Track und Trace in der Cannabis-Lieferkette

by Gastautor

Produktnachverfolgung als Schlüssel für einen stabilen und sicheren Cannabismarkt

Ein Gastbeitrag von Lewis Koski

Die Cannabis-Legalisierung kommt schneller als gedacht. Nachdem die Ampelregierung die Freigabe von Cannabis für Erwachsene im Koalitionsvertrag angekündigt hatte, war es zuletzt ruhig geworden um das Vorhaben. Doch jetzt der Paukenschlag: Bundesminister für Gesundheit, Karl Lauterbach (SPD), verspricht den ersten Referentenentwurf zum Legalisierungsgesetz noch im Herbst 2022, Justizminister Buschmann hält es für realistisch, „das Gesetz bis Frühjahr 2023 umzusetzen.“ Wenngleich sich damit der Nebel um den Zeitplan etwas gelichtet hat, bleiben viele regulatorische Fragen weiter offen. Eine davon: Wie können illegale Produkte vom regulierten Markt ferngehalten werden, um der organisierten Kriminalität den Nährboden zu entziehen?

Internationale Erfahrungswerte – Wie kann die Datenlücke geschlossen werden?

Hier lohnt der Blick in andere, bereits legalisierte Märkte. Schaut man beispielsweise auf die Niederlande, stellt man fest, dass die teilweise Legalisierung unerwünschte Folgen mit sich bringt: Ein Großteil der legal konsumierten und im Graubereich verkauften Produkte, stammt aus illegalen Strukturen. Eine systemische Schwachstelle, die sich nach dem Willen des Gesetzgebers in Deutschland nicht wiederholen soll. So sieht es auch Burkhard Blienert (SPD), Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen: „Das niederländische Modell, das seit 30 Jahren angewendet wird, ist kein Modell der regulierten Abgabe, wie wir es planen.” Denn man habe dort nicht die gesamte Kette im Blick – es fehlen Daten über den Produktweg vom Anbaubetrieb zum Konsumierenden. „Legal geht es aus dem Coffee Shop vorne raus, aber es kommt illegal durch die Hintertür rein. Das kann nicht funktionieren, und das kann nicht unser Weg sein”, so der Drogenbeauftragte.

Anders die Situation in den USA. Hier hat man es trotz unterschiedlicher Regulierungsregime geschafft, illegale Produkte erfolgreich vom legalen Markt fernzuhalten, unter anderem durch die formalrechtliche Regulierung des Verkaufs. Hinzu kommt Transparenz entlang der gesamten Lieferkette durch den Einsatz von Track- und Trace-Software. Auch in Deutschland kommen die Vorzüge der Technologie seit geraumer Zeit in der Pharma- und Tabakregulierung zur Geltung.

Nachverfolgung from Seed to Sale – Regulierung im Sinne eines modernen Staates

Die amerikanische Praxis ist dabei gleichermaßen einfach wie effektiv: Jeder Setzling wird ab der Saat mit einem individuellen Etikett versehen, das einen Steckbrief der Pflanze enthält. So werden Daten über Herkunft, Charge und Produzenten digital erfasst und in einer zentralen Software gespeichert. Entlang jedes Schrittes der Lieferkette kommen Informationen – beispielsweise Testprotokolle von Qualitätslaboren – hinzu. Geht die Pflanze schlussendlich als finales Produkt über den Tresen, enthält ihr Etikett ihre individuelle Lebensgeschichte, welche den Behörden auf Abruf zur Verfügung steht. So ist in Echtzeit nachvollziehbar, wo ein Produkt herkommt, was es enthält und vor allem, ob es legal kultiviert und vertrieben wurde. Legale Produkte können ihren Ursprungsmarkt damit nicht verlassen, denn sie werden in der Software vermisst. Illegale Produkte wiederum können nicht in die legale Vertriebsstruktur gelangen, denn sie haben keinen digitalen Fußabdruck innerhalb der Nachverfolgungs-Software. Gleichzeitig erleichtert es Track und Trace den Cannabisunternehmen, ihre Rechenschaftspflicht zu erfüllen und gewährleistet, dass die Verbraucher ein Produkt erhalten, dem sie vertrauen können.  Das macht die Produktnachverfolgung zu einer wirksamen Stellschraube der effektiven Abgrenzung des legalen Marktes vom Schattenmarkt.

Ein angenehmer Nebeneffekt: der Verzicht auf Paper Trails. Regulatorische Ambitionen für einen stabilen und sicheren Freizeit-Markt werden vereinbar mit dem im Koalitionsvertrag formulierten Selbstanspruch eines modernen Staates der Ampelkoalition.

Auch die im Koalitionsvertrag weiteren beschriebenen Ziele des Jugend-und Verbraucherschutzes sowie der Qualitätskontrolle sind den amerikanischen Behörden nicht fremd. Track- und Trace-Software kann auch hier ein praktisches Instrument zur Zielerreichung sein: Abgabelimits am Point of Sale können erfasst und das Alter beim Kauf digital überprüft werden. Auch die Durchsetzung von Drug Checking ist mit Track und Trace möglich, denn die zugehörigen Testzertifikate sind schnell in der Software hinterlegt und können den entsprechenden Pflanzen zugeordnet werden.

Fazit: Lessons learned

Track und Trace baut eine Brücke zwischen Behörden, Unternehmen und Konsumierenden. Als digitale Backbone-Infrastruktur schafft die Software eine umfassende Datenbasis und ermöglicht die Vereinbarkeit von Regulierungszielen und den Realitäten neuer Cannabismärkte. Die etablierten Systeme der USA haben gezeigt, dass durch den Einsatz von Track und Trace die universell geltenden Ziele des Gesundheitsschutzes, insbesondere von Jugendlichen, der Qualitätssicherung und der Absicherung gegen den illegalen Markt erreichbar sind. Auch für die deutsche Regierung kann darin ein Schlüssel zum Erfolg liegen.

Über den Lewis Koski

Lewis Koski ist COO von Metrc LLC. Als ehemaliger Leiter der Colorado Marijuana Enforcement Division kennt er die Herausforderungen, welche mit der Legalisierung von Cannabis einhergehen. Gemeinsam mit Metrc entwickelte er als Vertreter der Behörden von Colorado das weltweit erste Cannabis Track- und Trace-System. 2019 wechselte er auf Unternehmensseite und stärkt seitdem die Vereinbarkeit der Interessen der öffentlichen Gesundheit und mit den operativen Bedürfnissen der Cannabis-Industrie.

Metrc ist der führende Anbieter von datenbasierter Nachverfolgungssoftware zur effektiven Regulierung von legalen Cannabismärkten. Als tragende, digitale Infrastruktur überwacht das Unternehmen von der Saat über die Ernte bis zur Verkaufsstelle die gesamte Cannabis-Lieferkette – lückenlos, sicher und nachhaltig. Mehr als 300.000 Kunden vertrauen heute in 22 US-Bundestaaten und -distrikten auf unsere patentierte Track & Trace-Technologie. Auch in Deutschland könnten Behörden und Unternehmen gleichermaßen von der modernen Datenerhebung in Echtzeit profitieren.

Disclaimer: Gastbeiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

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