Heesh – das neue Konzept zum “It-Store”? So lief die Präsentation.

Die Zusammenfassung

by Hande Savus

Lars Müller (Synbiotic) und Stefan Hackl (Enchilada Gruppe/Condukto) präsentierten auf der Inernorga-Bühne das „erste Cannabis Franchise Konzept“ Deutschlands – Open Stage, jeder kann zuhören. Eine Livestreamzuschaltung war möglich via YouTube und LinkedIn. Auch krautinvest.de war virtuell dabei. Das Wichtigste in aller Kürze. 

Auf geht’s. Der Moderator Michael Kuriat kündigt die beiden Redner Lars Müller und Stefan Hackl an: Sie sollen dem Publikum die Cannabisstores von morgen präsentieren. In ihren schwarzen Hoodies wirken beide jung und hip. Der Moderator scherzt, dass er sich in seinem Anzug neben den beiden Rednern zu förmlich fühle.

Lars gibt zunächst einen kurzen Überblick über den Stand der Debatte zur Legalisierung in Deutschland – das Internorga Publikum besteht schließlich nicht zwangsläufig aus Cannabis-Expert*innen, sondern aus Besucher*innen der Innovationsmesse in Hamburg. Seine Prognose? Ab Ende 2024 und im Jahr 2025 ist Cannabis legalisiert. Bis dahin müsse noch vieles geschehen und viele Fragen sind aktuell ungeklärt. Lars kommentiert lächelnd – “unser Freund Karl Lauterbach” habe für die kommenden Tage einen Gesetzesentwurf angekündigt.

Zusammenarbeit von Synbiotic und Enchilada Gruppe

Es folgt eine kurze Erzählung, wie beide Entrepreneure zueinander gefunden haben. Bereits zu Beginn der Legalisierungsdebatte sei Lars sich klar gewesen: Legalisierung bedeute zugleich Einschränkungen in Form von Jugendschutz, Qualitätskontrollen. Daher lag es für ihn auf der Hand, mit jemandem zusammenzuarbeiten, dessen Branche sich täglich mit diesen Einschränkungen befasst: Einem Gastronomieexperten wie Stefan Hackl.

Stefan Hackl sei für ihn die absolut geeignete Person – schließlich sei Stefan Experte für Skalierung in der Gastronomie. Es folgt etwas Kitsch: Für Lars und Stefan sei ihr erstes Gespräch über eine mögliche Zusammenarbeit wie “Liebe auf den ersten Blick” gewesen.

Heesh - das neue Konzept zum "It-Store"? So lief die Präsentation.

Lars Müller, CEO SynBiotic SE und Stefan Hackl, Vorstand Condukto AG auf der Open Stage der Internorga 2023 in Hamburg.
Foto: Ulrich Perrey

Das Konzept für die Cannabisstores

Dann geht’s zur Sache: Wie kann ein möglicher Cannabisstore aussehen? Dabei erlätuern die Redner zunächst den von ihnen gewählten Namen für die Stores: “Heesh”.

Der Markenname, so Lars, sei eine Zusammensetzung der Pronomen he (Er) und she (Sie). Denn ihnen sei die Diversität und Inklusion, die ein solcher Name präsentiere, wichtig. Außerdem sei es wichtig, dass der Name selbst nicht auf Anhieb verrate, dass sein Hauptprodukt Cannabis sei.

Weiter geht es im Text: Die Pflanze sei immer noch stigmatisiert. Diesem Stigma, folgt man den beiden Unternehmern, wollen sie eben das junge, hippe, fast Silicon-Valley-artige Konzept entgegenhalten.

Deswegen sei besonders wichtig, dass die Stores in keinem Fall den “dunklen” Coffeeshops in den Niederlanden gleichen. Denn diese hätten immer einen Hauch und Ruf der Illegalität.

Die neuen Stores von Heesh sollen ein Ort des Wohlfühlens sein. Das Konzept, das sie für die Räume entwickelt haben, solle dabei auf verschiedene Räumlichkeiten anwendbar sein. Denn bisher wissen man noch nicht genau, wo und wie die Cannabis Stores implementiert werden könnten. Es gebe die Annahme, dass gewisse Abstände zu Schulen und Kindergärten gehalten werden müssten.

Lars zieht immer wieder den Vergleich zu Apple Stores heran: So beschreibt er den Aufbau, begleitet von der animierten Modellierung, die an die Leinwand hinter der Bühne projiziert wird: Helle Farben, weiß und gelb, cleane Strukturen und eine offene Raumaufteilung. Grüne Pflanzen hängen von der Decke. Zwei große, verglaste Tische, in welchem die Produkte ausgestellt werden.

