In Deutschland hat die CDU bereits in den Wahlkampf-Modus geschaltet und droht, nach der nächsten Bundestagswahl das CanG wieder einzustampfen. Dabei zeigt der Blick auf Länder wie Kanada oder Uruguay: Läuft eine Legalisierung erstmal an, erfährt diese im Laufe der Zeit mehr Unterstützung durch Bevölkerung und Politik.
Alfredo Pascual, anerkannter Experte für die internationale Regulierung von Cannabis, erklärt auf Linkedin: Nach über zehn Jahren Cannabis-Legalisierung in Uruguay zweifelt kaum noch jemand an dem Gesetz. Dies, so Pascual, der selbst uruguayische Wurzeln hat, sei anfangs noch ganz anders gewesen. 2013, als das Gesetz in Kraft trat, habe der Großteil der Bevölkerung diesen Schritt angezweifelt.
Mit Blick auf die aktuellen Parteiprogramm vor der Wahl in Uruguay schlussfolgert Pascual dagegen: Ganz gleich aus welchem politischen Spektrum – in den Programmen der großen Parteien spielt Cannabis keine große Rolle. Anders gesagt: Keine einzige relevante Partei kommt auch nur auf die Idee, das Gesetz zurück zu nehmen, es solle höchstens verbessert werden. Selbst in den Wahlprogrammen der kleineren Parteien sei fast gar keine Gegenwehr zu erkennen. Pascual: „Es ist ermutigend, zu sehen, dass die Cannabis-Legalisierung weitestgehend akzeptiert wird – sowohl gesellschaftlich als auch politisch.“
Dass die Unterstützung für eine Cannabis-Legalisierung im Laufe der Zeit zu nimmt, zeigt auch der Blick gen Kanada: Die kanadische Forschungsgemeinschaft Pollara Strategic Insights kommt basierend auf einer randomisierten Umfrage unter 2.006 Erwachsenen 2023 zu dem Schluss: Die große Mehrheit der Bevölkerung habe die Cannabis-Legalisierung fünf Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes akzeptiert. 52 Prozent befürworten sie, 20 Prozent seien ambivalent und 23 Prozent dagegen. 2018 waren noch über 40% gegen das Gesetz. Das Fazit der Autoren: Die Vorbehalte in der Bevölkerung hätten im Laufe der Jahre abgenommen. Auch eine aktuelle repräsentative Umfrage von Research Co. kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Demnach würden 62 Prozent die Legalisierung von Cannabis begrüßen, 33 Prozent seien dagegen, vier Prozent unentschlossen.
Interessant für Deutschland ist zudem der Blick auf die Niederlande. Immer wieder stehen dort mafiöse Strukturen im Zentrum der Kritik. Konservative Politiker in Deutschland ziehen diese gerne heran, um die Cannabis-„Legalisierung“ in den Niederlanden zu verunglimpfen, ignorieren dabei allerdings, dass es sich bei dem niederländischen Coffee-Shop-System um eine tolerierte Abgabe handelt. Produktion und Distribution bis zum Untergrund erfolgen per Gesetz komplett im Untergrund. Tatsächlich zeigt eine repräsentative Umfrage unter 6.500 Personen im Frühjahr 2024, dass sich 60 Prozent der Niederländer eine vollumfänglich legalisierte Wertschöpfungskette wünschen – und nicht etwa eine Kriminalisierung der Cannabis-Abgabe und des Konsums.
Auch in Deutschland kritisiert die Opposition das CanG insbesondere im Hinblick auf einen zunehmenden, statt wie von der Ampel-Regierung angestrebt schrumpfenden illegalen Markt. Der logische Schritt wäre in diesem Sinne analog zu den Niederlanden daher nicht eine Rückkehr zur gescheiterten Verbotspolitik, sondern eine echte Legalisierung.
Bildquellen
- Cannabis Legalisierung Unterstützung: KI