„Sichere Reproduzierbarkeit“

by Moritz Förster

Ab in die Kammer! Stefanie Alter von Weiss Technik spricht im Interview über den standardisierten Anbau von Cannabis und erläutert die Rolle des Unternehmens im medizinischen Cannabis-Markt. Sie ist sicher: Der Anbau in Hallen kann perspektivisch auch mit warmen Anbauregionen mithalten. Wir sind gespannt.

Hallo Stefanie, Weiss Technik ist seit Jahren erprobter Spezialist für Klimatechnik. Wann kam euch die Idee, sich in den legalen Cannabis-Markt einzuklinken und ein eigenes Konzept zu entwickeln?

Der Cannabis Markt ist streng genommen kein neuer Markt für die Weiss Technik Unternehmen. Seit den 60er Jahren liefern wir weltweit Pflanzenwuchskammern und -räume unter dem Namen Fitotron. Unsere Kunden stammen überwiegend aus der Forschung, wo die Verwendung von Fitotron in der Fachliteratur vielfach belegt ist. Mit unserer langjährigeren Erfahrung und unserem tiefgehenden Wissen können wir auch für den Anbau von medizinischem Cannabis zuverlässige Klimatechnik für Räume und Halle anbieten. Darüber hinaus kann Weiss Technik Reinräume und Sterilbänke für die Weiterverarbeitung und Lagerung der Pflanzen liefern.

Da Cannabis ein Medizinprodukt ist, sind die Anforderungen an die Standardisierung hoch. Wieso ist dies eurer Auffassung nach in einer Halle einfacher zu gewährleisten als unter freiem Himmel? Und: Wie groß ist das Risiko tatsächlich, die Anforderungen zu verfehlen und damit einen kompletten Ernteausfall zu erleben?

Zunächst einmal ist der Anbau in einem geschlossenen Raum gesetzlich vorgeschrieben, insofern stellt sich die Frage für Deutschland nicht. Bei der Aufzucht unter freiem Himmel sind die Pflanzen schwankenden Umweltbedingungen ausgesetzt. Das hat verschiedene Auswirkungen. Besonders wichtig sind bei medizinischem Cannabis Abweichungen bei der Bildung sekundärer Inhaltsstoffe wie THC und CBD. Denn die Abweichungen dieser Inhaltsstoffe sind durch die Vorgaben des Arzneimittelgesetzes sehr streng reglementiert und nur in sehr geringem Umfang zulässig. In einer Halle können wir zuverlässig absolut konstante Umweltbedingungen schaffen und damit ein einheitliches Pflanzenwachstum sichern, was die zentrale Voraussetzung für die geforderte Chargengleichheit bei der reproduzierbaren Arzneimittelherstellung ist. Zur Steuerung und Überwachung der geforderten klimatischen Bedingungen nutzen wir unsere GMP konforme Software. Ein Risiko für den Anbau von medizinischem Cannabis stellt im übrigen auch die Kontamination der Pflanzen mit Pilzen dar. Vor allem wenn viele Pflanzen auf engem Raum wachsen, ist das Risiko für Schimmelinfektionen hoch. Wir haben deshalb ein spezielles Luftführungskonzept entwickelt, mit dem wir das Risiko von Keim- und Pilzinfektionen der Pflanzen minimieren und dadurch einen hohen Ernteertrag ermöglichen.

Nun verzögert sich der Anbau in Deutschland allerdings um mindestens noch ein Jahr. Wie stark hat das eure Planungen beeinflusst?

Unsere Planungen sind dadurch nur bedingt beeinflusst. Wir sind auch weiterhin im Bereich des Pflanzenwuchses aktiv. Durch die Verzögerung rückt für uns aktuell mehr das Thema Umverpackung von medizinischen Cannabis Blüten in den Fokus. Hier beraten und planen wir unter Berücksichtigung der geforderten Richtlinien und finden gemeinsam passende Reinraum-Lösungen.

Nur in Deutschland – oder auch anderswo?

Wir haben kein festes Cannabis Konzept. Wir können für verschiedene Pflanzenarten unterschiedliche Lösungen anbieten, die in ihren Spezifikationen zu der jeweiligen Pflanzenart passen. Als international aufgestelltes Unternehmen betreuen in diesem Rahmen seit vielen Jahren Kunden innerhalb Deutschlands, in Europa aber auch und der ganzen Welt.

Sollte der Anbau in anderen, wärmeren Ländern legalisiert werden – und diese dann auch nach Deutschland legal exportieren dürfen. Kritiker stellen in Frage, ob der Anbau in Wachstumshallen unter dem Kostenaspekt dann noch konkurrenzfähig ist?

Das ist eine spannende Frage, die wir klar mit ja beantworten. Wir empfehlen Unternehmen und Anwendern sich mit den Fragen der sicheren Reproduzierbarkeit unter gleichen Wuchsbedingungen, den strengen Vorgaben der Arzneimittelherstellung und der Produktionssicherheit auseinandersetzen. Durch die zuverlässige Schaffung konstanter Klimabedingungen, sichern wir eine konstante Cannabis Qualität. Wir können alle Umweltbedingungen definieren und kontrollieren und so den Ernteertrag gezielt optimieren. Die Risiken von Ernteausfällen, geringen Erträgen oder überhöhter THC und CBD Konzentration sind bei anderen Anbaubedingungen einzukalkulieren. In diesem Sinne bieten wir unseren Kunden absolut planbare Ergebnisse und damit äußerst konkurrenzfähige Produkte.

Zur Person

Stefanie Alter ist Biologin und als Produktmanagerin in der SBA Biologie der Weiss Technik Unternehmen für die Entwicklung neuer Räume und Hallen zuständig. Darüberhinaus übernimmt sie auch die strategische Planung und Entwicklung neuer Produkte und kümmert sich um die dazugehörige Markteinführung und Vertriebsunterstützung. Die SBA Biologie widmet sich ausschließlich Räumen, Schränken und Hallen für den Pflanzenwuchs.

Bildquellen

  • Stefanie Klein Weiss Technik: Weiss Technik