Drogenbericht der EUDA: Auswirkungen neuer Cannabis-Regulierungen faktenbasiert bewerten

by Moritz Förster

Die European Union Drugs Agency (EUDA) hat ihren jährlichen Bericht vorgestellt, in dem die Verbreitung von Drogen in 27 EU Mitgliedstaaten sowie Norwegen und in der Türkei ausgewertet wird. Demnach haben im letzten Jahr 8,4 Prozent der Erwachsenen in Europa Cannabis zu sich genommen, also 24 Millionen Menschen zwischen 15 und 64 Jahren. Den Wert des illegalen Marktes beziffern die Autoren auf 12,1 Milliarden Euro. Etwa 1,5 Prozent der Erwachsenen der EU seien tägliche Cannabis-Nutzer:innen. Das kommerzielle Interesse an CBD Produkten habe zugenommen. 194 Anträge für die Autorisierung von CBD-Produkten als neuartiges Lebensmittel (Novel Food) seien eingegangen.

Laut Report wurden 2023 551 Tonnen illegales Cannabis beschlagnahmt. 2022 waren es noch 469 Tonnen. Die Zahl der Beschlagnahmungen stieg von 219.000 (2022) auf 259.000 (2023). Insgesamt wurden 2023 in der EU 615.000 Verstöße gegen Cannabis-Konsum oder Besitz registriert. In den Ländern, die seit drei Jahren die Zahl der Cannabis-Konsument:innen erheben, sind die Zahlen der Nutzer:innen vergleichsweise stabil geblieben. In der gesamten EU, Norwegen und Türkei hätten 106.000 Menschen aufgrund von Problemen bezüglich ihres Cannabis-Konsums eine spezielle Behandlung begonnen. Das wären etwa 0,5 Prozent der 24 Millionen Menschen, die in diesen Ländern im letzten Jahr Cannabis eingenommen haben.

Alexis Goosdeel, Executive Director EUDA, betonte während der Präsentation des Reports, dass er sich bezüglich Cannabis insbesondere um synthetische und semi-synthetische Cannabinoide Sorgen mache sowie um deutlich potentere Produkte, also einem steigenden THC-Gehalt. Zudem versprach er, dass die EUDA die Mitgliedstaaten der EU unterstützen werde, die entschieden hätten, neue Wege in der Cannabis-Regulierung einzuschlagen. Es sei nun entscheidend, Tools zu entwickeln, um die Auswirkungen der verschiedenen Policy-Ansätze datenbasiert bewerten zu können. Lobende Worte richtete Goosdeel in diesem Zusammenhang insbesondere an Kanada: Das Modell dort basiere auf einer datenbasierten Evaluierung und der stetigen Frage, was funktioniere und was nicht funktioniere.

Goosdeel betonte zugleich, dass die Anpassung der Cannabis-Regulierung eine politische Entscheidung der einzelnen Mitgliedstaaten sei. Es könne nur eine Angelegenheit für die EU werden, wenn sich entsprechende Mehrheiten abzeichnen würden, das europäische Recht anzupassen. Derzeit verhindert dieses eine komplette kommerzielle Legalisierung von Cannabis als Genussmittel in den Mitgliedstaaten. Eine solche Mehrheit erachtet er in den kommenden Jahren aber nicht als realistisch. Einen hohen Stellenwert räumt Goosdel daher der Evaluierungen in den Mitgliedstaaten ein, die in der Regulierung von Cannabis neue Wege eingeschlagen haben. Sollten sich etwa die Cannabis-Gesetze in Deutschland, Malta, Luxemburg oder den Niederlanden positiv auswirken, geht Goosdel davon aus, dass andere Mitgliedstaaten diesen Vorbildern folgen werden. Eindringlich appelliert er zudem daran, die Regulierung von Drogen anhand von Fakten und Daten kontinuierlich an eine sich ändernde Wirklichkeit anzupassen. „Wir müssen einen umfassenden europäischen und nationalen Bereitschaftsrahmen schaffen, um wirksam reagieren zu können, indem wir die Maßnahmen zur Prävention, Behandlung und Schadensminimierung ausbauen und an die heutigen Gegebenheiten anpassen“, fordert Goosdeel in einer Mitteilung der EUDA. Deutlich mehr gesundheitliche Probleme als Cannabis verursachen in der EU im Übrigen Kokain, synthetische Cathinone oder synthetische Opioide – auch dies geht aus dem Report hervor.

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