Was wird aus den Clubs? Kritik an Cannabis-Plattformen und steigende Nachfrage. Das Cannabis-Presseecho im August.
#CannaClubs
Cannabis – Vom Schwarzmarkt zum Wirtschaftsfaktor? Der erste Juli sei der Startschuss für sogenannte Cannabis Social Clubs gewesen, in denen Anbau und Erwerb geregelt sein sollten – theoretisch. Denn die bürokratischen Hürden seien immens und die Landes- und Bezirksregierungen überfordert. Die meisten Social Clubs würden noch auf ihre Genehmigungen warten ARD Mediathek (14.08.2024).
Seit dem 1. Juli 2024 könnten Cannabis-Anbauvereine in Deutschland Lizenzen beantragen. Bisher seien 226 Anträge gestellt worden, vor allem in Nordrhein-Westfalen (53 Anträge). Niedersachsen habe als einziges Bundesland bereits acht Lizenzen genehmigt. Die Vereine müssten strenge Auflagen erfüllen, wie Sicherheitskonzepte und Mengenbeschränkungen. Die Umsetzung der Regelungen gestalte sich jedoch in einigen Bundesländern schwierig (Business Insider, 13.08.2024).
Die Euphorie sei groß gewesen bei den Gegnern der Prohibition, als die Ampelregierung die Teillegalisierung von Cannabis ab dem ersten April dieses Jahres beschlossen habe. Kiffen sei inzwischen erlaubt, der private Anbau von Hanf ebenfalls, beides zwar verbunden mit diversen Einschränkungen und Auflagen, aber immerhin. Als Nächstes, so sehe es das neue Cannabisgesetz vor, solle man sein grünes Kraut auch als Mitglied eines Cannabis Social Clubs in begrenzter Menge legal beziehen dürfen. Doch außer in Niedersachsen gehe es kaum voran (taz, 08.09.2024).
Das Handelsblatt (basierend auf dpa, 31.08.2024) sieht die Sache etwas anders: Nach der beschränkten Cannabis-Legalisierung für Volljährige kämen allmählich auch Vorbereitungen für Vereine zum Anbau größerer Mengen in Gang. Bundesweit seien inzwischen mehr als 280 Anträge auf Erlaubnisse dafür eingegangen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den zuständigen Länderbehörden ergeben habe. Und laut Tagesspiegel (31.08.2024) habe Ende August auch der erste Verein in Berlin eine Genehmigung für den gemeinschaftlichen Anbau von Cannabis erhalten. Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf habe den Antrag des Vereins Green Leaf Society genehmigt.
Unterdessen analysiert Ippen Media (30.08.2024) bereits die Preise in den Club: Vier Monate nach der Teil-Legalisierung öffneten die ersten deutschen Cannabis-Clubs. Doch, wie viel müssen Mitglieder für Gras bezahlen? Demnach variiereten die Cannabis-Preise zwischen drei und zehn Euro pro Gramm. Im Schnitt liege der Preis ungefähr bei sechs Euro.
#CannaGesellschaft
Die Bundesländer kritisierten die Cannabis-Legalisierung in Deutschland, jedoch nicht wegen der Konsumenten, sondern aufgrund der zusätzlichen Verwaltungsaufgaben. Besonders problematisch seien die aufwendigen Überprüfungen und möglichen Reduzierungen von Strafen für frühere Cannabis-Delikte sowie die Zulassung von Cannabis-Klubs. Länder wie Hamburg und Brandenburg berichteten von erheblichem Mehraufwand für Polizei und Justiz, während Bayern das Gesetz als “handwerklich schlecht gemacht” bezeichne (Süddeutsche Zeitung, 01.08.2024).
Bei der Hanfparade in Berlin hätten Teilnehmer unter dem Motto „Legalisierung, aber richtig!“ eine Verbesserung des Cannabiskonsumgesetzes gefordert. Trotz der Teillegalisierung hätten Aktivisten die stockende Umsetzung kritisiert, insbesondere die fehlende Einrichtung von Cannabis Social Clubs. Obwohl erstmals legal Marihuana konsumiert werden konnte, bleibe die vollständige Legalisierung das Ziel der Demonstranten (Berliner Morgenpost,10.08.2024).
