High Tide übernimmt Remexian – „Signal für Konsolidierungswelle“?

by Moritz Förster

Wie Hight Tide mitteilt übernimmt der börsennotierte Konzern 51 Prozent von Remexian Pharma und tritt damit in den deutschen medizinischen Cannabis-Markt ein. Zu High Tide gehört unter anderem die 100-prozentige Tochter Canna Cabana, die nach eigenen Angaben mit 200 Standorten größte kanadische Marke für den Cannabis-Einzelhandel. Der Konzern will eigenen Angaben zufolge in allen Bereichen des Cannabis-Sektors aktiv sein – im Portfolio befinden sich bereits Unternehmen für e-Commerce und CBD. High Tide bezahlt für die Anteile an Remexian einen vorläufigen Preis von 27,2 Millionen Euro. Zudem hält es laut Mitteilung Optionen, die restlichen Anteile ebenfalls zu erwerben.

Das 2018 gegründete Remexian hat sich auf den Import und Großhandel von medizinischem Cannabis spezialisiert, verfügt über ein eigenes EU-GDP-Lager. Laut Unternehmensangaben ist Remexian für Importe aus 19 verschiedenen Ländern lizenziert. High-Tide-CEO und Gründer Raj Grover verweist in der Mitteilung auf Remexians Fokus auf „Discount Pricing“, der auch High Tides Niedrigpreis-Garantie in Kanada wieder spiegle. Das Ziel in Deutschland: „Die Bereitstellung von medizinischem Cannabis in höchster Qualität zu den erschwinglichsten Preisen – angeführt von unserem kanadischen Markenportfolio und ergänzt durch medizinische Cannabisimporte aus aller Welt.“ Grover hofft, dass die „komplementären Stärken sowie unsere tiefe Beschaffungsexpertise“ Grundlage für Wachstum bilden. Von einer „starken Präsenz in Deutschland“ erhofft sich Grover ein „Sprungbrett in weitere europäische Märkte“. Auch Remexians Mitgürnder Markus Wenner betont Synergien durch High Tides Zugang zu kanadischen Lieferungen und Remexians Vertriebsnetzwerk in Deutschland.

Rechnet man Remexians Umsatz aus dem ersten Halbjahr 2025 auf das gesamte Jahr hoch, läge dieser eigenen Angaben zufolge bei 70 Millionen Euro, das bereinigte EBITDA bei 15 Millionen Euro. Remexian hat demnach im zweiten Quartal 2025 sieben Tonnen Cannabisblüten in Deutschland vertrieben. Im Januar hatte High Tide noch geplant, Purecan zu übernehmen – damals ging es um 4,8 Millionen Euro für 51 Prozent der Anteile es Unternehmen. Dieser Deal war aber Ende Februar geplatzt.

Das langwierige Gesetzgebungsverfahren des Cannabis-Gesetzes (CanG) noch unter der Ampel-Regierung, begleitet von intensiven öffentlichen Debatten, hatte Investoren und potenzielle Käufer deutscher Unternehmen seit 2022 eher abgeschreckt. Nachdem Inkrafttreten des CanGs Anfang April 2024 und dem Wachstum im medizinischen Markt verbesserten sich die Aussichten für deutsche Cannabis-Unternehmen. Allerdings hatten in der Folge unter anderem die vorgezogenen Neuwahlen, die Koalitionsverhandlungen sowie im Juli die Debatte um eine Anpassung des MedCanGs für Verunsicherungen gesorgt.

Der auf Cannabis in Europa spezialisierte Berater Arnau Valdovinos von Cannamonitor deutet den Deal auf Linkedin dennoch bereits als „Signal für eine neue Konsolidierungswelle“. Zudem habe dieser seines Erachtens globale Auswirkungen auf die Lieferkette, da einer der am stärksten von Portugal abhängigen Distributoren in Deutschland nun plane, seine Beschaffung auf Kanada umzustellen. Remexian habe laut Valdovinos vor allem von seinem günstigen portugiesischen Produzenten Agrivabe Medicine Cannabis profitiert. Während viele Großhändler angesichts des großen Wettbewerbs in Deutschland ihre Preise gesenkt hätten, hätte Remexian seine Preise in den letzten Quartalen sogar noch steigern können.

Zudem hatte Donald-Trump im August in Erwägung gezogen, Cannabis in den USA neu zu bewerten – aus Anhang I in Anhang III des Controlled Substances Act. In Folge der Ankündigung hatten viele Kurse der börsennotierten US-Unternehmen deutlich zugelegt, wie unter anderem Reuters berichtet – eine solche Neubewertung könnte schließlich den operativen Betrieb der Firmen deutlich erleichtern. In einer Linkedin-Umfrage von krautinvest.de mit aktuellen 32 Teilnehmenden (Stand 18. August 2025) gehen 65 Prozent davon aus, dass sich eine solche Reklassifzierung in den USA sehr positiv oder positiv auf europäische Cannabis-Unternehmen auswirken würde.

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