Wo droht das Datenchaos? Was Sie bei der Auswahl einer geeigneten Software beachten sollten.

by Gastautor

Ein Gastbeitrag von Christian Müller

Die Gründung eines Cannabis Social Clubs (CSC) bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich – von der behördlichen Genehmigung bis hin zum operativen Betrieb. Eine der zentralen Fragen dabei: Wie lassen sich Mitgliederverwaltung, Anbau-Dokumentation und die gesetzlich vorgeschriebene Rückverfolgbarkeit von Produkten effizient, datenschutzkonform und rechtssicher abbilden?

Viele Clubs greifen hier auf spezialisierte Softwarelösungen zurück – doch der Markt ist unübersichtlich, und nicht jede Lösung erfüllt die hohen Anforderungen. Die Unternehmensstruktur des Anbieters, Datenschutz sowie Zahlungs- bzw. Beitragsabwicklung sind drei essenzielle Bereiche, in denen falsche Entscheidungen zu erheblichen Konsequenzen führen können. Dieser Beitrag zeigt auf, worauf Clubs achten sollten und welche fünf Fragen sie jedem Softwareanbieter stellen sollten, bevor sie sich entscheiden.

1. Die Basis: Wer steckt hinter der Software?

Eine Verwaltungssoftware ist nicht nur ein Tool, sondern sozusagen die digitale Hauptschlagader eines CSCs. Wer sich für eine Lösung entscheidet, vertraut dem Anbieter hochsensible Daten an und verlässt sich darauf, dass die Software langfristig verfügbar bleibt. Doch nicht alle Anbieter sind darauf ausgelegt, diese Verantwortung zu tragen.

Einige Lösungen werden als Nebenprojekte von Einzelpersonen oder kleinen Teams betrieben, ohne langfristige Strategie oder stabile Unternehmensstruktur. Das birgt erhebliche Risiken:

Was passiert, wenn der Anbieter den Betrieb einstellt? Ohne Support oder Updates könnte eine Software von heute auf morgen unbrauchbar werden.

Gibt es ein professionelles Entwicklerteam? Eine stabile, skalierbare Lösung erfordert kontinuierliche Wartung, Sicherheitsupdates und Anpassungen an gesetzliche Vorgaben.

Welche Verbindlichkeit hat der Anbieter? Ist es eine professionelle Firma mit Vollzeit- Team, oder handelt es sich um ein Projekt mit Hobbycharakter ohne langfristige Perspektive?

Besonders problematisch ist, wenn sich Clubs für eine Software entscheiden, ohne sich über die Hintergründe des Anbieters zu informieren. Eine seriöse Lösung sollte transparent kommunizieren, welche Fachkräfte in welchem Umfang dahinterstehen, wie Supportprozesse organisiert sind und welche langfristige Strategie verfolgt wird.

Frage 1: Wer betreibt die Software, und welche Expertise sowie Zukunftsfähigkeit  steckt dahinter?

Frage 2: Welche Support- und Update-Garantien gibt es?

2. Datenschutz: Hosting, Backups & Sicherheitslücken

Die DSGVO-konforme Verarbeitung sensibler Daten ist für CSCs essenziell. Clubs speichern Mitgliederdaten, Anbau- und Abgabemengen sowie Dokumentationen für Behörden – und müssen diese Daten bis zu fünf Jahre aufbewahren. Doch wo werden diese Daten gespeichert?

Problematische Hosting-Szenarien:

Daten außerhalb der EU: Anbieter, die Server in den USA oder anderen Nicht- EU-Ländern nutzen, unterliegen nicht den strengen europäischen Datenschutzvorgaben. Das bedeutet: Dritte könnten potenziell Zugriff auf Club-Daten erhalten.

Keine klare Vertragsstruktur: Eine DSGVO-konforme Datenverarbeitung erfordert klare Verträge zwischen dem Club, dem Software-Anbieter und ggf. dem Anbieter des Rechenzentrums. Fehlt eine dieser Vereinbarungen, liegt ein Verstoß gegen Datenschutzrichtlinien vor.

Fehlende Backup-Strategie: Ohne regelmäßige Backups riskieren Clubs den Verlust sämtlicher Verwaltungsdaten – mit potenziell gravierenden Folgen für den Nachweis der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.