Eine Umfrage der Björn Steiger Stiftung zeige, dass 61 Prozent der Deutschen noch nie oder in den letzten 12 Monaten kein Cannabis konsumiert hätten, wobei der Anteil in den neuen Bundesländern höher sei. Rund 70 Prozent sehen die Teil-Legalisierung positiv oder neutral. Nur acht Prozent würden, künftig mehr oder erstmals Cannabis zu konsumieren, bei den unter 20-Jährigen seien es jedoch 22,5 Prozent. Die Stiftung warne vor den Gefahren für die Verkehrssicherheit und empfiehlt eine strikte Trennung von Cannabiskonsum und Autofahren (Presseportal, 08.08.2024).
Die Fachhochschule Erfurt reagiere auf das sinkende Interesse am Gartenbaustudium, indem sie einen neuen Schwerpunkt auf den Anbau von Cannabis setze. Ab dem kommenden Semester könnten Studierende im Bachelorstudiengang “Gärtnerischer Pflanzenbau” lernen, wie Cannabis gezüchtet und vermehrt werde, mit der Möglichkeit, Praktika bei Hanfbauern zu absolvieren. Diese Spezialisierung solle das Studium attraktiver machen und das Interesse an der Gartenbauausbildung wiederbeleben (ZDF, 08.08.2024).
Durch die Cannabis-Legalisierung sei Kiffen in Deutschland jetzt erlaubt. Doch wo können Interessierte das Hanf eigentlich herbekommen? Eine Bericht in der Augsburger Allgemeine (04.09.2024).
Seit April 2024 sei der Konsum und Besitz von Cannabis in Deutschland teilweise legal. Aber in vielen Bundesländern verzögere sich die Umsetzung, weil die Behörden nicht wissen, wie das Gesetz umgesetzt werden solle (DW, 14.08.2024).
#CannaMedizin
Der Boom von medizinischem Cannabis führe zu Kontroversen, insbesondere über die einfache Verfügbarkeit von Rezepten online. Plattformenwürden Cannabis-Rezepte ohne Arztbesuch anbieten, was viele Patienten als praktisch empfinden. Kritiker wie der Münchner Arzt Florian Wesemann warnten jedoch vor den Risiken dieser Praxis. Landesärztekammern und Politiker wie der CDU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger würden Bedenken hinsichtlich eines möglichen Missbrauchs äußern (Frankfurter Rundschau, 06.08.2024). Auch Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) wolle den Bezug von medizinischem Cannabis über Onlineplattformen erschweren, um dessen Missbrauch zu verhindern (Ärzteblatt, 16.08.2024). Laut DAZ halte der Verband der Cannabis versorgenden Apotheken die Praktiken der Plattformen für Privatrezepte für Cannabisblüten für fragwürdig .
Cannabis auf Rezept zu bekommen, habe am Computer nur ein paar Minuten gedauert, erzähle ein Mann aus Berlin. Er habe online bei einer Plattform eine kurze Arztsprechstunde besucht. Die Zahl der Verschreibungen von medizinischem Cannabis steige offensichtlich, das bestätigt auch das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage. Die Online-Plattformen, über die Rezepte für Cannabis ausgestellt würden, seien oft speziell darauf ausgerichtet und würden im Internet sehr aktiv für sich werben. Laut Zeit (18.08.2024) gebe es Kritik.
Die teilweise Legalisierung von Cannabis habe den Markt für medizinische Cannabisprodukte in Schwung gebracht. Die Firma Cantourage könne die Nachfrage kaum bedienen (Tagesspiegel, 04.09.2024).
Die WAZ berichtet darüber, wie Cannabis gegen chronische Schmerzen und anderes helfe (19.08.2024). Laut der Pharmazeutischen Zeitung werde Cannabis zu Therapiezwecken in Deutschland inzwischen bei Cannabis zu mehr als 80.000 Menschen in Deutschland eingesetzt (16.08.2024).
#CannaWissen
Wiesbaden wolle in einem Modellprojekt den Cannabis-Verkauf in Apotheken testen. Eine entsprechende Absichtserklärung habe Gesundheitsdezernentin Milena Löbcke (Linke) am Donnerstag in Wiesbaden unterzeichnet. Demnach wolle die Stadt mit dem Verein “Cannabis Forschung Deutschland” kooperieren. Dieser werde zeitnah ein bundesweites Modellprojekt unter wissenschaftlicher Begleitung des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung Hamburg auf der Bundesebene beantragen (Hessenschau, 15.08.24).