Das Pausieren der Einfuhrgenehmigungen hat die Branche verunsichert. Das BfArM relativiert nun: Eine „Nachschätzung“ für medizinisches Cannabis habe es in der Vergangenheit bereits mehrfach gegeben – ebenso wie für andere Stoffe, die unter die Suchtstoffkonvention der Vereinten Nationen von 1961 fallen. Es könne dadurch lediglich zu „geringfügig verlängerten Bearbeitungszeiten der Einfuhranträge“ kommen. Zwar gebe es keine explizite Frist, aber die Bundesopiumstelle habe grundsätzlich „sehr kurze Bearbeitungszeiten“.
Ein ähnliches Szenario habe es beispielsweise im Sommer 2020 gegeben, weil ebenfalls das INCB-Kontingent erhöht werden musste. Damals habe es laut BfArM kein erkennbares „Zeitintervall“ gegeben, „in dem keine Einfuhrgenehmigungen für Medizinalcannabis erteilt werden konnten“. Im Jahr 2025 wurde dem BfArm sogar eine Erhöhung des Cannabiskontingents vom INCB bereits genehmigt – diese Erhöhung war aber offensichtlich nicht ausreichend. Das BfArM verweist auf die herausfordernde „dynamische Entwicklung der medizinischen und wissenschaftlichen Anwendung von Cannabis, zumal Bedarfsschätzungen grundsätzlich restriktiv anzusetzen seien.
Constantin von der Groeben, Co-Founder und Managing Director von Demecan, hatte anknüpfend an das Überschreiten der gemeldeten Höchstmenge auf Linkedin eine Debatte um die heimische Produktion angestoßen. Mit Verweis auf Australien, Israel und Deutschland sei die Diskrepanz zwischen der heimischen Produktion und Importen offenkundig: In Australien und Israel werde der gesamte Bedarf durch heimische Produzenten gedeckt, in Deutschland seien 2025 122 Tonnen importiert, im gleichen Zeitraum 2,4 Tonnen hierzulande angebaut worden.
Jakob Sons, Co-Founder und CEO von Cansativa, teilt unterdessen die Einschätzung des BfArM – und hält die Erhöhung der Höchstmenge ebenfalls für einen Routineschritt. Mit Verweis auf die Vergangenheit schätzt er die Bearbeitungszeit auf zwei bis sechs Wochen. Sons fordert zudem, dass Deutschland aufhören solle, Sorten und Wirkstoff-Gehalte in die Einfuhrgenehmigungen aufzunehmen, da dies Importeure dazu veranlasse, mehr Produkte zu beantragen, als tatsächlich importiert werden sollen.
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- BfArM-Gebaeude_quer: BfArM/Frank Rümmele