Das Kölner Cannabis-Unternehmen Enua hat eigenen Angaben zufolge im letzten Jahr den Umsatz um mehr als 300 Prozent gesteigert und erstmalig über 20 Millionen Euro erwirtschaftet. 2025 rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzniveau von rund 100 Millionen Euro.
Laut eigener Mitteilung ist das Unternehmen „doppelt so schnell wie der Markt“ gewachsen. Als Gründe dafür nennt Enua eine „datengetriebene Produktausrichtung und starke Partnerschaften mit über 1.000 Apotheken in ganz Deutschland“. Enua selbst zählt sich inzwischen zu einen der drei größten unabhängigen Hersteller von medizinischem Cannabis in Deutschland.
Während Enua im Januar 2024 eigenen Angaben zufolge noch rund 250 Kilogramm medizinisches Cannabis absetzen konnte, beendete der Cannabis-Anbieter das Jahr 2024 mit einem Absatz von über einer Tonne allein im Dezember, was rund 4,3 Millionen Euro Umsatz entspricht. Das Unternehmen habe das Sortiment von sieben auf 30 eigene Sorten erweitert. Zum anderen habe Enua den Absatz durch die Verdoppelung der Partnerapotheken und die Intensivierung der Beziehungen zu bestehenden Apotheken weiter steigern können. 2025 will Enua das monatliche Verkaufsvolumen auf zwei Tonnen steigern.
Albert Schwarzmeier, CEO und Gesellschafter von Enua, in einer Mitteilung des Unternehmens: „Mit über 1.000 Partnerapotheken und exklusivem Anbau in Kanada sind wir bestens aufgestellt, um unser Ziel zu erreichen, bis Ende 2025 der führende Hersteller von medizinischem Cannabis in Deutschland zu werden. Dafür bauen wir unser Sortiment bis Mitte des Jahres noch einmal massiv aus und setzen auf langfristige Partnerschaften sowie höchste Qualitätsstandards, um unseren Patienten eine noch umfassendere Schmerztherapie anbieten zu können. Die Kombination aus datenbasierten Entscheidungen und einer an den Bedürfnissen unserer Patienten und Partner ausgerichteten Strategie wird unser Wachstum auch 2025 weiter beschleunigen.“
Gegenüber krautinvest.de erläutert Schwarzmeier die erreichten Meilensteine und wagt den Blick in die nahe Zukunft.
krautinvest.de: Umsatztreiber soll zum einen die „datenbasierte Sortimentsauswahl“ sein – wie sieht diese aus? Welche Daten fließen ein, wie werden die ausgewertet?
Albert: Unsere datenbasierte Sortimentsauswahl basiert auf einer Kombination aus Marktanalysen, Patientenfeedback, Verschreibungsdaten und Apothekennachfrage. Wir analysieren kontinuierlich, welche Cannabissorten bei welchen Indikationen besonders gut ankommen und wo es noch unzureichend versorgte Bedürfnisse gibt.
Dazu nutzen wir unter anderem Verkaufsdaten unserer über 1.000 Partnerapotheken, Patientenpräferenzen aus der Marktforschung sowie wissenschaftliche Erkenntnisse zu Terpen- und Cannabinoidprofilen. Diese Daten helfen uns, unser Sortiment gezielt zu erweitern – von sieben auf mittlerweile 30 Sorten – und unser Angebot optimal an die Bedürfnisse der Patienten anzupassen.
krautinvest.e: Welche Präferenzen und Bedürfnisse der Patienten lassen sich aus diesen Daten ableiten – gibt es bestimmte Trends?
Albert: Ja, wir sehen einen klaren Trend: Patienten werden immer selektiver und bewusster in ihrer Wahl von Cannabisblüten. Neben der THC-Stärke spielen zunehmend auch die Terpenprofile eine Rolle. Zudem beobachten wir eine differenzierte Nachfrage in den drei Segmenten (Value, Mid und Craft), was zeigt, dass Patienten gezielt nach Produkten suchen, die ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen.