Zudem sollten sich Clubs bewusst machen, wie einfach Datenschutzverletzungen passieren können. Beispiel: Eine einfache Mitgliederliste mit Klarnamen kann in einer unsicheren Softwareumgebung schnell zur Datenpanne werden – sei es durch ein unzureichendes Berechtigungssystem oder das Fehlen grundlegender Sicherheitsmaßnahmen.

Frage 3: Wo werden meine Daten gehostet, welche Datenschutzmaßnahmen gibt es und in welchen Verträgen sind diese geregelt?

Frage 4: Welche Backup-Strategie sichert meine Vereinsdaten vor Verlust?

3. Zahlungsabwicklung: Ein Kernprozess und unterschätztes Risiko

Ein weiteres kritisches Thema ist die Beitragsverwaltung. Manche Softwareanbieter integrieren externe Zahlungsdienstleister wie z.B. Stripe oder PayPal – doch hier drohen unerwartete Probleme.

Der entscheidende Punkt: Zahlungsdienstleister können jederzeit den Service für CSCs einstellen. Da der rechtliche Rahmen für Cannabis Social Clubs noch jung ist, behalten sich viele Finanzdienstleister vor, Geschäftskonten oder Zahlungslösungen zu sperren, sobald sie mit Cannabis-nahen Dienstleistungen in Verbindung stehen.

Für Clubs kann das verheerend sein:

Eingefrorene Gelder: Eingezahlte Mitgliedsbeiträge können blockiert werden, wenn ein Zahlungsanbieter sein Risiko neu bewertet.

Plötzlicher Funktionsverlust: Eine über zum Beispiel Stripe oder PayPal abgewickelte Zahlungsfunktion kann innerhalb von Stunden abgeschaltet werden – ohne Vorwarnung.

DSGVO-Problematik: Auch die Speicherung von Zahlungsdaten durch Dritte sollte kritisch hinterfragt werden, da Mitgliedsbeiträge personenbezogene Daten enthalten.

Daher sollten Clubs genau prüfen, ob eine Lösung auf externe Zahlungsanbieter angewiesen ist oder eine langfristig stabile Lösung zur Verfügung stellt.

Frage 5: Wie erfolgt die Zahlungsabwicklung, und gibt es ein Risiko durch etwaige Serviceeinschränkungen?

Fazit: Diese 5 Fragen sollten Sie jedem Softwareanbieter stellen

Die Wahl der richtigen Verwaltungssoftware ist für CSCs eine der wichtigsten Entscheidungen, um langfristig effizient, datenschutzkonform und rechtssicher agieren zu können. Um Risiken zu minimieren, sollten Clubs diese fünf Fragen stellen:

  1. Wer betreibt die Software, und welche Expertise steckt dahinter?
  2. Welche Support- und Update-Garantien gibt es für die Software?
  3. Wo werden meine Daten gehostet, welche Datenschutzmaßnahmen gibt es und in welchen Verträgen sind diese geregelt?
  4. Welche Backup-Strategie sichert meine Vereinsdaten vor Verlust?
  5. Wie erfolgt die Zahlungsabwicklung, und gibt es ein Risiko von Serviceeinschränkungen?

Eine fundierte Auswahl spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern schützt den Club vor unerwarteten Herausforderungen. Denn eine solide Verwaltungssoftware ist weit mehr als eine technische Spielerei – sie ist das digitale Rückgrat einer erfolgreichen und zukunftssicheren Anbauvereinigung.

Über den Autor:

Christian Müller ist Mitgründer von localeaf, einem Software-Unternehmen, das sich seit der Legalisierung von Cannabis für professionelle und sichere digitale Lösungen für Anbauvereinigungen engagiert. localeaf setzt auf höchste Sicherheitsstandards, zuverlässige Datenverwaltung und eine durchdachte Infrastruktur. Ziel ist es, Clubs die erforderliche professionelle Software bereitzustellen, um langfristig erfolgreich zu sein und dadurch den Schwarzmarkt signifikant zurückzudrängen.

Mit seiner Erfahrung in der Entwicklung digitaler Produkte liegt sein Fokus auf sicheren IT-Strukturen und stabilen Verwaltungsprozessen sowie optimalen Support. Unter dem Motto grow together – sicher, vernetzt und digital betreut localeaf eine Vielzahl an professionellen und bereits lizenzierten Anbauvereinigungen. 

Disclaimer: Gastbeitrag müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

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