König’s Kolumne #1: Mehr Geld für Kinder, Jugend und Bildung statt Cannabis-Telemedizin-Wirrwarr, wie geht das?

by Gastautor

Ein Gastbeitrag von Stephan König

Deutschland redet über Telemedizin, über angeblichen Missbrauch, über Patientinnen und Patienten, die vielleicht keine sind.

Aber eigentlich geht es um etwas anderes. Es geht um den wachsenden Bedarf an einem legalen, sicheren Zugang zu Produkten. Zu welchen, die längst Teil unserer Realität sind. Außerdem geht es um ein System, das diesen Bedarf bisher weder ordnen noch verantwortungsvoll gestalten kann.

Die aktuelle Diskussion führt deshalb am Kern vorbei. Sie verengt den Blick auf Einzelfälle und übersieht das eigentliche Problem: Nicht die Nachfrage ist das Problem, sondern das Fehlen eines Rahmens, in dem sie kontrolliert und sicher stattfinden kann.

Während man Telemedizin misstraut, übersieht man, dass die bestehenden Strukturen längst überfordert sind. Patientinnen und Patienten – viele davon immobil oder chronisch krank – würden legale Zugänge verlieren. Das ist nicht fair, würde sehr wahrscheinlich zu wirklichem Missbrauch führen und den Schwarzmarkt stärken.

Ein legitimer Weg soll geschlossen werden, anstatt ein System zu gestalten, das für alle funktioniert: für Patientinnen und Patienten, für Konsumierende und für unsere Gesellschaft insgesamt.

Was ist eine gute Lösung? Fachgeschäfte mit Sonderabgabe.

Es gibt längst eine Lösung, die diese Widersprüche auflöst: Fachgeschäfte mit einer sinnvollen Sonderabgabe. Ein Modell, das erlaubt, was längst Realität ist – aber klug reguliert. Ein Modell, das gleichzeitig Versorgung sicherstellt, wirtschaftlichen Erfolg ermöglicht und Prävention finanziert. Ein Modell, das aus einem Markt der Abenteuer einen Markt der Struktur macht. Einer, von der wir alle profitieren. 

Was brauchen wir, damit aus dem Verkauf kein kopfloses Geschäft wird, sondern ein Beitrag zur Gesellschaft? Was, damit Menschen sicher versorgt werden können? Was, damit zugleich Mittel entstehen, die Bildung, Aufklärung und Jugend stärken?

Hier kommt die Idee von Fachgeschäften mit einer Sonderabgabe ins Spiel. Sie funktioniert ähnlich wie die Autobahn-Maut: Die Maut wird für die Instandhaltung der Verkehrsinfrastruktur genutzt. 

Ähnlich könnte ein Modell beim Cannabis-Verkauf funktionieren. Ein Anteil jedes Verkaufs fließt in eine Infrastruktur, die uns alle schützt – in Präventionsarbeit, Jugendeinrichtungen, Resilienzprogramme und Bildung.

Und genau hier  liegt der Kern der Idee. Statt Steuern zu generieren, die irgendwo versacken, gibt es eine gezielte Rückführung in Bildung und Projekte, die verhindern, dass Abhängigkeit überhaupt entsteht.

Milliarden da, wo sie wirklich fehlen: für Prävention, die stärkt statt zu predigen

Klassische Drogenaufklärung arbeitet mit Angst. Moderne Präventionsarbeit arbeitet mit Perspektiven.

Denn die Forschung ist eindeutig: Wer Stabilität, Selbstvertrauen und Sinn im Leben findet, ist deutlich weniger suchtgefährdet – egal, um welche Substanz es geht. Sucht entsteht dort, wo Orientierung fehlt.

Darum sollte Prävention nicht in Plakaten, Broschüren und Aufklärungsworkshops enden. Sie sollte vielmehr in der Unterstützung von Jugendclubs stattfinden, in der Unterstützung von Schulen und von Programmen, die junge Menschen stark machen. Genau das kann eine Sonderabgabe dauerhaft finanzieren.

Sie ermöglicht Projekte, die weit über Cannabis-Prävention hinausgehen. Denn das Geld aus der Cannabis-Sonderabgabe greift auch gegen Alkohol-, Tabak-, Spiel- oder Internetsucht. Sie fördert Resilienz, Kreativität, Gemeinschaft.

So entsteht ein Kreislauf, der funktioniert: Der legale Markt finanziert die Stärkung jener Generation, die ihn eines Tages wieder verantwortungsvoll trägt.

Das ist keine Moralpolitik.  Das ist gesunde Strukturpolitik. Das brauchen wir. 

Profit und Verantwortung sind kein Widerspruch

Viele tun so, als müsse man sich entscheiden: Entweder Wirtschaft oder Verantwortung. Das stimmt nicht. Ein Markt, der Vertrauen schafft, ist wirtschaftlich stabiler. Ein System, das Gewinne sozial rückführt, ist nachhaltiger.

Fachgeschäfte mit Sonderabgabe sind dafür das perfekte Beispiel: Sie ermöglichen Unternehmen, legal zu arbeiten und zu verdienen – und gleichzeitig Mittel für Bildung, Forschung und Prävention zu generieren.

Alle profitieren. Unternehmen, weil sie in einem verlässlichen, akzeptierten Markt agieren. Staat und Gesellschaft, weil die Einnahmen zweckgebunden wirken. Und Verbraucherinnen und Verbraucher, weil sie Sicherheit statt Willkür bekommen. So verbindet sich das Prinzip der freien Wirtschaft mit dem Prinzip des Gemeinwohls – ohne Zwang, ohne Symbolpolitik, einfach durch Logik.

Ein Modell, das funktioniert

Was also spricht gegen ein System, das Verantwortung belohnt, statt sie zu verhindern? Ein System, das Telemedizin erlaubt, Fachgeschäfte nutzt und Prävention dauerhaft finanziert? Nichts.

Im Gegenteil – es wäre die erste Lösung, die alle Seiten zugleich bedient: Patientinnen und Patienten, Konsumierende, Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Win-Win-Win-Win-Situation. Wunderbar!

Es ist Zeit, aufzuhören, gegen Realitäten zu kämpfen – und anzufangen, sie vernünftig zu gestalten. Fachgeschäfte mit einer Sonderabgabe sind kein Kompromiss, sondern ein Schlüssel für eine sinnvolle Regulierung. Sie verwandelt Konsum in Verantwortung, Gewinn in Gemeinsinn – und Legalisierung in Fortschritt.

Über den Autor

König's Kolumne #1: Mehr Geld für Kinder, Jugend und Bildung statt Cannabis-Telemedizin-Wirrwarr, wie geht das?

Stephan König entwickelt Marken mit Substanz – von der strategischen Positionierung bis zur kreativen Umsetzung. Als Creative Director begleitet er Projekte von Konzept und Strategie bis hin zu Design, Content und Produktion. Sein Schwerpunkt: nachhaltige, glaubwürdige Markenstrategien, die Wirkung zeigen – in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Sein Ansatz: Gutes Design und klare Strategie sind keine Kosten, sondern eine Investition in nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.

Disclaimer: Gastbeiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

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