Die großen öffentlichen Cannabis-Themen im September: Die Evaluation des Konsumcannabis-Gesetzes durch Ekocan und der erste Zwischenbericht sowie die vom BMG beabsichtigte Anpassung des MedCanGs. Und: Die angelehnten Anträge für Cannabis-Modellprojekte. Unterdessen beginnen einige Clubs mit der Ernte, andere leiden aber auch unter den Behörden.
#CannaMedizin
Im Vorfeld des Kabinettsentwurfs warnt unter anderem Grünhorn im Handelsblatt, dass der Referentenentwurf zur Änderung des MedCanGs viele Apotheken bedrohe. In einem Gastbeitrag in der FAZ warnen die Rechtsanwälte Christoph Graeber und Rupert Weinzier insbesondere davor, dass die Cannabis-Reform aufgrund des EU-Rechts ähnlich scheitern könnte wie die Pkw-Maut. Trotz der Kritik beharrt das BMG auf einem Versandverbot von medizinischen Cannabisblüten (Apotheke Adhoc).
Auch angesichts der starken öffentlichen Widersprüche aus Reihen der SPD im Vorfeld zur Kabinettssitzung schreibt die Pharmazeutische Zeitung, dass Cannabis die Koalition auf die Probe stelle. Dabei könne einem möglichen Missbrauch auch ohne Brechstange Einhalt geboten werden, wie der Anwalt Peter Homberg in einem Gastbeitrag erörtert (LTO). Ohnehin würden laut Homberg Konsumenten jetzt mehr auf den Eigenanbau setzen (WiWo). Und die Bloomwell Group mahnt mit Blick auf zwei Umfragen im Handelsblatt, dass Hausärzte bei Cannabis auf Rezept skeptisch bleiben.
Die taz fordert gar: Medizinisches Cannabis missbrauchen? Ja, bitte!
Dennoch hält das BMG an seinem Gesetzesentwurf fest: Apotheke Adhoc titelt: „Kampfansage an Cannabis-Plattformen: Warken will Versand verbieten“; das Handelsblatt: „Regierung will Versand von medizinischem Cannabis verbieten“. Schlussendlich verabschiedete das Kabinett den vorliegenden Entwurf, der nun den parlamentarischen Prozess durchlaufen muss.
Christiane Neubaur vom VCA wirft in der Pharmazeutischen Zeitung einen Blick auf die Entwicklung von medizinischem Cannabis.
Die DAZ berichtet unterdessen, dass mehr Cannabis-Fertigarzneimittel erforderlich seien. Die Welt blickt auf das Fertigarzneimittel von Vertanical und die Forschung dazu: „Bedeutsame Verbesserung“ – so wirkt Cannabis-Extrakt gegen Rückenschmerzen.
#CannaWirtschaft
German Cannabis Standard sichert sich eine Finanzierung von zehn Millionen Euro. Mit den Mitteln will das Unternehmen eine der größten Cannabis Produktionsanlagen Deutschlands in Deutschland (21.000 m²) in Bitterfeld-Wolfen (im Solar-Valley) bauen Braunschweiger Zeitung.
Laut Börsen-Zeitung baut Cantourage die Kapitalmarktpräsenz weiter aus mit einer neuen IR-Leitung und strategischem Fokus auf Europa.
Grünhorn startet laut Pharma Relations eine integrierte Plattform für die Cannabistherapie.
#CannaForschung
Wie die Pharmazeutische Zeitung mit Verweis auf eine Online-Erhebung des Instituts für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Hochschule Freiburg berichtet, kaufen 44 Prozent der Cannabis-Nutzer:innen in Deutschland Cannabis in Apotheken. Mit Verweis auf die gleiche Erhebung berichtet der SWR und FAZ, dass Cannabis-Konsumenten inzwischen lieber selber anbauen, statt beim Dealer zu kaufen.
