Am THC-Grenzwert scheiden sich in der Cannabisindustrie die Geister

by Moritz Förster

In einem Pressestatement wendet sich Melanie Dolfen, Inhaberin der Bezirksapotheke, an die Öffentlichkeit und plädiert im Falle einer Cannabis-Legalisierung für THC-Grenzwerte. “Die Dosis macht das Gift”, titelt die Apothekerin. In der Industrie ist die Meinung allerdings zweigeteilt. Tendenz: THC-Grenzwerte sind überflüssig. In einer nicht-repräsentativen Linkedin-Umfrage auf krautinvest.de stimmten 62 Prozent der 66 Industrie-Expert:innen gegen THC-Grenzwerte, 38 Prozent dafür.

“Eine verantwortliche Cannabis-Legalisierung muss den THC-Gehalt von Marihuana begrenzen. Das neue Ampel-Papier ignoriert jedoch das Thema THC-Grenzwerte”, schreibt Dolfen und verweist auf Erfahrungen in den USA und Kanada. Dort habe die Freigabe einen Trend “zu immer potenterem Cannabis” ausgelöst. Viel spreche dafür, “dass mit höheren THC-Gehalten auch die Gesundheitsrisiken steigen”.

Dolfen weiter: “Die Legalisierung in anderen Ländern zeigt, dass wir dringend auch über eine qualitative Regulierung nachdenken müssen. Die Dosierung ist das Problem. Die Risiken sind groß und immer noch nicht umfassend untersucht und verstanden. Das Ampel-Papier verniedlicht diese Risiken, wenn es den Eindruck erweckt, es komme nur auf Sauberkeit und Qualität an. Das stimmt nicht: die Dosis macht das Gift. Deshalb brauchen wir THC-Grenzwerte und detaillierte Inhaltsangaben, die einen qualifizierten Freizeit-Gebrauch unterstützen. (Ab 25 Jahre. Mit festgelegten Höchstabgabemengen).”

Dolfen fordert weiterhin eine “unabhängige Instanz” zwischen Herstellern und Konsumenten und bringt dafür Cannabis-Stores der Apotheken ins Spiel. Analog zu den Prüfverfahren, die Apotheken bei Medizinalcannabis nutzen. Die Kunden bekämen zuverlässige Inhaltsangaben. Außerdem hätten die Cannabis-Stores eine “Beratungsfunktion über Wirkungen und Risiken.”

Allerdings ist das Stimmungsbild nicht einhellig. So hält Rechtsanwalt Kai-Friedrich Niermann einen Grenzwert für THC in Cannabis-Produkten “nicht für sinnvoll”. Zum einen bestehe, so der auf Cannabis spezialisierte Jurist, “die Gefahr, dass entsprechende Produkte dann doch wieder ohne Kontrolle im Schwarzmarkt gehandelt werden.” Niermann weiter: “Zum anderen handelt es sich um ein spezielles Marktsegment, das nur von wenigen Verbrauchern nachgefragt werden wird. Insbesondere Blüten mit niedrigen THC-Gehalten, die man ohne Tabak oder Tabakersatz konsumieren kann, haben ein Potenzial im Markt, da die hohen THC-Werte ausschließlich auf die Prohibition zurückzuführen sind. Auch für THC E-Liquids, als tabak- und rauchfreie Alternative des Konsums, die einen hohen THC-Gehalt aufweisen müssen, würde eine Beschränkung ebenfalls keinen Sinn machen.”

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1 comment

Rob Dezember 27, 2021 - 12:04 am

Die Entwicklung in gereiften Märkten geht sogar eher in eine andere Richtung. Niedrigere THC-Werte, Cannabis mit THC und gleichzeitig hohem CBD-Wert und Micro-Dosing, sprich sehr geringe Mengen THC in kontrollierter Abgabeform. In Kalifornien sehen Social-Products, d.h. Produkte mit einfacher Einnahmeform (z.B. Edibles) und niedrigerer THC-Dosierung, das grösste Wachstum. Hohe THC-Werte sind jedoch bei einigen Produkten notwendig, wie Vapes und Konzentraten, hier werden jedoch auch nur sehr geringe Mengen auf einmal konsumiert. Missbrauch ist möglich, aber doch eher die Ausnahme.

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