Ein Kommentar
Die Tagesschau titelte unmittelbar nach der Präsentation der ersten Evaluation durch Ekocan: „Bislang kaum Effekte durch Cannabis Teillegalisierung.“ Nun stelle man sich vor, man zählt zu den einigen hunderttausend Menschen, die in Deutschland in den letzten Jahren mit etwas Cannabis in der Tasche von der Polizei erwischt wurden. Menschen, die nicht in geringer Zahl Justizverfahren durchlaufen, einen Eintrag in ihrem Führungszeugnis erhalten, ihren Führerschein verloren haben. 2024 sind Straftaten im Zusammenhang mit Cannabis um 100.000 zurückgegangen. Auch das zeigt der Ekocan-Report. Man benötigt also nur ein Minimum an Empathie, um sich vorzustellen, wie erleichtert sich die Betroffenen fühlen müssen. Und wie groß der Effekt des CanGs bereits ist.
Im Vorfeld der Vorstellung des ersten Zwischenberichts hatten Experten auf der CB Expo in Dortmund noch vor einem öffentlichen ideologischen Deutungskampf um die Ergebnisse des Ekocan-Reports gewarnt. Dieser ist bislang weitestgehend ausgeblieben. Und zwar aus gutem Grund: Der Konsum steigt nicht, Jugendliche konsumieren nicht mehr, im Straßenverkehr gibt es kein Plus an Unfällen. Eine rasante Zunahme an Psychosen? Fehlanzeige – und wie auch, wenn der Konsum nicht steigt und die Produkte sauberer werden. Wer erneute Freiheitsbeschränkungen beim Umgang mit Cannabis fordert, hat bei Blick auf die Fakten und das gesellschaftliche Allgemeinwohl durch Ekocan schlicht keine Argumente an der Hand.
Der Kritikpunkt, der geblieben ist, lautet: Das Gesetz hat den illegalen Markt angeblich nicht weit genug zurück gedrängt (wobei die Auswirkungen bei der genauen Lektüre schwierig zu messen sind und es selbst im vollumfänglich legalisierten kanadischen Markt dauerte, bevor der illegale Markt signifikant zurückgedrängt worden war).
Ein Argument das zudem aus zweierlei Hinsicht schwierig ist, um eine Rückkehr zum Status Quo zu fordern: Erstens sollten wir uns fragen, wieso wir freiheitliche Entscheidungen Einzelner erneut verbieten sollten, weil wir ein Zurückdrängen des illegalen Marktes noch nicht empirisch validieren können. Seid wann müssen wir die Freiheit, nicht die Verbote legitimieren? Welchen Mehrwert hätte eine erneute Kriminalisierung für das Allgemeinwohl?
Zweitens haben die Gegner des CanGs guten Grund, sich mit der Kritik am immer noch existierenden illegalen Markt zurückzuhalten. Denn wenn genau das ihr wirkliches, nicht ihr vorgetäuschtes Anliegen ist, dann haben ihnen die Ekocan-Forscher bereits eine einfache Lösung skizziert: Den „Social Supply“, also die kostenlose Abgabe von Home-Grow an Freunde, zu legalisieren. Die Regierenden könnten auch die Clubs entbürokratisieren oder Säule zwei auf den Weg bringen. Wer den illegalen Markt kritisiert, kritisiert in Wirklichkeit nicht die Entkriminalisierung, sondern fordert bessere, einfachere legalen Bezugswege.