Falk’s Feature: Cannabis-Anbauvereinigungen in Deutschland – lohnt sich die Investition?

by Gastautor

Ein Gastbeitrag von Falk Altenhöfer

Der deutsche Cannabismarkt ist weiterhin im Wandel, und mit der Legalisierung von Anbauvereinigungen hat sich eine neue Möglichkeit für Investitionen eröffnet. Während in Nordamerika der private Markt dominiert und Banken aufgrund der föderalen Illegalität des Handels oft zurückhaltend sind, schaffen dort einige Business-Angels und Family Offices teils beachtliche Renditen. Deutschland – und Europa insgesamt – bietet dennoch eine regulierte Alternative mit klar definierten Rahmenbedingungen. Doch wie stabil ist das Modell der Anbauvereinigungen wirklich, und lohnt sich eine Investition in diesen Sektor oder doch einen anderen? Werfen wir zusammen einen Blick drauf. Los geht’s! 

Die rechtliche Sicherheit von Anbauvereinigungen

Mit der Einführung von Cannabis-Anbauvereinigungen wurde ein System geschaffen, das auf Transparenz und Regulierung setzt. Die ausgestellten Lizenzen gelten für sieben Jahre, was Investoren und Vereinsgründer eine gewisse Planungssicherheit bietet. Laut der Neuen Richtervereinigung (NRV) könnten sogar erhebliche Entschädigungsansprüche entstehen, falls eine zukünftige Regierung – insbesondere eine unionsgeführte – die Legalisierung rückgängig machen sollte.

Simon Pschorr, Staatsanwalt und Sprecher der Fachgruppe Strafrecht, erklärte gegenüber dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND):

„Wenn Anbau und Konsum von Cannabis wieder komplett untersagt würden, käme das einer Enteignung der Cannabis-Clubs gleich. Damit könnten die Clubs gegenüber dem Staat Entschädigungsansprüche geltend machen.“

Da Investitionen in den legalen Anbau erhebliche Kosten verursachen – von Immobilien über Anbautechnik bis hin zu Personal –, könnten sich diese Entschädigungen auf hohe Summen belaufen. Das bedeutet, dass eine Investition in Anbauvereinigungen aktuell mit einer doppelten Absicherung einhergeht – zumindest für die nächsten sieben Jahre: Einerseits durch die gesetzliche Laufzeit der Lizenzen, andererseits durch mögliche Ersatzansprüche im Falle einer politischen Kehrtwende.

Entwicklung des Marktes: Antragstellung und Genehmigungen

Die bisherigen Zahlen zu Anträgen und Genehmigungen zeigen, dass das Interesse an Anbauvereinigungen hoch ist. Laut aktuellen Daten der Bundesarbeitsgemeinschaft Cannabis Anbauvereinigungen (BCAv) wurden bereits 583 Anträge eingereicht, von denen 162 genehmigt und 19 abgelehnt wurden. Besonders Nordrhein-Westfalen führt mit 142 Anträgen und 37 Genehmigungen die Liste an. In Bayern hingegen wurden 29 Anträge gestellt, aber bisher keine Genehmigungen erteilt und bereits acht Anträge abgelehnt.

Dies zeigt deutlich, dass die Umsetzung der neuen Gesetzgebung stark von der jeweiligen Landespolitik abhängt. Während einige Bundesländer pro aktiv Anträge genehmigen, gibt es in anderen Regionen erhebliche Verzögerungen oder sogar Ablehnungen. Dies ist ein wichtiger Faktor für Investoren, die sich auf Bundesländer mit einer pragmatischen Genehmigungspraxis konzentrieren sollten.

Alternative Investmentansätze: Ancillary & Shovel Businesses, perfekt für den deutschen Mittelstand?

Während einige Investoren Lösungen suchen, trotz der non-Profit-Vorgaben des Gesetzgebers direkt in Anbauvereinigungen zu investieren, da dort zumindest auf dem Papier das Risiko besser zu kalkulieren scheint, könnte ein vielversprechenden Ansatz in sogenannten „Ancillary“ oder „Shovel“ Businesses liegen. Diese Unternehmen bieten Dienstleistungen, Technologien oder Produkte an, die die Cannabis-Industrie unterstützen, ohne selbst direkt in den Anbau oder Vertrieb involviert zu sein und nicht in lästigen Papierkram zu ersticken. Beispiele hierfür sind Hersteller von Anbautechnologie, Verpackungslösungen, Labore zur Qualitätssicherung oder spezialisierte Softwarelösungen für die Regulierung und Nachverfolgung von Produkten.

In Märkten wie Kanada und den USA haben sich solche Unternehmen als besonders widerstandsfähig erwiesen, da sie weniger regulatorischen Unsicherheiten ausgesetzt sind und von der gesamten Marktentwicklung profitieren. Auch in Deutschland könnte dieser Ansatz für Investoren eine attraktive Alternative darstellen, um von der wachsenden Cannabisbranche zu profitieren, ohne direkt in den Anbau involviert zu sein.

Politische Entwicklungen und ihre Auswirkungen

Meiner Meinung nach wird diese Wahl keinen signifikanten Einfluss auf die Cannabis-Industrie in Deutschland haben. Es ist höchstwahrscheinlich, dass eine der beiden Parteien, SPD oder die Grünen, eine Koalition mit der CDU/CSU eingehen wird. Die SPD hat in ihrem Wahlprogramm 2025 klar festgelegt, dass sie sich für eine europarechtskonforme Legalisierung von Cannabis einsetzen will. Auch die Grünen verfolgen eine Legalisierung auf EU-Ebene und fordern den Verkauf von Cannabis in lizenzierten Fachgeschäften in Deutschland. Dies deutet darauf hin, dass der eingeschlagene Weg der Regulierung und Marktöffnung weiterverfolgt wird, unabhängig von der politischen Konstellation nun nach der Wahl.

Fazit: Eine sichere Investition?

Die Cannabis-Anbauvereinigungen in Deutschland bieten derzeit eine stabile Investitionsmöglichkeit mit einer relativ klaren gesetzlichen Grundlage. Die siebenjährige Laufzeit der Lizenzen schafft gewisse Planungssicherheit, und selbst im Falle eines politischen Richtungswechsels sind Ersatzansprüche nicht ausgeschlossen. Allerdings zeigt sich, dass die Genehmigungspraxis stark vom jeweiligen Bundesland abhängt – ein Faktor, der in jede Investitionsentscheidung einfließen sollte.

Bevor Investoren und Unternehmer sich in diesem neuen Markt engagieren, sollten sie die regulatorischen Rahmenbedingungen sowie die Marktdynamik gründlich analysieren. Besonders im Bereich der „Ancillary“ und „Shovel“ Businesses könnten sich Investmentchancen ergeben, die langfristig stabilere Renditen bieten als der direkte Anbau von Cannabis.

Über den Autor

Falk Altenhöfer ist ein erfahrener Unternehmer und Investor mit einem Fokus auf die Cannabisbranche. Nach erfolgreichen Projekten in der digitalen Plattformökonomie und SaaS-Lösungen unterstützte er Investoren bei Marktstrategien und Investments. Seit 2019 ist er in der Cannabisindustrie aktiv, sammelte bei iCAN in Israel wertvolle Einblicke und hilft heute Gründern, Startups aufzubauen, Investor Relations zu managen und Wachstum zu skalieren. Zudem berät er Family Offices, mittelständische Unternehmen und Business Angels beim Einstieg in den Cannabismarkt.

Disclaimer: Keine Investmentempfehlung. Gastbeiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

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