene darüber aufzuklären, wie sie Cannabis sicher vor Kindern aufbewahren können. Ebenfalls schlagen die Autoren Lösungen vor, wie Jugendliche besser aufgeklärt und geschützt werden können. Auf mehr Krankenhauseinweisungen aufgrund von Cannabis gehen die Autoren lediglich im Zusammenhang mit neuen Produkten wie Edibles oder Vapes ein.

Empirische Daten aus Kanada – inklusive Verbesserungsvorschlägen – liegen also bereits vor. Dass die Volksgesundheit nicht signifikant gelitten hat durch die Legalisierung, lässt sich zudem auch an anderen Daten herleiten: Sowohl in Kanda als auch in Uruguay herrschte anfangs große Skepsis in der Bevölkerung, ob eine Legalisierung der richtige Schritt sei. In beiden Ländern überwiegen die Unterstützer für die Legalisierung inzwischen deutlich die Zahl der Gegner – ein Trend, der sich wohl kaum so eindeutig niederschlagen würde, wenn sich im Familien- und Freundeskreis Cannabis bedingte Krankenhauseinweisungen en masse ereignet hätten.

Die empirischen Ergebnisse liegen also bereits vor – und jeder kann sie online einsehen.

Bildquellen

  • Kanada Cannabis: unsplash

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