Diese Daten einer deutschen Krankenkasse lagen öffentlich in dieser Form noch nicht vor. Auf Anfrage von krautinvest.de macht die IKK Classic publik, wie sich die Zahl der versicherten Patient:innen mit Kostenübernahme für eine Cannabis-Therapie, die Zahl der Cannabis-Rezepte sowie die an Patient:innen abgegebenen Mengen seit 2017 entwickelt haben.
Die Zahl der Patient:innen, für die die IKK Classic die Kosten für ein Cannabis-Arzneimittel – Blüten, Extrakte oder Fertigarzneimittel – übernommen hat, stieg seit 2017 von 1.012 Versicherte auf 2.599 Versicherte 2023. Die Anzahl der Rezepte im gleichen Zeitraum von 3.256 auf 14.696. 2024 sieht man, hochgerechnet auf das ganze Jahr, noch keinen Anstieg der Zahl der abgegebenen Rezepte. Das in Deutschland insgesamt stark gestiegene Import-Volumina im zweiten Quartal 2024 nach Inkrafttreten des CanG Anfang April ist daher wohl, wie häufig vermutet, auf mehr Selbstzahlende zurück zu führen.
Von 2021 (197,4 Kilogramm) bis 2023 (411,4 Kilogramm) stieg die abgegebenen Menge der Medizinalcannabisblüten an IKK-Classic-Versicherte zunächst kontinuierlich an. Bis Juni 2024 liegt Menge der abgegebenen Medizinalcannabis-Blüten mit 139 Kilogramm hochgerechnet auf das ganze Jahr deutlich unter der Menge von 2023. Im Schnitt erhalten die Versicherten von 2017 bis 2024 zwischen 83 Gramm und 123 Gramm jährlich.
Dominierten 2017 Cannabis-Fertigarzneimittel (Blüten wurden ab März legalisiert), so stieg in den letzten Jahren kontinuierlich der Anteil der verordneten Extrakte, während der Anteil der Blüten konstant blieb. 2023 lag der Anteil der verordneten Extrakte bei 66,55 Prozent.
Die Zahlen der IKK Classic gehen über die regelmäßig von Gamsi publizierten GKV-Statistiken hinaus. Laut Gamsi lagen die Bruttoumsätze für cannabinoidhaltigen Fertigarzneimitteln und Zubereitungen der GKV im ersten Quartal 2024 bei knapp 51,3 Millionen Euro, die Zahl der Verordnungen im gleichen Zeitraum bei insgesamt 97.565.
Die IKK Classic zählt mit über drei Millionen Versicherten zu den großen Krankenkassen in Deutschland. Die Techniker Krankenkasse, Barmer, DAK Gesundheit und die AOK erteilten auf Anfrage im Gegensatz zur IKK Classic keine spezifischen Auskünfte zur Anzahl der Cannabis-Patient:innen unter ihren Versicherten. Nimmt man die Zahlen der IKK Classic als Grundlage dürften 2023 in etwa 0,086 Prozent aller 73 Millionen GKV-Versicherten eine Kostenübernahme durch ihre GKV erhalten haben. In dem Fall hätten Krankenkassen in Deutschland 2023 ingesamt 62.791 GKV-Versicherten die Cannabis-Therapie erstattet – unter dem Vorbehalt, dass sich die Zahlen der IKK Classic tatsächlich auch auf andere Kassen übertragen lassen.