Das Synbiotic-Update mit Daniel Kruse: “Durch Nutzhanfliberalisierungsgesetz wird der gesamte Sektor profitieren”

by Redaktion

Synbiotic ist eines der wenigen börsennotierten Cannabis- und Hanfunternehmen mit Sitz in Deutschland. Seitdem Lars Müller Ende 2020 seine damals noch auf CBD fokussierten Unternehmen per Spac im Dach der Synbiotic-Holding an die Börse brachte, hat sich viel getan. Die Geschäftsbereiche wurden diversifiziert, neue Unternehmen aufgekauft – und an der Spitze hat Daniel Kruse das Ruder übernommen. Wenige Tage vor der Jahreshauptversammlung am 20. September beantwortet Daniel Kruse krautinvest.de, welche Strategie hinter den Übernahmen steckt und wieso er das Risiko durch den Fokus auf verschiedene Geschäftsbereiche diversifizieren möchte.

krautinvest.de: Synbiotic ist einst mit Tochterfirmen an die Börse gegangen, die sich vor allem über CBD definierten. Wie viel der DNA von damals steckt noch heute im Unternehmen?

Daniel Kruse: Synbiotic hat sich von Anfang an über die „Nutzung von Cannabinoiden“ definiert, dazu gehörte in den ersten Jahren insbesondere der stark wachsende CBD-Bereich. 

Aber Synbiotic ist eine Holding, also Unternehmensgruppe, und hat auch von Anfang eine Buy-and-Build-Strategie verfolgt. Dies hat es ermöglicht, Synbiotic in drei großen Sparten erfolgreich zu etablieren: Industriehanf, Medizinalcannabis und Konsumcannabis.

krautinvest.de: Wie sehen diese drei Sparten aus?

Daniel Kruse: Innerhalb unserer Unternehmensgruppe bedienen wir die steigende Nachfrage im Bereich Industriehanf, indem wir nachhaltige, vielseitig einsetzbare Rohstoffe und Endverbraucherprodukte wie Kosmetika, Textilien und Lebensmitteln anbieten.

In unserer Medizinalcannabis-Sparte konzentrieren wir uns auf den wachsenden Bedarf, der durch den erleichterten Zugang nach der Teillegalisierung erheblich gestiegen ist. 

Im Bereich Konsumcannabis sind wir investiert mit einem umfangreichen Portfolio mit insgesamt bis zu 4.000 Produkten, darunter auch Produkte für den Eigenanbau wie Samen, Stecklinge und Anbauzubehör.

krautinvest.de: In diesen Märkten tummeln sich inzwischen viele andere Unternehmen. Was macht ihr anders?

Daniel Kruse: Ein Alleinstellungsmerkmal der börsengelisteten Synbiotic Unternehmensgruppe ist sicherlich die Diversifikation. Unser Ziel ist der Aufbau einer starken europäischen Unternehmensgruppe mit erfahrenen und vielversprechenden Unternehmen, um die relevanten Wachstumsmärkte abzudecken und gleichzeitig durch Diversifikation Risiken für Investoren zu minimieren. 

Aktuell verteilen sich unsere Umsätze auf diese drei Sparten: 45% entfallen auf Medizinalcannabis, 40% auf Industriehanf und 15% auf Konsumcannabis. Diese  Verteilung zeigt, wie wir unsere Marktposition kontinuierlich weiterentwickelt und diversifiziert haben. 

Man kann aber definitiv festhalten, dass Cannabinoide in unserer DNA stecken, egal ob sie aus Industriehanf oder aus hochprozentigem THC-Cannabis stammen. 

krautinvest.de: Du selbst giltst als absoluter Hanf-Pionier. Die meisten Unternehmen verstehen sich eher als CBD, Hanf oder medizinisches Cannabis-Unternehmen, zukünftig dürften einige sich auch als Unternehmen für Cannabis als Genussmittel positionieren. Wie groß sind denn bei euch die Synergien zwischen dem Hanf bzw. CBD-Bereich und nun auch der gestärkten medizinischen Sparte?

Daniel Kruse: Synergien sind genau das, wofür die Synbiotic Gruppe steht. Unsere gesamte Unternehmensstrategie ist darauf ausgerichtet, durch gezielte Übernahmen und Integration neuer Geschäftsfelder starke Synergien zu schaffen, die uns einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Dies betrifft unter anderem Synergien im Bereich Administration, Prozesskosten, Produktion und Vertrieb.

Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Übernahme von Ilesol Pharmaceuticals in Kroatien. Durch diese Akquisition hat unsere Unternehmensgruppe ihre Lieferkette signifikant erweitert und ist nun in der Lage, Cannabinoid-Extrakte und Isolate eigenständig herzustellen. Diese eigene Produktion ermöglicht es uns nicht nur Produkte mit dem Label „Made in EU“ anzubieten, sondern gleichzeitig unsere Abhängigkeit von externen Lieferanten und Herstellern aus dem außereuropäischen Ausland zu minimieren. Diese Synergie zeigt sich besonders in der Veredelung unserer Hanf-Extrakte, die in unseren eigenen Kosmetikprodukten zum Einsatz kommen und dies zukünftig auch bei Nahrungsergänzungsmitteln der Fall sein wird. Die zusätzliche Naturkosmetikserie von Ilesol passt wiederum perfekt in das Vertriebsprogramm unserer bestehenden Beteiligungen wie Solidmind und Hempro International, was zu einer optimalen Nutzung unserer Vertriebsstrukturen und -kanälen führt. Eine strategische Synergie ist für die nächsten Jahre geplant: die GMP-Pharma-Zertifizierung der Produktionsstätte von Ilesol für die Herstellung von medizinischen Cannabis-Extrakten und weiteren Rohstoffen für alternative Darreichungsformen auf dem MedCan-Markt.

krautinvest.de: Und wie passt Weeco Pharma in dieses Puzzle?

Daniel Kruse: Mit dieser Akquisition haben wir unsere Position als Gruppe im Medizinalcannabis-Markt erheblich gestärkt. Weeco bringt nicht nur ein hochqualitatives Vollsortiment an Cannabisblüten in die Gruppe ein, sondern auch eine exzellente Expertise in der Entwicklung neuer Cannabisgenetiken und Magistralrezepturen. Gemeinsam mit den beiden anderen MedCan-Unternehmen unserer Gruppe, MH Medical Hemp und Synbiotic Distribution, sind bereits einige sehr hervorragende Synergie-Effekte umgesetzt worden und weitere Entwicklungen werden in intensiver Zusammenarbeit der Tochtergesellschaften effizient vorangetrieben. Synbiotic nutzt diese Entwicklungen, um unseren Partnerapotheken und Patienten die besten Lösungen zu bieten. Unter anderem ermöglichen uns diese Synergien, ein umfassendes Medizinalcannabis-Vollsortiment aus Blüten, Extrakten und Dronabinol anzubieten, das den wachsenden Anforderungen des Marktes gerecht wird.

Diese Beispiele verdeutlichen, wie stark unsere Geschäftsbereiche miteinander verknüpft sind und wie sie sich gegenseitig ergänzen. Die Kombination von eigener Produktion, einem starken Vertriebsnetzwerk und kontinuierlicher Produktinnovation ermöglicht es uns, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und nachhaltiges Wachstum zu sichern. 

krautinvest.de: Zunächst sah es so aus, als ob die Nutzhanf-Industrie der Verlierer des CanGs ist – dieser Eindruck hat sich nun geändert…

Daniel Kruse: Dieser Industriesektor wird oft unterschätzt und steckt auch nach fast 30 Jahren immer noch in den Kinderschuhen. Nutzhanf, oder Industriehanf, birgt ein enormes Potenzial, das erst langsam erschlossen wird. Ein wesentliches Hemmnis für die Entwicklung der Nutzhanfindustrie in Deutschland war bisher die sogenannte ‘Rauschklausel’ (also, dass angebliche Missbrauchspotenzial von Nutzhanfprodukten), die den Anbau und die Verarbeitung von Hanf stark reguliert hat. 

Trotz dieser Restriktionen und Hürden sind wir bereits stark positioniert in diesem Bereich. Genauso gibt es positive Signale aus der Politik. Auf einem parlamentarischen Abend hatte ich kürzlich die Gelegenheit mit Landwirtschaftsminister Cem Özdemir zu sprechen, der sich für die Streichung dieser Klausel ausgesprochen hat. Mit den richtigen regulatorischen Anpassungen durch das geplante Nutzhanfliberalisierungsgesetz (NLG) wird der gesamte Industriehanfsektor und wir, dank unserer strategischen Positionierung, sehr profitieren. 

Die Nutzhanfindustrie ist keineswegs ein Verlierer, sondern vielmehr ein schlafender Riese, der gerade erst durch die Teillegalisierung und das Nutzhanfliberalisierungsgesetz beginnt zu erwachen und sein volles Potenzial zu entfalten. 

krautinvest.de: Im Mai 2021 hattet ihr bereits Geca Pharma übernommen. Wie hat sich seitdem der medizinische Umsatz innerhalb des Konzerns entwickelt?

Geca Pharma, heute Synbiotic Distribution, war unser erster Schritt in den Medizinalcannabis-Markt und hat uns eine solide Grundlage in diesem wichtigen Segment geschaffen. Ende 2021 wurde dann MH Medical Hemp eingebracht und somit haben wir mittlerweile sowohl einen erfahrenen Pharma-Vertrieb als auch die Herstellungserlaubnis in unserer Gruppe integriert. Einen noch größeren Schritt haben wir durch die Einbringung der Weeco Pharma gemacht. Durch alle drei Übernahmen haben wir einen wichtigen Teil der Lieferkette abgedeckt und ein vollumfassendes Portfolio geschaffen. 

Mit Weeco Pharma verfügt unsere Unternehmensgruppe nun über ein hochqualitatives Vollsortiment an Cannabisblüten. Zusammen mit den vorgenannten Tochtergesellschaften, können wir ein umfassendes Medizinalcannabis-Vollsortiment anbieten, das Blüten, Extrakte und Dronabinol umfasst. 