Doch nicht nur räumlich sollen die Cannabisstores einem Applestore gleichen, sondern auch in dem Einkaufserlebnis. Kunden kommen rein und können die “rohen” Produkte ansehen. Lars und Stefan gehen davon aus, dass ein Werbeverbot für Cannabis bestehen bleiben werde – also: keine bunten Verpackungen, sondern das rohe, grüne Produkt. Die Kunden werden direkt von Store-Mitarbeiter*innen beraten und aufgeklärt – so zumindest die Vision. Während des Gesprächs tippen die Storemitarbeiter*innen Präferenzen des Kunden in die “iPads“. Abschließend wird dem Kunden das Produkt in einer neutralen Packung aus dem hinteren Lager gebracht. Das einzige, was vom Applestore abweicht: der Altersnachweis, den die Kunden beim Betreten des Stores erbringen müssen.

Die Aufklärungsgespräche spielen bei Cannabis zudem eine zentrale Rolle in dem Storekonzept. Lars erklärt, dass für viele Menschen Cannabis durch die Legalisierung Neuland sein werde. Jede Cannabispflanze und jeder Mensch seien einzigartig, wodurch Cannabis bei jeder Person anders wirken könne.

Außerdem ist die Aufklärung eine zentrale Forderung der Politik, mit der die Legalisierung steht oder fällt. Im Detail, wie diese Aufklärung in den Stores aussehen könnte oder inwiefern die Storemitarbeiter*innen dafür prädestiniert seien, lassen die beiden Redner nicht durchblicken. Wie auch, noch steht dies ja in den Sternen.

Vielmehr erklären sie, dass es natürlich auch die Möglichkeit gebe, sich anonym über eine Heesh- App zu informieren, seine Bestellung aufzugeben und schließlich im Store abzuholen. Wie genau die App anonymisiert und ob diese Kunden dann beim Betreten des Stores keinen Altersnachweis vorzeigen müssen, scheinen dabei noch Lücken im Konzept darzustellen.   

Franchisenehmer*in werden?

Auf das genaue Franchisemodell gehen die beiden Unternehmer nicht ein. Sie verweisen darauf, dass jede Person, die einen Store eröffnen möchte, ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis haben müsse. 

Sie offenbaren auch keine wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dabei steckt der Teufel im Detail: Gerade weil die Pflichten von Franchisegeber*innen und – nehmer*innen gesetzlich nicht vorgeschrieben sind.

Beispielsweise bleibt in der Präsentation unklar, ob das Geschäftskonzept von den Franchisenehmer*innen für eine einmalige Gebühr oder eine fortlaufende monatliche Lizenzgebühr erworben werden.

Lars und Stefan werben, dass jede Person, die einen Store eröffnen möchte, mit ihnen zusammenarbeiten solle. Denn gerade die Bürokratie und Lizenzvergaben werde in Deutschland eine große Herausforderung, die die beiden- so die Wirkung von außen- meistern werden. Man könne sich auf der Seite Heesh.de anmelden, wenn man das Interesse habe, Heesh Franchisenehmer*in zu werden. Seit der ersten Präsentation des Konzepts letzte Woche seien sehr viele Anfragen bei ihnen eingetroffen . Sie seien aber bemüht, auf alle Anfragen und Nachfragen einzugehen.

Die Produkte im Store

Das Cannabis, das in den Stores verkauft werden soll, werde nach Einschätzungen von Lars aus inländischem Anbau kommen müssen. Bereits jetzt stehe er in Kontakt mit den renommiertesten Seedbanks, verspricht er. Damit wolle er sicherzustellen, dass die Heesh Stores nach der Legalisierung direkt mit der besten Ware versorgt seien.

Die Vision hinter all dem PR-Rummel: Synbiotic und Enchilada wollen Cannabis entstigmatisieren und zu in etwas Hippen umwandeln. In ihrem vormodellierten Raum ist eine Ecke zu erkennen, die die beiden Unternehmer als Instagram-Ecke bezeichnen. Diese Instagram Ecke stehe sinnbildlich für das Cannabiskonzept von Lars und Stefan: Hier könne man Fotos von sich und dem Markenzeichen Heesh machen und die Merchandise-Kleidung kaufen.

Auf den schwarzen Hoodies, die die beiden Entrepreneure tragen, steht in kleiner weißer Schrift: Heesh.  Sie tragen bereits einen ihrer ersten Merchandiseprodukte. Der Moderator scheint bei der Verabschiedung besonders überzeugt von den Hoodies zu sein. Und während das meiste des Franchise-Konzept auf wackeligen Beinen steht und, aktuell noch Zukunftsmusik ist und sich bei einem scheitern des Gesetzesentwurfs in Schall und Rauch auflösen würde, so verblieben immer noch die Hoodies als komplett verkehrsfähige Ware.

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