Eine Online-Erhebung des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Hochschule Freiburg hat Fragebögen von fast 11.500 Cannabis-Konsumierenden ausgewertet. Wie haben sich Konsum, Bezugsquellen und Einstellungen im Vergleich zur Zeit vor dem 1. April 2024 hierzulande verändert? Die Ergebnisse liefern auch Erkenntnisse zu einigen häufigen Annahmen. Sechs Fragen im Check.
Dauert es mehrere Jahre, bevor legale Bezugsmöglichkeiten den illegalen Markt zurück drängen?
Vor dem 1. April 2024 bezogen 50,3 Prozent Cannabis von einem Freund oder Bekannten, das dieser nicht selbst angebaut hatte, 57,4 Prozent von einem vertrauten Dealer, 13,8 Prozent von einem Dealer in der Öffentlichkeit, 7,7 Prozent aus dem Darknet. 19,3 Prozent bauten selbst an, was vor dem 1. April noch illegal war, zehn Prozent bezogen Cannabis aus der Apotheke. Die Befragten konnten mehrere Angaben bei diesen verschiedenen Bezugsquellen tätigen.
Fragt man sie nach ihrer Hauptquelle, es ist also nur noch eine Angabe möglich, hatten vor dem 1. April 2024 37,2 Prozent Cannabis von einem Bekannten / vertrauten Dealer erhalten. 26,2 Prozent von einem Freund, der allerdings nicht selbst angebaut hat. 4,4 Prozent von einem Dealer in der Öffentlichkeit, 1,9 Prozent aus dem Darknet / Internet. 9,4 Prozent gaben als Hauptquelle vor dem 1. April 2024 den Eigenanbau an, 5,2 Prozent die Apotheke.
Nach Inkrafttreten des Cannabis-Gesetzes steigt der Eigenanbau als eine mögliche Bezugsquelle auf 62,3 Prozent, der Bezug über Apotheken liegt bei 43,7 Prozent. Der Bezug über einen vertrauten Dealer sinkt auf 10,2 Prozent, der Bezug über einen Dealer in der Öffentlichkeit sinkt auf 1,2 Prozent.
Fragt man nach der Hauptquelle dominiert der Eigenanbau mit 49 Prozent, gefolgt von Cannabis aus der Apotheke mit 29,2 Prozent. 8,3 Prozent beziehen Cannabis hautsächlich von Freunden, die selbst anbauen. 0,3 Prozent nennen als Hauptbezugsquelle noch einen Dealer in der Öffentlichkeit, 4,7 Prozent einen Dealer vom illegalen Markt. 4,7 Prozent nennen einen Freund als Hauptquelle, der nicht selbst anbaut.
Besteht weiterhin hohes Risikopotenzial aufgrund möglicher Verunreinigungen?
Als Hauptquelle machten der Bezug über Freunde, de nicht selbst anbauen (26,2 Prozent), über vertraute Dealer (37,2 Prozent), über Dealer in der Öffentlichkeit (4,4 Prozent), über das Internet (1,9 Prozent), über Social Media (0,7 Prozent) insgesamt 70,4 Prozent aus. Bei all diesen hauptsächlichen Bezugswegen wissen Konsument:innen nicht, ob die Produkte verunreinigt wurden. Nach dem 1. April 2024 beziehen nur noch 10,2 Prozent der Befragten über diese Bezugsquellen.
Liegt Missbrauch von medizinischem Cannabis vor?
53,7 Prozent geben an, Cannabis aus medizinischen Gründen einzunehmen. Weitere 82,2 Prozent wollen sich dadurch entspannen – was wohlgemerkt keine medizinische Indikation ist – eine Mehrfachnennung ist möglich. 43,7 Prozent nennen die Apotheke nach dem 1. April 2024 als eine ihrer Bezugsquellen unter mehreren, 29,2 Prozent als ihre hauptsächliche.
Hat das Inkrafttreten des Cannabis-Gesetzes den Konsum gesteigert?
2,6 Prozent der Befragten gaben an, vor dem 1. April 2024 kein Cannabis konsumiert zu haben. Wie viele Menschen ihren Cannabis-Konsum nach dem 1. April 2024 beendet haben, zeigen die Daten nicht.
Verdrängen die Cannabis-Anbauvereinigungen den illegalen Markt?
Die Cannabis-Anbauvereinigungen konnten erst ab 1. Juli 2024 Lizenzen beantragen, noch nicht ab April. Die Lizenzierungen nahmen mehrere Wochen, meist mehrere Monate in Anspruch. Aktuell befinden sich die meisten der rund 300 Anbauvereinigungen noch im Aufbau der Produktions- und Abgabestätten sowie der Mitgliedergewinnung. Entsprechend geben 2,5 Prozent an Cannabis auch über Anbauvereinigungen zu beziehen, 1,9 Prozent bezeichnen diese als hauptsächliche Bezugsquelle.
Sollte die Weitergabe von selbstangebautem Cannabis an Freunde und Bekannte erlaubt werden?
Vor dem 1. April 2024 gaben 29,6 Prozent an, unter anderem Cannabis von einem Freund zu erhalten, der dies selbst angebaut hat. Als Hauptquelle nannten dies vor dem 1. April 2024 8,9 Prozent der Befragten. Seit Inkrafttreten des Cannabis-Gesetzes ist dieser Wert auf 24 Prozent (eine Bezugsquelle unter mehreren) beziehungsweise auf 8,3 Prozent (Hauptbezugsquelle) leicht gesunken.
Hinweis: Zur Frage, ob der Konsum unter Jugendlichen stagniert, zu- oder abnimmt, lässt sich basierend auf den Ergebnisse der Studie nicht beantworten. Allerdings verändern sich die Bezugsquellen von Jugendlichen nicht signifikant – dort dominiert weiterhin der Bezug über einen Dealer oder einen Freund, der nicht selbst anbaut.

