Ein offener Brief als Gastbeitrag von Falk Altenhöfer
Sehr geehrter Herr Minister (in-spe) Sorge,
als Gründer der Plattform Cannabis-Startups.com, die über 150 Unternehmen der legalen Cannabiswirtschaft in Europa vernetzt, wende ich mich heute mit einem dringenden Appell an Sie:
Vor einem Jahr trat das Cannabisgesetz in Kraft – ein politisch mutiger Schritt, der Entkriminalisierung, Aufklärung und Marktregulierung ermöglichen sollte. Doch während die Gesetzgebung geliefert hat, herrscht in der Praxis vielerorts Stillstand: Anbauvereinigungen werden blockiert, Genehmigungsverfahren verzögert oder ganz verweigert.
Die Folge: Wer legal produzieren möchte, wird gebremst – während der Schwarzmarkt weiter floriert.
Es braucht jetzt eine flächendeckende Freigabe der Lizenzen für Anbauvereinigungen
Die Anbauvereinigungen sind das Herzstück des neuen Modells. Sie bieten Bürgerinnen und Bürgern eine transparente, gemeinschaftlich organisierte Möglichkeit, kontrolliert und eigenverantwortlich Cannabis anzubauen und zu konsumieren. Sie ersetzen die illegale Versorgung durch ein sicheres, rückverfolgbares System – mit klaren Auflagen, Mitgliedschaftspflichten und Mengenbegrenzung.
Was wir brauchen, ist keine neue Debatte – sondern die flächendeckende und einheitlich geregelte Freigabe der Lizenzen. Jeder Tag Verzögerung schwächt das Vertrauen in die Reform und stärkt illegale Strukturen, vielleicht könnten Sie ja mal die richtigen Anrufe tätigen!
Ich darf Ihnen versichern:
Sobald die Anbauvereinigungen in der Breite umgesetzt werden, wird sich – genau wie im medizinischen Bereich – ein starker, stabiler Markt entwickeln. Mit einem entscheidenden Unterschied: Die Menschen bekommen sauberes, geprüftes Cannabis – und wissen genau, was sie konsumieren, dann klappt das auch mit dem Zurückdrängen des Schwarzmarktes!
Natürlich braucht es dabei auch staatliche Kontrolle. Doch statt überregulierter Bürokratie plädieren wir für einen realistischen Ansatz: stichprobenartige Überprüfungen, wie sie auch in anderen Bereichen des öffentlichen Gesundheitswesens üblich sind.
Medizinischer Markt: Versorgung sichern, Kosten realistisch einschätzen
Die medizinische Versorgung mit Cannabis hat sich in den letzten Jahren zum Stabilitätsanker der Branche entwickelt – mit über 300.000 Patient*innen allein in Deutschland. Die Zahl der Importe hat sich 2024 mehr als verdoppelt, auf über 71 Tonnen.
Und dennoch bestehen Versorgungslücken. Lieferengpässe bei Dronabinol, regionale Ungleichheit beim Zugang und immer wieder Streit um Kostenübernahmen prägen den Alltag vieler Patient*innen.
In Ihren jüngsten Äußerungen betonen Sie, Herr Minister Sorge:
- „Wir müssen die immer neuen Sprünge bei Beiträgen und Eigenanteilen abbremsen, das ist längst auch eine Frage des gesellschaftlichen Zusammenhaltes.“
- „Die Finanzen der Kranken- und Pflegekassen werden wir schnellstens stabilisieren müssen. Sonst droht uns ein Systemkollaps noch vor Ende der Legislaturperiode.“
Genau hier lohnt ein genauer Blick auf medizinisches Cannabis:
Der Großteil der Patient*innen zahlt selbst – aus eigener Tasche, ohne Belastung der gesetzlichen Krankenkassen. Und selbst dort, wo eine Kostenübernahme erfolgt, zeigen Vergleiche deutlich: Cannabis-basierte Therapien sind in vielen Fällen günstiger als klassische Medikamente etwa zur Schmerz-, Angst- oder Schlafbehandlung.
Wenn wir also von einem stabilen Gesundheitssystem sprechen, darf medizinisches Cannabis nicht als Kostentreiber verstanden werden – sondern als wirtschaftlich sinnvolle Ergänzung moderner Versorgung.
Mit freundlichen Grüßen
Falk Altenhöfer
Gründer von Cannabis-Startups.com
Über den Autor
Falk Altenhöfer ist ein erfahrener Unternehmer und Investor mit einem Fokus auf die Cannabisbranche. Nach erfolgreichen Projekten in der digitalen Plattformökonomie und SaaS-Lösungen unterstützte er Investoren bei Marktstrategien und Investments. Seit 2019 ist er in der Cannabisindustrie aktiv, sammelte bei iCAN in Israel wertvolle Einblicke und hilft heute Gründern, Startups aufzubauen, Investor Relations zu managen und Wachstum zu skalieren. Zudem berät er Family Offices, mittelständische Unternehmen und Business Angels beim Einstieg in den Cannabismarkt.
Disclaimer: Gastbeiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.