Dass unsere Sorten diese Ansprüche erfüllen, zeigt auch das Flowzz-Ranking aus dem Herbst 2024, in dem wir mit fünf Blüten in den Top 20 vertreten waren. Besonders Sorten wie Jet Fuel Gelato und Pink Kush sind gefragt, was bestätigt, dass Patienten Qualität und spezifische Terpenprofile gezielt auswählen. Zudem sehen wir, dass sich mit der Legalisierung viele neue Patienten für medizinisches Cannabis interessieren, die zuvor vielleicht Vorbehalte hatten.
krautinvest.de: Es heißt: 2024 lag das „Umsatzniveau“ bei 50 Millionen Euro – wie unterscheidet sich das Umsatzniveau vom Umsatz?
Albert: Umsatzniveau beschreibt die Größenordnung unserer Umsätze und reflektiert unsere sehr dynamische Marktentwicklung, da wir innerhalb der letzten zwölf Monate um das dreifache gewachsen sind. Damit drücken wir aus, welche Umsatzgröße sich aus unserem aktuellen Monatsumsatz hochgerechnet ergibt. Ende 2024 haben wir somit ein Umsatzniveau von 50 Millionen Euro erreicht – ein Wert, der sich aus den Dezemberumsätzen von 4,3 Millionen Euro umgerechnet auf zwölf Monate ermittelt.
krautinvest.de: Lassen sich die Investments in Business Intelligence, dynamische Preisgestaltung und Datenanalyse konkretisieren? Wie soll dies in der Praxis aussehen?
Albert: Wir haben gezielt in digitale Lösungen investiert und bauen diese weiter aus, um den Markt noch präziser zu verstehen und unsere Angebote im Interesse der Patienten kontinuierlich zu optimieren. Dazu gehört der Aufbau eines eigenen BI-Systems, welches Marktentwicklungen, Patientenpräferenzen und Apothekenabsätze in Echtzeit analysiert. Diese Daten fließen in unsere Cannabisblüten-Produktauswahl sowie die dynamische Preisgestaltung ein, die je nach Verfügbarkeit, Nachfrage und Wettbewerbslage optimiert wird. Das ist ein zentrales Element unserer „Fast medical Cannabis Plattform“.
Albert: Kommen wir zu dieser Plattform. In der Pressemitteilung als B2C-Marktplatz bezeichnet, wann soll dieser online gehen? Und bezieht sich das „B“ in diesem Fall auf Apotheken, das „C“ auf Patienten?
Albert: Der B2C-Marktplatz wird im Laufe des Jahres 2025 starten. Ja, in diesem Kontext steht „B“ für Apotheken und „C“ für Patienten. Unser Ziel ist es, Patienten eine zentrale Plattform zu bieten, über die sie Zugang zu einem umfassenden Sortiment an medizinischen Cannabis-Produkten erhalten – inklusive telemedizinischer Beratung. Gleichzeitig ermöglicht die Plattform Apotheken, ihre Produkte effizienter an Patienten zu vertreiben und durch digitale Prozesse ihre Versorgung zu optimieren.
krautinvest.de: Was sind angesichts der anstehenden Bundestagswahl die größten Risiken und Unwägbarkeiten bei der Umsatzprognose für 2025?
Albert: Die Bundestagswahl bringt naturgemäß Unsicherheiten mit sich, doch wir sehen die langfristigen Perspektiven für den medizinischen Cannabismarkt weiterhin positiv. Die steigende Akzeptanz in der Gesellschaft, die wachsende Zahl an Patienten und die klaren medizinischen Vorteile sprechen für eine stabile Entwicklung.
Natürlich bleibt abzuwarten, wie sich die politische Landschaft entwickelt. Wichtig ist, dass der Zugang für Patienten nicht erschwert wird – etwa durch regulatorische Änderungen. Doch unabhängig von der politischen Ausrichtung zeigt die starke Nachfrage, dass medizinisches Cannabis längst ein essenzieller Bestandteil moderner Schmerztherapie ist. Wir sind überzeugt, dass sich dieser Trend fortsetzen wird und setzen weiterhin auf Wachstum, Innovation und eine verlässliche Versorgung.
Hinweis: In einer vorherigen Fassung hieß es, dass Enua mit einem Umsatz von 100 Millionen Euro rechnet, dies wurde korrigiert. Es betrifft das „Umsatzniveau“.