Im Vorfeld des Zwischenberichts der Evaluation fordern viele Bundesländer Änderungen am Cannabis-Gesetz (epd). Der Drogenbeauftragter Streeck erwartete vor der Evaluation dagegen ein sehr gemischtes Bild (SWR).
Nach der Vorstellung des Zwischenberichts kritisieren einige, dass der illegale Markt nicht zurück gedrängt wurde (Die Zeit, Tagesschau, Focus, FAZ, Bild, Bild), andere verweisen auf den beachtlichen Rückgang der Cannabis-Straftaten durch die Entkriminalisierung (Telepolis, ZDF, Spiegel). Laut MDR sehen die Forscher kaum Handlungsbedarf beim Cannabisgesetz – die Union aber schon. LTO verweist darauf, dass der Cannabiskonsum nicht sprunghaft angestiegen sei. Die Zeit fordert: „Deutschland braucht mehr legales Gras“. Zugleich falle laut Zeit angesichts der positiven Ergebnisse der Kulturkampf ums Kiffen aus.
#CannaClubs:
In Erfurt wird ein zweiter Cannabis-Verein genehmigt (Thüringer Nachrichten). Der Cannabis-Club „NoTill420“ in Scheuerfeld startet den Anbau (Siegener Zeitung). Im Bergischen gibt es nur einen Anbauverein (Radio Berg). Auch der Cannabis Club Gronau ist mit dem Anbau gestartet ( Westfälische Nachrichten). Die Situation der Berliner Clubs ist dagegen nicht einfach (taz). In Jena kann ein Club nicht starten, weil er zwei Meter zu nahe an einem Spielplatz liegt (mdr). In Thüringen spüren Cannabis-Clubs Gegenwind bei Behörden (Südthüringen). Die Bild titelt sogar: „Ämter stoppen Kiffer-Clubs mit Spielplatz-Trick“. Insgesamt seien in Sachsen 20 Clubs genehmigt (MDR). In Braunschweig erntet der 4Strains Social erstmals (epd). In Wiesbaden startet ein Pilotprojekt für Cannabis-Tests in Clubs (Hessenschau). Ein Cloppenburger Cannabis-Club fährt die erste Ernte ein – es hakt aber noch (NWZ). Der erste Cannabis-Club aus Pinneberg erwartet eine satte Ernte (Hamburger Abendblatt). Der Weser Kurier berichtet, wie im Bremer Cannabis-Club Ernte und Abgabe laufen
Weiter hohe Wellen schlägt der gerichtlich verhängte Anbaustopp für Franken.Cannabis. Der erste Anbauverein Bayerns stehe nach der juristischen Niederlage bereits vor dem Aus. (Sonntagsblatt Zeitung, Die Zeit). Allerdings zeigt der Club noch Verwaltungsangestellte an (Fränkischer Tag). Ohnehin berichtet die Rheinische Post, dass 50 Prozent der Cannabis Clubs bei der Gründung aufgeben. Der BR blickt zurück auf den Kampf des Vereins mit den Behörden.
Die Welt kritisiert den Aufwand zur Betreuung der Clubs („Rund sieben Vollzeitstellen für 13 Anbauvereine. Das ist kompletter Wahnsinn“).
#CannaModellprojekte
In Hannover wurde das Modellprojekt durch die BLE abgelehnt: Steht auch die Laatzener Cannabisstudie vor dem Aus? (HAZ) Die FAZ bezeichnet das abgelehnte Pilotprojekt in Frankfurt als “ „verpasste Chance“.


1 comment
Danke für die schöne Zusammenfassung der Entwicklungen im Vorfeld der Gesetzesänderungen im Oktober! Es ist abzusehen, dass dadurch für die Online-Anbieter von Cannabis-Rezepten ein großer wirtschaftlicher Schaden entsteht. Einige Petitionen gegen die Änderungen laufen noch, beispielsweise diese: https://epetitionen.bundestag.de/content/petitionen/_2025/_07/_17/Petition_184070.html