Mit einem prognostizierten Umsatz von mehr als fünf Millionen Euro für 2024 trägt Weeco maßgeblich zu unseren Wachstumszielen bei. Insgesamt erwarten wir, dass der geplante Umsatz der gesamten Gruppe in diesem Jahr bei circa 16,5 Millionen Euro konsolidiert liegen könnte, was Weeco zu einem echten Gewinn für unsere Investoren und Aktionäre macht.

krautinvest.de: Entsteht durch die Übernahme von Weeco nicht eine Konkurrenz-Situation innerhalb der eigenen Konzernstruktur?

Daniel Kruse: Der Markt für Medizinalcannabis ist so groß und dynamisch, dass wir nicht einmal insgesamt am Markt von einer Konkurrenzsituation sprechen, sondern eher von einer ‘Mitbewerbersituation’.

Durch die Übernahme von Weeco stärken wir unsere Marktposition. Jede Tochtergesellschaft der Synbiotic hat klar definierte Rollen und Stärken, die darauf ausgelegt sind, sich synergetisch zu ergänzen. Die verschiedenen Tochtergesellschaften arbeiten eng zusammen, um ein umfassendes Produktportfolio anzubieten, das die gesamte Wertschöpfungskette im Medizinalcannabis-Markt abdeckt – von der Entwicklung über die Herstellung bis hin zum Vertrieb. Von einer Konkurrenz-Situation innerhalb der Gruppe kann daher keine Rede sein.

krautinvest.de: Frank Otto hatte im August 2023 investiert. Was ist seitdem seine Rolle?

Daniel Kruse: Frank Otto ist Verwaltungsratsmitglied der Synbiotic. Seine interne Rolle geht aber weit darüber hinaus. Durch sein umfassendes Netzwerk sowie seine Erfahrung als Multi-Unternehmer ist Frank eine großartige Unterstützung bei strategischen Maßnahmen, um unsere Marktposition zu stärken. Wir sind sehr dankbar für das Vertrauen und die Unterstützung von Frank Otto. Sein Investment und die gute Zusammenarbeit haben das Fundament der Unternehmensgruppe maßgeblich erweitert.

krautinvest.de: Was waren deine wichtigsten Meilensteine seitdem du die Geschäftsführung von Lars Müller Ende September 2023 übernommen hast?

Daniel Kruse: Als ich Ende September 2023 die Geschäftsführung von Lars Müller übernommen habe, befand sich die Branche weiterhin in einer herausfordernden Lage. Zwei Jahre Covid-Maßnahmen sowie der Ukraine-Krieg und daraus resultierende makroökonomische Negativfaktoren, wie die hohe Inflation, sowie willkürliche Gängelung von Nutzhanfprodukten seitens der Behörden, hatten negative Auswirkungen auf die gesamte Branche – und nicht nur auf unsere Branche. Trotz dieser Herausforderungen konnten der Nutzhanf- und Cannabismarkt seit 2024 eine deutliche Erholung verzeichnen. Dank der zuverlässigen, eigenen Lieferketten waren unsere Tochtergesellschaften in der Lage, schnell auf die wieder ansteigende Nachfrage in den jeweiligen Bereichen zu reagieren.

Ein entscheidender erster Schritt war so die Umsetzung umfassender Kostenoptimierungs-maßnahmen. Wir konnten unsere Betriebskosten erheblich senken, ohne dabei Kompromisse bei der Qualität unserer Produkte einzugehen. Weiter kann die Verlagerung von Unternehmensstandorten nach Düsseldorf sowie die zunehmende Zentralisierung der Logistikprozesse und die Vereinheitlichung der IT- und Software-Landschaft angeführt werden.

Meilensteine waren sicherlich die Einbringung und Integration der Unternehmen Bushdoctor, Ilesol Pharmaceuticals und Weeco Pharma. 

Mit einem geplanten konsolidierten Jahresumsatz von 16,5 Millionen Euro in 2024 und 26 Millionen Euro in 2025 sowie der Ausweitung unserer Beteiligungen zu einer paneuropäischen Unternehmensgruppe haben wir sicherlich wichtige Meilensteine für eine erfolgreiche Entwicklung der Synbiotic SE legen können.   

krautinvest.de: Wie wird sich das CanG auf eure weiteren Aktivitäten bis Ende des Jahres auswirken?

Daniel Kruse: Das Cannabisgesetz wirkt sich bereits jetzt sehr positiv auf unsere Aktivitäten bis Ende des Jahres aus und eröffnet uns zahlreiche neue Möglichkeiten. Dies spielgelt sich in kleineren und größeren Projekten wieder. Mehr kann ich an dieser Stelle leider noch nicht ausführen. 

Mit der Teillegalisierung von Cannabis erleben wir bereits jetzt eine deutliche Steigerung der Nachfrage in mehreren unseren Geschäftsbereichen. Um dieser dynamischen Marktentwicklung gerecht zu werden, haben wir unsere Unternehmensstrategie „Buy-and-Build“ konsequent umgesetzt und halten an dieser weiter fest. 

Disclaimer: Redaktionelle Berichterstattung, keine Investmentempfehlung.

Bildquellen

  • Daniel-Kruse_CBD2: Daniel Kruse

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